Hamburg. Ein gesuchter und untergetauchter Mann lässt sich im Hauptbahnhof zu einem Diebstahl hinreißen. Warum er jetzt so lange in Haft geht.

Über zu wenig Arbeit kann sich die Bundespolizei in Hamburg nicht beschweren, nicht im Bereich der S-Bahn-Stationen und erst recht nicht am Brennpunkt Hauptbahnhof, wo sie zusammen mit der Landespolizei, dem Sicherheitsdienst der Bahn und der Hochbahnwache vor einigen Monaten eine offenbar fruchtbare Sicherheitsoffensive gestartet hat.

Die Gewaltdelikte sind seither deutlich zurückgegangen, aber Kleinkriminelle halten die Bundesbeamten weiterhin täglich auf Trab. Kriminalistisches Graubrot sozusagen – aber manchmal lohnt es sich dann doch.

Billig-Bartschneideset im Hamburger Hauptbahnhof gestohlen, halbes Jahr Gefängnis kassiert

Wie bei dem 55-Jährigen, der am Montagnachmittag nach einem mutmaßlichen Diebstahl im Hauptbahnhof gefasst wurde. Gegen 16 Uhr hatte der Mann dort in einem Rossmann-Drogerieladen ein Haar- und Bartschneideset im Wert von exakt 9,99 Euro gestohlen und wurde dann von einem Kaufhausdetektiv erwischt. Wie Rüdiger Carstens, Sprecher der Bundespolizeiinspektion Hamburg, dem Abendblatt auf Anfrage sagte, sei der Mann in der Vergangenheit mehrmals mit kleineren Diebstahlsdelikten aufgefallen.

In diesem Fall aber brachte der Ladendieb noch einige strafrechtliche Vorbelastungen mit, wie sich herausstellte. „Die anschließende Überprüfung der Personaldaten des Beschuldigten durch die eingesetzten Bundespolizisten ergab zwei Ausschreibungen zur Festnahme wegen Diebstahlsdelikten und einer Falschaussage“, sagte Carstens. Seit Anfang August sei der 55-Jährige per Haftbefehl gesucht worden. Doch er sei bislang „untergetaucht“ gewesen, habe sich so der Strafvollstreckung entzogen.

55-Jähriger zahlt nicht und muss deshalb jetzt ins Gefängnis

Bei Verurteilungen wegen (kleinerer) Vergehen verhängt das Gericht in der Regel eine Geldstrafe. Im Fall des 55-Jährigen waren es rund 1800 Euro, die er aber bislang nicht gezahlt habe, so Carstens.

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Folge: Fast das gesamte kommende halbe Jahr wird der Mann hinter Gittern bleiben müssen. „Jetzt hat der 55-Jährige eine Ersatzfreiheitsstrafe von insgesamt 151 Tagen zu verbüßen“, so Carstens. Gegen den Mann sei zusätzlich noch ein Strafverfahren wegen Diebstahls eingeleitet worden.