Hamburg. Der Dining Room lockt mit internationalem Flair. Bei einem Gericht greift Gerd Rindchen zum Vergleich mit Hertha BSC Berlin.

Die virtuose Gestaltung einer Restaurant-Website birgt in sich gefühlt die Verpflichtung, dem postulierten Anspruch auch weitestgehend gerecht zu werden. Dabei kommt es bisweilen zu Überraschungen.

Restaurant Hamburg: Heterogene Erfahrungen im Dining Room

So zählt die brillant fotografierte und ausgestaltete Website des Dining Room in den noblen Fraser Suites am Rödingsmarkt fraglos zu den attraktivsten der Stadt. „Ein Hauch von New York an der Elbe“ werde hier geboten, dazu „Handwerklich elegante Kulinarik rund um internationale Klassiker mit modernen Twists“, gepaart mit „professionellem table-side-Service und Unterhaltung“.

‘Klingt ja ganz nett’, dachten wir uns, und marschierten zu viert mit Junior samt Freundin hierher. Der Gelackte Octopus (26 Euro) war recht gut. Sehr nett: Danach gab’s vom freundlichen Service vier Portionen exzellentes Zitrus-Basilikum-Sorbet mit einer feinen Zitronencreme als Präsent.

Bei den Hauptgerichten griffen wir zu zwei Signature Dishes des Hauses zum Teilen. Bei uns war das „The Royal Three Bird Roast for Two“: Stubenküken gefüllt mit ausgelöster Wachtel und Entenmousse. Das war handwerklich aufwendig und schmeckte auch ganz gut, beim Beilagen-Grünen-Spargel war der Garpunkt allerdings recht offensiv interpretiert und die „Gnocchi mit Morcheln“ wirkten wie geschmacksneutrale Schupfnudeln (138 Euro für Zwei).

Die prunkvolle Etagere vereint alles, was Fans von Meeresfrüchten lieben

Der Nachwuchs hatte ebenfalls die Website konsultiert und freute sich auf die „The King of the Sea“-Platte. „Hummer klassisch, Hummer Thermidor, Austern Rockefeller, Crispy Tigergarnelen, Prawn Cocktail, Königskrabbenbein, Jacobsmuscheln, Pulpo, peruanisches Thunfisch Ceviche, Wakame, Cole Slaw und Haus-Dip Selektion“ waren hier ausgelobt.

Die Austern naturelle waren an sich von guter Qualität, die aber ansonsten auf der prunkvollen Etagere nicht durchgängig umgesetzt wurde. Der klassische Hummer hatte schon recht lange gegart, ärger erwischte es den Hummer Thermidor, die Muscheln und die Austern Rockefeller, die unisono und komplett übergart unter einer amorphen, verkochten, weitgehend ungewürzten Spinat-Käse-Masse ächzten.

Der schick im Edelstahl-Cocktailglas angerichtete Prawn-Cocktail entpuppte sich als eine Ansammlung ungewürzter Garnelenschwänze auf Gurken- und Tomatenwürfeln, die Crispy Tigergarnelen hatten eine fade Panade und beim Thunfisch Ceviche schwammen relativ große Thunfischwürfel lustlos in einer Art süßem, völlig unpassendem Passionsfruchtsirup umher. In der Ceviche-Bundesliga wäre das ungefähr Hertha BSC. Dass für diese Seafood-Platte 178 Euro für zwei Personen fällig wurden trug auch nur partiell zur Stimmungsaufhellung bei.

Restaurant Hamburg: In der Konstanz ist im Dining Room noch Luft nach oben

Die ansonsten eher höherpreisig kalkulierte Weinkarte wartete mit einer positiven Überraschung auf: Einem erstklassigen Grünen Veltliner aus der Wachau für 42 Euro – der war aber „wohl auf Dauer“ aus. Der gute Nahesteiner Riesling von Diehl bot sich an als etwas teurere Alternative (55 Euro).

Zwar war am Abend unseres Besuchs der Chefkoch wohl nicht da, aber in einem Restaurant mit einem so offensiv postulierten hehren Anspruch kann man an sich durchgängig qualitative Konstanz erwarten. Da ist im Dining Room noch ein wenig Luft nach oben.

Rödingsmarkt 2, Tel. 380 86 36 401, So-Do 12–0 Uhr, Fr-Sa 12–1 Uhr, www.thediningroom.de