Hamburg. Passanten rümpfen die Nase und wundern sich: Wo kommt bloß dieser fiese Geruch her? Eine Expertin erklärt, woran das liegt.
Igitt, was ist das bloß für ein ekliger Gestank im Bereich Jungfernstieg in der Altstadt? Ausgerechnet rund um die Prachtmeile in Hamburg stinkt es. Am Donnerstagmorgen war es besonders schlimm. Innenstadtbesucher, die rund um den Reesendamm in der Nähe der Haspa-Filiale unterwegs sind, wundern sich über einen fauligen Geruch.
Dass der Mief an ein Klärwerk erinnert, ist naheliegend. Denn: Der Gestank kommt aus der Kanalisation. „Tatsächlich können Geruchsbelästigungen im Betrieb der Kanalisation immer mal wieder und aus verschiedenen Gründen auftreten“, sagt Anna Vietinghoff, Sprecherin bei Hamburg Wasser. Warum es mal weniger riecht und mal ganz schlimm, liegt am Wetter.
Jungfernstieg Hamburg: Übler Geruch breitet sich in der City aus
Ist es zu trocken, kann es stinken: „Insbesondere in Zeiten langanhaltender Trockenheit kommt das in Gebieten vor, in denen die Kanalisation im sogenannten Mischsystem betrieben wird“, erklärt Anna Vietinghoff. Mischsystem bedeutet: Sowohl Regenwasser als auch häusliches Schmutzwasser fließen in einem Rohr in Richtung Klärwerk. Anders als das Trennsystem, bei dem das Regenwasser in einem eigenen Rohr abfließt und nicht zum Klärwerk gelangt, sondern in ein nahe gelegenes Gewässer geführt wird. Die gesamte Hamburger Innenstadt wird im Mischsystem entwässert.
Nicht nur Trockenheit, auch das derzeitige Wetter mit heftigen Regenschauern und dann wieder trockenen Phasen trägt zur Geruchsbelästigung rund um die Großbaustelle Jungfernstieg bei – und genau das war am Mittwoch der Fall.
Bei Wettextremen passiert nämlich Folgendes in der Hamburger Kanalisation: „Die großen Regenmengen spülen die Siele, und Ablagerungen lösen sich. Damit die Kanalisation bei Regengüssen nicht sofort zum Überlaufen kommt, sind die Rohre entsprechend groß. Wenn aber nun über längere Zeiträume hinweg Trockenwetter herrscht, fließt das Schmutzwasser langsamer ab. Dann bilden sich schneller Ablagerungen und Faulgase, die zu Geruch führen können“ so Anna Vietinghoff.
Jungfernstieg: Fettreste, Speise- und Seifenreste können Gestank verstärken
Die Hamburger sind an der Entstehung dieser Faulgase nicht ganz unschuldig. Denn wer unsachgemäß Fettreste, Speise- und Seifenreste im Abwasser, etwa in der Toilette entsorgt, kann das Ganze noch verstärken.
„Ein Dauerzustand sollte die Geruchsentwicklung an der Stelle jedoch nicht sein“, sagt Anna Vietinghoff. Um Abhilfe zu schaffen, führt Hamburg Wasser regelmäßig Reinigungsarbeiten in den großen Sielen durch, und genau das könnte auch zu dem Gestank geführt haben. „Dies war gerade erst vor drei Tagen im Bereich des Jungfernstiegs der Fall, was auch eine Möglichkeit der vorübergehenden Geruchsbildung dort sein könnte. Zudem haben wir in der Nähe eine Abluftanlage zur Geruchsminderung im Betrieb.“
Hamburg Wasser wendet sich mit einem Appell an die Innenstadtbesucher
Auch wenn der Gestank lästig ist, appelliert Anna Vietinghoff an die Hamburger, gnädig und nicht allzu streng mit Hamburg Wasser zu sein: „Wir kontrollieren unsere Sielsysteme zwar regelmäßig, aber bei einem rund 6000 Kilometer langen Netz haben wir unsere Nase nicht immer überall und sind auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen.“
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Eine besondere Beschwerdelage für den Bereich Jungfernstieg gibt es aktuell allerdings nicht. Dennoch: „Eine Kolonne sieht sich das Gebiet noch einmal an.“