Hamburg. Jahrelang protestierten Tierschützer gegen das Fahrgeschäft, doch nichts passierte – bis jetzt. Die Linke jubelt. Wie der Betreiber reagiert.
Bei all dem Lärm um das Ponykarussell Reitbahn Alt Wien hat der Senat das umstrittene Reiten auf dem Hamburger Dom jetzt still und leise beerdigt. Wie dem „Amtlichen Anzeiger“ vom 29. November zu entnehmen ist, wird der Domverordnung – Abschnitt 1, Absatz 2 – ein Satz hinzugefügt, wonach solche Fahrgeschäfte auf dem Heiligengeistfeld künftig nicht mehr gastieren dürfen. Dort heißt es nämlich: „Geschäfte, die gewerbsmäßig Tiere zur Schau stellen, werden nicht zugelassen.“
Das überrascht insofern, als der Senat und die für den Dom zuständige Wirtschaftsbehörde ein Verbot des Ponykarussells noch im April dieses Jahres für nicht umsetzbar hielten. Grund: Man könne Betriebe nicht von der Teilnahme am Dom ausschließen, solange sie die rechtlichen Vorgaben beim Tierschutz erfüllen.
Anderen Städten wie München war ein Verbot in der Vergangenheit jedoch gelungen. Nun scheint es damit auch in Hamburg zu klappen. Offiziell will sich die Wirtschaftsbehörde – auch mit Blick auf mögliche rechtliche Unwägbarkeiten – nicht äußern, sondern verweist auf den Wortlaut des Textes im „Amtlichen Anzeiger“.
Hamburger Dom: Jetzt doch! Aus für Ponykarussell
Für die Linke scheint die Sache hingegen klar zu sein: Das verhasste Ponykarussell auf dem Hamburger Dom ist endlich Geschichte. „Wir begrüßen diesen Schritt des Senats, auch wenn er spät kommt. Bereits im Jahr 2018 hat die Linksfraktion diese Änderung der Domverordnung in der Bürgerschaft beantragt – SPD und Grüne haben das abgelehnt“, sagt Stephan Jersch, tierschutzpolitischer Sprecher der Linken-Bürgerschaftsfraktion. Und weiter: „Unser Dank gilt den ehrenamtlichen Tierschützern und Tierschützerinnen, die mit ihrem unermüdlichen Einsatz dieses Verbot erst ins Rollen gebracht haben.“
Der „Sieg“ der Tierschützer ist aber wohl eher theoretisch-symbolischer Natur, denn schon seit 2019 gastiert die umstrittene Pony-Reitbahn nicht mehr auf dem Hamburger Dom. Per Telefon erreichte das Abendblatt am Montag den Chef der Reitbahn Alt Wien, Stefan Kaiser. Man möge ihn doch mit diesem Thema bitte in Ruhe lassen. Man sei mit dem Fahrgeschäft schon lange nicht mehr auf dem Hamburger Dom vertreten und werde es auch in Zukunft nicht sein, sagte Kaiser. Hörbar genervt.
Ponykarussell steht seit Jahren in der Kritik von Tierschützern
Sein Ponykarussell steht seit Jahren in der Kritik von Tierschützern. Ein Verbot forderte beispielsweise die Tierrechtsorganisation PETA, während etwa der Schaustellerverband den Verlust einer alten Domtradition befürchtete. Die Kritik entzündete sich vor allem daran, dass die Tiere gezwungen seien, Stunde um Stunde mit den Kindern auf dem Rücken im Kreis zu laufen – dieser Trott führe zu schmerzhaften Gelenk- und Wirbelschäden. 2016 eskalierte die Auseinandersetzung, als militante Tierschützer die Reitbahn angriffen und dabei zwei Mädchen verletzten.
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Gegenüber dem Abendblatt wies Betreiber Stefan Kaiser die Vorwürfe in der Vergangenheit entschieden zurück und sagte: „Wir lieben unsere Ponys, ihnen geht es bestens!“ Auch die Behörden hatten nichts zu bemängeln: Das Fahrgeschäft, so hieß es, halte alle Tierschutzauflagen ein.