Hamburg. Um den Hauptbahnhof sicherer zu machen, wollen Polizei und Wachdienst enger zusammenarbeiten. Was genau geplant ist.

Allianz sicherer Hauptbahnhof“ – hinter diesem Slogan steckt ein Konzept. Und zwar das hier: Polizei Hamburg, die Bundespolizei, die DB-Sicherheit und die Hochbahn-Wache wollen enger zusammenarbeiten. „Die vier Sicherheitsorganisationen wollen durch gemeinsame Einsatzkonzepte und verstärkte Präsenz die Sicherheit im Bereich des Hauptbahnhofs verbessern“, heißt es in einer Erklärung.

Dabei sollte die Zusammenarbeit im und rund um den Hamburger Hauptbahnhof, der nicht nur mit täglich 550.000 Besuchern der größte Bahnhof Deutschlands ist, eine Selbstverständlichkeit sein. Die neue Allianz lässt sich angesichts der Problematik im Bahnhofsumfeld vielmehr als „Signal“ verstehen.

Hauptbahnhof ist Kriminalitäts-Brennpunkt – 21.000 Straftaten im Vorjahr

Das Bahnhofsviertel St. Georg ist mit 20.699 bekannt gewordenen Straftaten der Kriminalitäts-Brennpunkt in Hamburg. Einen nicht unerheblichen Anteil daran hat die offene Drogenszene, die sich im unmittelbaren Umfeld befindet. Der Hauptbahnhof selbst fällt durch einen drastischen Anstieg der Taschendiebstähle auf und landet erneut auf Platz 1 bei den Gewaltdelikten im bundesweiten Bahnhofs-Vergleich.

Nachdem im dritten Quartal 2022 die Zahl der Straftaten im und am Bahnhof im Vergleich zur Vor-Coronazeit erneut deutlich gestiegen war, wurde das Thema drängender. „Die Polizei reagiert auf die festgestellten Entwicklungen und ist darüber mit anderen Beteiligten wie der Bundespolizei, der Sozialbehörde und dem zuständigen Bezirksamt im engen Austausch“, hieß es damals.

Sicherheit in Hamburg: Schwerpunkteinsätze von Polizei, Hochbahn und Bahn geplant

Jetzt sind es nicht die anderen Behörden, sondern Hochbahn und Bahn, die mit ins Boot geholt werden. Der Plan: Es soll gemeinsame Schwerpunkteinsätze geben. Man will gemeinsam die Videoüberwachung und deren Bilder nutzen – wenn es der Datenschutz denn zulässt. Alle Erkenntnisse sollen in gemeinsame Lagebilder fließen.

Und man will täglich gemeinsam auf Streife gehen, wobei jede der vier beteiligten Institutionen jeweils fünf Einsatzkräfte stellt. Das soll mehr Präsenz bringen. Außerdem sollen die Beamten und Sicherheitsleute besser ansprechbar sein, um schnell und niederschwellig auf Verstöße reagieren zu können.

Hauptbahnhof: Innensenator Grote spricht von „neuer Qualität der Zusammenarbeit“

„Mit der heute besiegelten Allianz erreichen wir eine neue Qualität der Zusammenarbeit. Wir wollen, dass sich alle Hamburgerinnen und Hamburger aber auch die Gäste unserer Stadt am Hauptbahnhof sicher fühlen“, sagt Innensenator Andy Grote (SPD) zu der neuen Allianz.

„Für die vier Partner hat der Hamburger Hauptbahnhof höchste Priorität. Daher gehen wir jetzt gemeinsam einen großen Schritt nach vorne. Durch die neue Konzeption und die gemeinsamen Streifen bündeln wir unsere Sicherheitsarbeit in einer Hand und werden sichtbarer, präsenter und wirksamer.“

Deutsche Polizeigewerkschaft ist mit Blick auf das neue Konzept nicht so optimistisch

Thomas Jungfer, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, ist da nicht ganz so optimistisch. „Zusammenarbeit ist immer gut. Aber ich sehe das Konzept auch skeptisch. Es ist oft so, dass wenn man nicht mehr weiter weiß irgendeine Sicherheitsallianz gebildet wird“, sagt Jungfer.

„Die jetzige Allianz muss man sicher vor der Entwicklung im Stadtteil St. Georg sehen, die ja nicht gerade unproblematisch ist. Zudem üben nur Landes- und Bundespolizei das Gewaltmonopol aus. Die Sicherheitsdienste können nur im Rahmen der Jedermannrechte, des Hausrechts und der Nothilfe agieren.“