Hamburg. Influencerinnen haben in den sozialen Medien für ihren Flohmarkt Werbung gemacht. Junge Frauen kommen in Scharen. Ein modernes Phänomen.
Manchmal reicht eine kleine Nachricht in den sozialen Medien, um geradezu eine Welle in Bewegung zu setzen. Allerdings dauert es im konkreten Fall etwas, denn erst mal gibt es Stillstand an diesem Sonntagnachmittag. Hunderte Mädchen und junge Frauen stehen Schlange am Großen Burstah in der Hamburger Innenstadt. Bei mancher von ihnen wird die Geduld auf eine harte Probe gestellt. „Wir warten schon zwei Stunden“, sagt eine junge Frau, die mit mehreren Freundinnen unterwegs ist. Ihr Ziel ist der Blogger-Flohmarkt im Burstahhof. Sehr lange Schlangen gab es an diesem Sonntag auch beim Harry-Potter-Fanfest am Großmarkt.
Dort haben sich an diesem Sonntag mehrere Influencerinnen zusammengetan, um Klamotten aus ihren Kleiderschränken anzubieten, die sie selbst nicht mehr tragen.
Hamburger Innenstadt: Warum sich junge Frauen stundenlang anstellen
Doch bis man es überhaupt mal in den Verkaufsraum schafft, ist viel Geduld angesagt. Vor dem Eingang an der Straße steht Daniel Blömers mit einem Bekannten und lässt nur dann neue Kundinnen ein, wenn welche das Haus verlassen.
Wer dann das Glück hat reinzudürfen, wartet weiter, denn die Menschentraube schlängelt sich über mehrere Etagen durch das Treppenhaus.
Auf einer Büroetage gibt es gebrauchte Klamotten
Samira Blömers, Marketingchefin der Lycka GmbH, hat dafür die Büroräume des Unternehmens freigeräumt. Lycka verkauft vegane Bioriegel. Die 32-Jährige ist völlig überrascht von dem Zulauf: „Wir dachten, es kommen vielleicht 200 Leute.“ Mit einem so großen Andrang hätten sie und die anderen Veranstalterinnen niemals gerechnet. Aber der Termin sei über die sozialen Medien verbreitet worden, und so hat sich die Sache wohl verselbstständigt.
Allein Lifestyle-Influencerin Luise Neck hat knapp 50.000 Follower. „Ich wollte Klamotten loswerden, daher habe ich ein paar Leute zusammengetrommelt“, sagt die 24-Jährige.
Bloggerflohmarkt: Manche sind eher auf Selfies aus als auf Schnäppchen
Ihre Kollegin Marina (39) hat schon für ein paar Selfies posiert. Der Modeinfluencerin folgen etwa 200.000 Menschen. Der Verkauf laufe heute eher mau, sagt sie. Viele kämen nur zum Gucken.
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Eine Vierergruppe, die gerade den Verkaufsraum verlässt, hat zwar nichts gekauft, ist aber trotzdem nicht gänzlich unzufrieden. Immerhin hätten sie Gratisgetränke und Gratisriegel bekommen. Dann schlängeln sie sich nach unten an der wartenden Menge vorbei, die sicher ist, ansonsten etwas Wichtiges zu verpassen. Ein junger Mann auf der Straße, der mitbekommen hat, wofür sich all die jungen Frauen anstellen, sagt augenrollend: „Das ist genau der Grund, warum ich nicht heiraten will.“