Hamburg. Im Lima Studio auf St. Pauli sollen auch Anfänger fit werden – per Gravity Training. Wie sehr man dabei an seine Grenzen kommt.
- Im Lima Studio auf St. Pauli können Hamburger beim Gravity Training gegen die Schwerkraft trainieren.
- Mit nur einem Gerät, dem Total Gym, soll der ganze Körper gefordert werden.
- Anfänger und Profis trainieren zusammen, jeder auf seinem eigenen Niveau.
Auf dem Weg zum Lima Studio auf St. Pauli stelle ich erschrocken fest, dass ich das letzte Mal vor sieben Jahren Sport gemacht habe. Und ich frage mich nun, ob ich überhaupt fit genug bin, um an dem Sportkurs in der Budapester Straße teilzunehmen. Der US-Trendsport Gravity, den Linda-Maria Reich (38) – Trainerin und Geschäftsführerin der Lima Studios – in Hamburg anbietet, klingt jedoch vielversprechend – vor allem für einen blutigen Fitness-Anfänger wie mich.
Mit dem Total Gym „Encompass“, einem variabel einsetzbaren Sportgerät, trainiert man gegen die Schwerkraft und kann den Schwierigkeitsgrad individuell einstellen. Dadurch sollen Anfänger und Profis zusammen und gleichzeitig jeder auf seinem eigenen Niveau den ganzen Körper trainieren können, so das Versprechen. Davon will ich mich selbst überzeugen.
Sieben Jahren ohne Sport: Reporter testet in Hamburg US-Fitness-Trend
Beim Betreten der Räumlichkeiten setzt bei mir Erleichterung ein. Das Lima Studio wirkt eher wie ein schickes Hamburger Loft und weniger wie eine Mucki-Bude. Damit spiegelt es das nachhaltige Konzept des Studios wider. Nur ums Abnehmen geht es hier übrigens nicht. „Unsere Kunden sind überwiegend da, um Stress abzubauen, gesund zu bleiben und effizient zu trainieren“, sagt Reich.
Zentraler Ausgangspunkt des Lima Studios ist das Sportgerät Total Gym, mit dem alle Bereiche des Körpers trainiert werden können. „Du trainierst dabei mit deinem Körpergewicht gegen die Schwerkraft“, sagt Reich. Daher stammt auch der Begriff „Gravity“ (deutsch: Schwerkraft). Trainiert wird auf einer Art Schlitten, das eigene Körpergewicht muss gegen eine Steigung hochgezogen werden. Genau das wird leichter oder schwieriger, indem die Steigung ganz unkompliziert erhöht oder gesenkt wird.
Gravity-Training auf St. Pauli: Nach dem Aufwärmen sind Liegestütze dran
Ausgestattet mit Handtuch und Trinkflasche, die jeder Kunde vor Ort erhält, wage ich mich in das 30-minütige Workout. Die Übungen dauern jeweils 40 Sekunden und finden abwechselnd auf dem Total Gym und dem Boden statt. Nach einer kurzen Aufwärmphase geht es los. Während ich zunächst durch Liegestütze Brust und Trizeps trainiere, schallt energiegeladene Musik aus den Lautsprechern.
Nach besagten 40 Sekunden wechsle ich die Station und sitze erstmals auf dem Total Gym. Mit Klimmzügen soll jetzt der Latissimus, also die Rückenmuskulatur, gefordert werden. Klimmzüge waren nie meine große Stärke. Da ich das Gewicht auf meine Bedürfnisse anpassen kann, schaffe ich aber mehr Wiederholungen als gedacht – ein kleines Erfolgserlebnis.
Gravity in Hamburg: Fitness-Trend bringt Anfänger ordentlich ins Schwitzen
Die anfängliche Euphorie über mein eigenes Leistungsvermögen verfliegt jedoch mit jeder weiteren Übung. Sieben Jahre Sportabstinenz machen sich bemerkbar. Mein Herzschlag beschleunigt, ich habe Schweiß auf der Stirn. Die anderen Teilnehmer verkraften das Workout besser als ich und lassen sich offensichtlich häufiger von Linda-Maria Reich und ihren Kollegen trainieren.
Viele der Teilnehmer seien Stammkunden, sagt Reich. „Hier finden CEOs und auch Angestellte das passende Training.“ Besonders beliebt seien die Kurse bei Unternehmern, zum Beispiel bei Gastronomen, die nur wenig Zeit zum Trainieren haben und diese möglichst effizient nutzen wollen.
Gravity im Lima Studio auf St. Pauli – auch Promis trainieren hier
Genauso wichtig sei eine Wohlfühlatmosphäre. Das bedeutet: Handys haben beim Training nichts zu suchen und bleiben in der Umkleide. Zudem wird im Lima Studio, in dem auch Promis wie Starköchin Cornelia Poletto und der Ex-Deutsche-Bahn-Chef Rüdiger Grube trainieren, Diskretion großgeschrieben. „Alles, was hier stattfindet, bleibt in diesen Räumlichkeiten“, sagt Reich.
Von Übung zu Übung stoße ich immer schneller an meine Grenzen. Zwar kann ich den Schwierigkeitsgrad am Gerät einstellen, bei den Bodenübungen nimmt mir aber niemand mein Körpergewicht ab. Ich wünsche mir nichts mehr als eine kurze Pause zum Verschnaufen – doch dann packt mich der Ehrgeiz.
Fitness-Trend Gravity in Hamburg: Als Anfänger wäre Personal-Training ratsam
Zusammen mit elf weiteren Teilnehmern will ich das Training unbedingt bis zum Ende durchziehen. Höchstens zwölf Personen können gleichzeitig teilnehmen, manche Kurse sind auf sechs Personen begrenzt. Diese Exklusivität hat allerdings auch ihren Preis. Das günstigste Abo kostet 140 Euro im Monat. Abonnenten können sich aus allen Kursen acht Einheiten pro Monat zum Teilnehmen heraussuchen. Ein Einzelticket ist für 38 Euro erhältlich.
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Nach einer halben Stunde ist der Kurs vorbei. Für mich ist es ein Moment der Erlösung. Das Fazit: Effektiv ist das Training allemal. Ich habe das Gefühl, jeden Muskel meines Körpers gefordert zu haben. Wegen der hohen Intensität und des schnellen Wechsels zwischen den Übungen wäre Personal-Training, das ein zweites Lima Studio in Bahrenfeld anbietet, für mich als Anfänger wohl die passendere Variante.
„Unsere Empfehlung ist, in den ersten Wochen Personal-Training zu machen, damit man weiß, was die eigenen Stärken und Schwächen sind“, rät Reich. Danach könne man besser in die Kurse einsteigen, die 30, 50 oder 60 Minuten dauern. Wer das Personal-Training in Anspruch nehmen will, muss allerdings tief in die Tasche greifen. Im Abo-Modell kostet eine halbe Stunde pro Woche 70 Euro, also 280 Euro pro Monat.