Hamburg. Das gesamte Dach- und Turmgesims der Hauptkirche muss dringend saniert werden. Wie Sie den „himmlischen Bautrupp“ unterstützen.
Die größte Gefahr lauert gleich über dem Hauptportal. Oberhalb der Figur des Erzengels Michael, in fast 50 Meter Höhe, ist das Dachgesims der Hauptkirche St. Michaelis marode. Ein etwa 1,50 Meter langes, 40 Zentimeter breites und 200 Kilogramm schweres Betonstück könnte von Michel herabstürzen, in dem am Freitag die Trauerfeier für Altbürgermeister Hans-Ulrich Klose stattfinden wird.
Deshalb stehen an dem Hamburger Wahrzeichen und Touristenmagnet Reparaturarbeiten an. „Als der Michel nach der vollständigen Zerstörung durch ein Feuer 1906 wiederaufgebaut wurde, galt der Stampfbeton, aus dem das Gesims besteht, als haltbares Baumaterial“, so Hauptpastor Röder. „Nach mehr als 110 Jahren müssen wir ihn aufwendig sanieren.“
Gefahr am Michel – „Himmlischer Bautrupp“ soll bei Sanierung helfen
Bei der Finanzierung der Maßnahme, die ein Jahr lang dauern und eine Million Euro kosten soll, sei man auf die Hilfe der Hamburgerinnen und Hamburger angewiesen, betonte der Michel-Pastor. Und weil es sich bei einem Gesims ähnlich verhalte wie bei einem Fundament („Es sieht hinterher aus wie vorher“) und das Thema daher „nicht sehr sexy“ sei, habe man sich eine „Kampagne mit Augenzwinkern“ ausgedacht.
Doch zunächst zu den Schäden. So drastisch ist es sonst an keiner anderen Stelle des Hamburger Wahrzeichens. Doch das gesamte 1911 angebrachte Dach- und Betongesims ist von Rissen durchzogen und muss saniert werden. Das sei bei einer Untersuchung per Drohne und Hubsteiger entdeckt worden, hieß es am Mittwoch, als Röder die geplante Maßnahme mit Michael Kutz, Geschäftsführer der Stiftung St. Michaelis, und Michel-Geschäftsführer Matthias Farr vorstellte.
Michel: Größere Risse an Hamburgs Wahrzeichen müssen schnell repariert werden
Alle Risse seien vermessen, nach Dringlichkeit eingestuft und in einem Kataster vermerkt worden, so Farr. Insbesondere die größeren Risse, vor allem der über dem Haupteingang, müssten noch vor dem Winter repariert werden. „Feuchtigkeit und Frost könnten sonst dazu führen, dass Betonstücke abplatzen.“
Zwei weitere Sanierungsphasen sollen ab Frühjahr folgen. Im Frühjahr würden per Hubsteiger oder Gerüst zunächst alle Risse verpresst und versiegelt, erläuterte Farr. Anschließend müsste man im Inneren auf den „Köpfen“ der hohen Wände eine ringförmige Metallschiene aufbringen. „So wird verhindert, dass diese auseinanderdriften.“
Michel – „Himmlischer Bautrupp“ aus sieben Engeln soll Spenden eintreiben
Bei der Finanzierungskampagne gehe es um Engel, so Hauptpastor Röder. „Nicht um die, die zu Weihnachten auftauchen, sondern um die liturgischen Wesen, die von Gott geschickt werden, um mit den Menschen zusammenzuarbeiten – und um sie zu inspirieren, Gutes zu tun.“ Genau das sei nun die Aufgabe eines „Himmlischen Bautrupps“, den man aus einigen der „unendlich vielen kleinen Engeln im und am Michel“ zusammengestellt habe.
„Chef der Bautruppe ist der Erzengel Michael. Er übernimmt als ,Schutz-Engel‘ quasi die Bauleitung“, so Stiftung-Geschäftsführer Kutz, als er in der Turmhalle der Kirche Bilder der geflügelten Bauarbeiter enthüllte – die sich übrigens, ähnlich wie auf Wackelkarten, den vorbeigehenden Besuchern mal mit und mal ohne goldenen Bauhelm präsentieren.
„Steinmetz-Engel“ steht im Michel auf dem Schalldach der Kanzel
Des Weiteren sind als Vertreter ihrer Zunft dabei: der „Steinmetz-Engel“, eigentlich Verkündigungsengel auf dem Schalldeckel der Kanzel; der „Betonbauer-Engel“, der das Taufbecken hält; der „Maurer-Engel“, der seinen Stammplatz oberhalb des Altars hat; der „Gerüstbauer-Engel“, der aus dem Stuck unter der Kirchendecke hervorlugt; der musizierende „Baustellenorchester-Engel“ und schließlich der „Maler-Engel“, der wie das Altarbild aus farbigen Mosaiksteinchen besteht.
Jeder dieser Engel aus dem „Himmlischem Bautrupp“ wirbt dafür, seine Zunft zu unterstützen. „Sie teilen unser Faible für stilvolles Handwerk und Architektur? Dann unterstützen Sie die Arbeit der Steinmetz-Engel“, heißt es etwa. Oder: „Sie haben keine Höhenangst und Gottvertrauen? Dann unterstützen Sie die Arbeit der Gerüstbauer-Engel.“
St. Michaelis: Eine 35-Euro-Spende finanziert eine halbe Arbeitsstunde
Und das geht ganz einfach. Jede und jeder könne mit einer Spende zum „Himmlischen Helfer“ werden, betonten Röder und Kutz. Mit 35 Euro könne eine halbe Arbeitsstunde finanziert werden. Insgesamt gehe man von rund 7000 erforderlichen vollen Arbeitsstunden aus.
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Alle Förderer werden in ein Verzeichnis auf der Internetseite der Stiftung aufgenommen und dort präsentiert. Die Sanierungskosten seien bereits zur Hälfte gesichert: Dank eines Nachlasses in Höhe von 400.000 Euro sowie einer Großspende der Mäzenin Hannolore Greve ständen bereits 500.000 Euro zur Verfügung, so Kutz.
Michel – Besucheraufkommen nach Corona erst wieder bei 70 Prozent
Röder verwies auf die Einnahmen aus Kirchensteuern, die mittlerweile weniger als 15 Prozent betrügen und weiterhin sinken würden. Und Farr ergänzte, der Michel stehe „finanziell solide“ da. „Wir müssen aber wachsam sein, dass der Michel als Wahrzeichen weiterhin attraktiv bleibt.“
Derzeit liege das Besucheraufkommen erst bei 70 Prozent der Vor-Corona-Zeiten, was aber nicht gleichzeitig auch 70 Prozent weniger Geld in den Kassen der Hauptkirche bedeute. Das liege am Shop im neuen Besucherzentrum von St. Michaelis. „Dort geben die Menschen gerne Geld aus.“