Hamburg. Nach “Verschenkaktion“ mit drei verletzten Beamten fordern Politiker Konsequenzen. Wird Reternity in Regress genommen?
Nach dem stundenlangen Großeinsatz wegen der geplatzten Werbeaktion des Modelabels Reternity am Wochenende in der Hamburger Innenstadt prüft die Polizei nun Regressforderungen gegen die Firma. Die Verantwortlichen hatten weder die Polizei im Vorwege informiert, noch einen Sondernutzungsantrag beim zuständigen Bezirksamt gestellt. Der wäre nach Einschätzung der Polizei aber nötig gewesen.
Dies sieht man beim Bezirksamt ähnlich. „Es gab keinen Antrag auf Sondernutzung“, heißt es dort. Fraglich sei auch, ob der genehmigt worden wäre. Man kenne noch nicht den ganzen Sachverhalt, so eine Sprecherin. „Wir erwarten entsprechende Informationen von der Polizei.“ Erst nach einer Bewertung werde man entscheiden, wie es weiter geht und ob auch ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen das Modelabel eingeleitet wird.
Randale nach Aufruf via TikTok: Polizei prüft Regress gegen Modefirma
Am Sonnabend hatten sich bis zu 400 Jugendliche am Mönckebergbrunnen versammelt, nachdem die Modefirma auf der Online-Plattform TikTok angekündigt hatte, dort kostenlos Markenkleidung zu verteilen. Als dieses nicht passierte, wurden die Jugendlichen aggressiv, belästigten Passanten und warfen erste Gegenstände. Mit Eintreffen der Polizei wurden auch die Einsatzkräfte massiv angegriffen – mit Bechern, Flaschen und Pyrotechnik. Bilanz des fünfstündigen Einsatzes: drei verletzte Beamte, beschädigte Streifenwagen und diverse Platzverweise.
Am Montag hagelte es Kritik aus der Politik: Das Mode-Unternehmen habe „eine Eskalation bewusst in Kauf genommen und verantwortungslos gehandelt“, sagte SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf dem Abendblatt. Die „völlig überzogene Reaktion einzelner Jugendlicher“ dürfe nicht ohne Folgen bleiben, meinte auch CDU-Fraktionschef Dennis Thering. „Die Jugendlichen, sofern bekannt, müssen entsprechend hart bestraft werden. Ein Angriff auf unsere Polizistinnen und Polizisten ist absolut inakzeptabel.“ Reternity distanzierte sich „von dem Fehlverhalten einiger Personen, welche wir nicht als Teil unserer Community ansehen“.
Nach TikTok-Video: Massenschlägerei bei Kino-Premiere am Dammtor
Erst am Donnerstag war es zu einer Massenschlägerei bei einer Kino-Premiere am Dammtor gekommen – auch in diesem Fall soll der Auslöser ein Trend auf TikTok gewesen sein. Jugendliche filmen sich dabei, wie sie Filmvorstellungen des US-Films „Creed III“ stören. Die Polizei sprach von 60 Beteiligten. Am Wochenende gab es in Essen und Bremen ähnliche Ausschreitungen.