Hamburg. Derzeit läuft eine Ausschreibung zu einer wahren Premium-Lokalität in Hamburg. Erstmals gewährt Finanzbehörde Einsicht in die Zahlenwelt.

Für Gastronomen gehört sie sicherlich zu den besten und lukrativsten Adressen Hamburgs: der Jungfernstieg 54, an dem sich der bekannte Alsterpavillon befindet. Im Jahr 1799 wurde die Lokalität eröffnet, sie feiert also in diesem Jahr ihr 225-jähriges Bestehen.

Laut wie ein Paukenschlag ertönte in der Hamburger Restaurantszene daher die Nachricht, dass es nun eine Ausschreibung für die Erbpacht der kommenden 40 Jahre geben wird. Das war im Februar. Wie viel es die Gastronomen kosten wird, den Alsterpavillon zukünftig zu betreiben, war aber zunächst nicht öffentlich. Jetzt hat die Hamburger Finanzbehörde dem Abendblatt Einsicht in die Zahlenwelt des Verfahrens gewährt.

Alsterpavillon am Jungfernstieg: Hamburg soll enorme Millionensumme fordern

Ein Gutachten hatte ergeben, dass das 1882 Quadratmeter große Grundstück in absoluter Premiumlage momentan etwa 58,3 Millionen Euro wert ist. Das erklärte Claas Ricker, Sprecher der Hamburger Finanzbehörde, dem Abendblatt. Doch diesen Betrag müssen die Gastwirte, die den Pavillon übernehmen möchten, nicht vollumfänglich bezahlen.

Seine jetzige Form erhielt der Alsterpavillon am Jungfernstieg im Jahre 1953. Seit der Jahrtausendwende ist das Restaurant Alex dort der Betreiber.
Seine jetzige Form erhielt der Alsterpavillon am Jungfernstieg im Jahre 1953. Seit der Jahrtausendwende ist das Restaurant Alex dort der Betreiber. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Grundsätzlich gibt es nämlich zwei Wege: Wer seine Schuld auf einmal begleichen will, der muss nur 53,36 Prozent des Preises auf den Tisch legen. Konkret wären das 31,26 Millionen Euro. Man kann aber auch in jährlichen Raten zahlen, darauf würden dann jedoch 1,6 Prozent Zinsen erhoben. Mindestens 932.800 Euro wären das pro Jahr. Beides gilt nur für das Grundstück ohne Gebäude. Für dieses muss man zusätzlich eine sogenannte Entschädigung in Höhe von 4,2 Millionen Euro entrichten; auch dieser Betrag wurde von einem Gutachter bestimmt.

Pavillon an der Alster: Zukünftiger Gastronom muss mehr als 35 Millionen Euro zahlen

Das Mindestgebot, um an der Ausschreibung teilzunehmen, beläuft sich also für Boden und Pavillon an der Alster auf rund 35,46 Millionen Euro. Anders als bei einer Auktion bekommt aber nicht derjenige den Zuschlag, der am meisten Geld bietet. Viel mehr muss das Gesamtpaket aus Gebot und Konzept stimmen, um ab August 2025 den Pavillon bewirtschaften zu dürfen. Ricker erklärt: „Im vorliegenden Fall wird der gebotene Preis zu 40 Prozent gewichtet, auf das Konzept entfallen 60 Prozent.“ Bewerbungen, die das Mindestgebot unterschritten, würden ausgeschlossen.

Doch welche Anforderungen muss das Konzept des zukünftigen Betreibers erfüllen? Zum einen verpflichten sich die Gastronomen, in diesem ehrwürdigen Gebäude ein „gehobenes gastronomisches Konzept“ anzubieten. Zum anderen sollen sie mindestens 50 „anspruchsvolle“ Kulturveranstaltungen im Jahr ausrichten (das Abendblatt berichtete). Für interessierte Unternehmer wird es also nicht leicht, den Anforderungen der Stadt zu genügen.

Bernd Riegger ist Leiter der Geschäftsführung von Mitchells & Butlers. Zu dem britischen Unternehmen gehören auch die Alex-Restaurants am Jungfernstieg und an der Überseebrücke (Archivbild).
Bernd Riegger ist Leiter der Geschäftsführung von Mitchells & Butlers. Zu dem britischen Unternehmen gehören auch die Alex-Restaurants am Jungfernstieg und an der Überseebrücke (Archivbild). © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez

Restaurant am Jungfernstieg wird neu vergeben: Wie läuft das Alex zurzeit?

Derzeit sitzt ein Restaurant der Kette Alex in dem Objekt. Die wiederum gehört zu Mitchells & Butlers, dessen Deutschland-Sitz in Wiesbaden liegt. Bernd Riegger leitet dort die Geschäftsführung. Zu Zahlen und Details der Ausschreibung wolle er sich nicht äußern. Grundsätzlich sagte er dem Abendblatt aber: „Wir sind seit 25 Jahren im Alsterpavillon und wollen auch die nächsten 40 Jahre bleiben.“

Momentan sei das Unternehmen dabei zu eruieren, inwieweit „wir bei der Ausschreibung mitgehen werden“, erklärte Riegger. „Ich hoffe sehr, dass wir am 23. August eine Bewerbung abgeben können.“ Bis zu diesem Stichtag haben interessierte Gastronomen Zeit, um Gebote für die Erbpacht des Grundstücks einzureichen.

Hamburgs Finanzsenator Dressel: „Wir wollen diesen besonderen Ort attraktiver machen“

Claas Ricker, der Sprecher der Finanzbehörde, wollte sich gegenüber dem Abendblatt noch nicht dazu äußern, wie viele Bewerbungen bereits eingegangen sind. Aber: Dass bereits mehrere zahlreiche namhafte Unternehmen die Unterlagen angefordert hätten, lasse ein großes Interesse in der Branche erkennen.

Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel erklärte, dass die Ausschreibung die große Chance böte, „Hamburgs Wohnzimmer“ in zeitgemäßer Weise weiterzuentwickeln. Und: „Wir wollen diesen besonderen Ort nicht nur als Tourismusmagnet weiter aufwerten, sondern auch für die Hamburgerinnen und Hamburger wieder attraktiver machen.“

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Einst als prunkvolles Kaffeehaus direkt an der Alster erbaut, hat sich der Pavillon am Jungfernstieg in den vergangenen Jahrhunderten enorm gewandelt. Das aktuelle Gebäude ist der sechste Bau an dieser Stelle und stammt aus dem Jahr 1953. Damals wurde das vom Krieg zerstörte Gebäude nach Plänen des Architekten Ferdinand Streb neu aufgebaut. Das Restaurant Alex ist seit der Jahrtausendwende im Alsterpavillon.