Hamburg. Die schweren Schäden kamen bei Arbeiten am Gesims der Kirche zum Vorschein. Für die Sanierung fehlen 700.000 Euro. Das ist geplant.
Der himmlische Bautrupp an der Hauptkirche St. Michaelis muss Überstunden machen. Die Spendenkampagne, die vor gut einem Jahr für die Sanierung gravierender Schäden an Dach- und Turmgesims ins Leben gerufen wurde, geht in die Verlängerung. Denn während der Arbeiten wurde eine massive Rissbildung im Mauerwerk des Turms entdeckt. Der Hamburger Michel ist also weiterhin sanierungsbedürftig – und braucht Geld.
„Unser Wahrzeichen macht uns Sorgen“, sagte Hauptpastor Alexander Röder am Donnerstag. „Die Schäden sind viel größer, als wir es uns bis vor wenigen Tagen vorgestellt haben.“ Aber, fügte der langjährige Michel-Pastor hinzu, er sei „ein positiv denkender Mensch, der nach vorne blickt“. Und daher verkündete er erst einmal die gute Nachricht: Dass die Sanierung von Dach- und Turmgesims, die momentan wegen der Witterung pausiert, im März wieder aufgenommen und voraussichtlich im Mai beendet werden soll.
Risse im Hamburger Michel: Im 4. Turmboden klafft ein breiter Spalt
Im Sommer müsse man sich dann mit der Sanierung der Risse beschäftigen. Diese seien an der Ost- und an der Südfassade entdeckt worden, aber auch am Turm. Anhand von Bildern wird es deutlich: Die Risse ziehen sich vertikal über die gesamte Höhe des Turms, innen und außen. Eine verstärkte Rissbildung zeige sich neben der großen Orgel und auf dem 4. Turmboden, wo im Fußboden ein zwei Zentimeter breiter Spalt klafft – wie nach einem Erdbeben.
Alle Risse wurden dokumentiert. „Wir haben mit einer 2001 erstellten Risskartierung den ganzen Michel überprüft“, erläuterte Projektleiter Uwe Pfeiffer. „Diese Kartierung war damals Grundlage für die 2009 abgeschlossene letzte Sanierung, sodass wir an den aktuellen Rissen die Bewegungen der letzten 15 Jahre sehen.“
Michel: Sanierte Risse haben sich größtenteils wieder geöffnet
Alle innen und außen entdeckten Risse seien erfasst, digital ausgewertet und geprüft worden. Anhand dieses Monitorings habe man die besonders kritischen Risse erkannt und an diesen Messuhren befestigt. „Sie können wir Verformungen und Bewegungen auf einen Hundertstelmillimeter genau nachvollziehen“, so Pfeiffer. Oft sei diese aber auch jahreszeitlich bedingt. Insgesamt habe man erkannt, dass sich ein Großteil der seinerzeit kartierten und sanierten Risse wieder geöffnet habe.
Besonders kritisch sei es am Pfeiler des südlichen Treppenturms, wo sich auch das Eingangsportal befindet, am Übergang zum Kirchenschiff. Dort gebe es einen massiven Riss, der pro Jahr um 0,5 Millimeter wachse. „Um dieses Stückchen rutscht der Turm jedes Jahr seitlich vom Fundament weg ein bisschen weiter Richtung Elbe.“
Massive Risse am Michel: So sollen die Schäden saniert werden
Auch, wie es überhaupt zu der Rissbildung und den Schäden am Mauerwerk kam, erläutert der Sachverständige. Eine wesentliche Ursache seien die Brände von 1750 und 1906. Denn beim Wiederaufbau sei der innere Kern, der durch die hohe Hitze Schaden erlitten habe, erhalten geblieben. „Durch eindringendes Wasser, aufweichenden Gipsmörtel sowie die gewaltigen Kräfte, die durch Wind und das Eigengewicht des Turmes auf die Wände wirken, vergrößern sich diese Risse seit vielen Jahrzehnten.“
Um die fortschreitende Rissbildung zu verringern und so das Mauerwerk und den Turm insgesamt zu stabilisieren, sollen zunächst etwa vier Zentimeter große Löcher gebohrt werden. Durch diese werden dann bis zu sieben Meter lange Bewehrungsstäbe aus Stahl eingebracht und mit Epoxidharz verklebt, um die verschiedenen Mauerwerksbereiche miteinander zu verbinden.
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Zusätzlich soll in den Turmböden 1 bis 5 eine Stahlkonstruktion installiert werden, die als innenliegende Zugverankerung ein weiteres Auseinanderdriften des Mauerwerks verhindert. An der Fassade werden die Risse geschlossen, sodass ein weiteres Eindringen von Wasser verhindert wird.
Hamburger Michel sucht Spender: Sanierung kostet 700.000 Euro
Die Sanierung der Risse soll im Sommer beginnen und nach rund neun Monaten abgeschlossen sein. Um die Kosten dafür tragen zu können, brauche man mehr Spenden, so Hauptpastor Röder. Der „himmlische Bautrupp“ müsse in die Verlängerung gehen. Rund 1000 Menschen hätten im Rahmen der Kampagne bereits rund 600.000 Euro gespendet. „Jetzt müssen wir das Spendenziel auf 1,3 Millionen Euro erhöhen. Wir hoffen sehr, dass uns auch dieses Mal viele Michel-Freunde unterstützen und sich am himmlischen Bautrupp beteiligen.“
Und so funktioniert es: Durch Ihre Spende können die Unterstützer den „Bautrupp“ mit Arbeitsstunden ausstatten (eine halbe Arbeitsstunde kostet 35 Euro) und als „himmlischer Helfer“ symbolisches Mitglied werden. Welches Gewerk durch die Spende unterstützt werden soll, kann man auf der Website von St. Michaelis festlegen, auf der sich die verschiedenen „Baustellen-Engel“ auch vorstellen.