Hamburg. Open-Air-Veranstaltungen, Kaffee und Kuchen: Das Park-Café hat für viele Zielgruppen etwas zu bieten. Was es so erfolgreich macht.
Ibiza-Gefühl mitten in Hamburg? „Das gibt es regelmäßig auf unserer Terrasse“, verspricht Thomas Kolbatz. Der 38-Jährige ist verantwortlich für das Programm und die Veranstaltungen im Café Schöne Aussichten am Gorch-Fock-Wall in der Hamburger Innenstadt. Er sagt selbstbewusst: „Wir sind der gefragte Laden für Tanzveranstaltungen. Und das liegt auch daran, dass man bei uns draußen feiern kann. Das ist absolut im Trend.“
Seit 1982 gibt es das Kult-Café oberhalb des Wallgrabens in Planten un Blomen bereits. Seither zieht das Lokal Tanz- und Feierwütige an. In der letzten Zeit boomt das Schöne Aussichten wieder. Goldene Schallplatten wie in den Anfangsjahren werden hier zwar schon längst nicht mehr übergeben, doch die Facetten der Veranstaltungen im Café Schöne Aussichten seien sehr vielfältig, sagt Alexander Kulick. Er ist wie Thomas Kolbatz einer der fünf Gesellschafter der Schöne Aussichten Gaststätten-Betriebsgesellschaft mbH.
Planten un Blomen: Café Schöne Aussichten spricht viele Zielgruppen an
„Zielgruppentechnisch sind wir sehr breit aufgestellt. Wir haben Angebote unterschiedlicher Genres. Wir sind ein Standort, der niemanden ausschließen möchte. Deshalb sind wir erfolgreich“, sagt Kolbatz. Auch 40- oder 50-Jährige hätten schließlich noch Lust zu tanzen. Er sagt: „Die Clubs sterben, weil sie nur ein Publikum haben. Aber die jungen Leute sind den Clubs nicht mehr so treu. Jede Woche das Gleiche zu haben ist nicht mehr en vogue.“
Das Café Schöne Aussichten hat vor mehr als 40 Jahren einen Nerv getroffen. „Uriz von Oertzen war ein Pionier der modernen Outdoor- und kulturellen Erlebnisgastronomie. Damals gab es draußen nur Kännchen“, erinnert sich Kulick. Im Café Schöne Aussichten sei damals schon Brunch serviert worden, was damals noch etwas sehr Exotisches gewesen sei. „Das hat diesen Ort bei der ,Boheme‘ sehr bekannt und beliebt gemacht.“
Park-Café in Hamburg: Hier traten Musiker wie Lenny Kravitz auf
Der langjährige Betreiber Uriz von Oertzen habe das Café mit seinen guten Kontakten zur Musikindustrie schnell „zur erfolgreichsten Location der 80er-Jahre gemacht“, sagt Kulick.
Viele Musiker standen hier auf der Bühne, ehe sie international berühmt wurden. „Lenny Kravitz hat hier sein erstes Deutschland-Konzert gegeben“, sagt Thomas Kolbatz. Uriz von Oertzen hat wie so vieles andere auch das Originalplakat von Kravitz‘ damaligem Auftritt aufbewahrt. Viele dieser Devotionalien aus über 40 Jahren finden sich auch in dem Bildband „Schöne Aussichten. Von Tagedieben und Nachtgestalten“ (Junius Verlag), der im vergangenen Jahr erschienen ist.
Planten un Blomen: 2009 wurde Orangerie gebaut, um mehr Platz zu haben
2009, als die neuen Gesellschafter übernahmen, wurde der ursprünglich kleine Pavillon mit Außenbereich um die sogenannte Orangerie – den großen Veranstaltungsbereich – erweitert. Außer Tanzveranstaltungen gibt es in dem Park-Café Firmenveranstaltungen, geschlossene Gesellschaften und gelegentlich Konzerte. Auch die noch recht junge Veranstaltungsreihe “Mama geht tanzen“ hat hier eine Heimstätte.
Etwa 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter viele Teilzeitkräfte, halten den Laden am Laufen. 500 Menschen können im Café Schöne Aussichten feiern – bei schönem Wetter, wenn auch die Terrasse lockt, finden 200 weitere Personen Platz.
Café Schöne Aussichten: Feiern wie auf Ibiza – aber die Preise sind niedriger
Auch wenn es keine direkten Anwohner gibt, hagelt es laut Kolbatz immer mal wieder Beschwerden von Parkbesuchern, denen es zu laut ist. Dabei ist lautes Feiern erlaubt. 14 Open-Air-Termine seien bei der Parkverwaltung angemeldet und auch genehmigt, sagt er. „Die beginnen um 15 Uhr und sorgen für Ibiza-Feeling. Nur dass es bei uns grüner ist – denn wir feiern in der grünen Lunge Hamburgs mitten im Park.“
Auch die Preise sind erheblich niedriger als auf der Baleareninsel. Die Eintrittspreise liegen laut Kolbatz zwischen 15 und 20 Euro. Der traditionsreiche After-Work-Club, den es seit 25 Jahren gibt, kostet neun Euro Eintritt.
In den sozialen Medien sind die Kommentare zum Café Schöne Aussichten gemischt. Sie reichen von „Beste Location überhaupt“, bis „Abgehobene Türsteher. Geht gar nicht“.
Planten un Blomen: Café Schöne Aussichten soll umgebaut werden
Wer mit Tanzen nichts am Hut hat, kann auch bloß den Café-Betrieb nutzen. Kaffee und Kuchen werden von 10 bis 18 Uhr serviert. Wenn es in der Orangerie Veranstaltungen gibt, endet der Café-Betrieb auch früher. Das Angebot ist in diesem Sommer allerdings eingeschränkt, außer Kuchen gibt es keine Speisen. „Wir sind in einem Übergangsjahr“, so Thomas Kolbatz.
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Der Grund: Das Café soll im kommenden Frühjahr umgebaut werden. Kürzlich sei der Mietvertrag für das Gebäude, das der städtischen Sprinkenhof GmbH gehört, um weitere zehn Jahre verlängert worden. Nun könne man wieder planen und investieren, sagen die Gesellschafter.