Hamburg. Nach dem Unglück im Hamburger Hafen am Dienstagmorgen ziehen sich die Bergungsarbeiten hin – obwohl viel Diesel ausgelaufen ist.

Nach dem schweren Schiffsunglück am Kalikai im Hamburger Hafen am Dienstag geht die Hamburg Port Authority (HPA) nicht davon aus, dass der Frachter noch in dieser Woche geborgen werden kann. „Durch den Schiffseigner und die Versicherung müssen erst einmal Angebote für die Bergung eingeholt und ein Bergungskonzept erstellt werden“, sagte eine Sprecherin der Hafenbehörde dem Abendblatt am Mittwoch. Beides werde sich voraussichtlich bis kommende Woche hinziehen.

Am Dienstagmorgen war ein 80 Meter langes und 5,90 Meter breites Binnenschiff vor einem Terminal am Kalikai in der Elbe versunken. Dabei war es zu einem größeren Austritt von Diesel gekommen. Nach Angaben von Feuerwehr und Polizei hatte die „Alster“ am Kalikai im Stadtteil Wilhelmsburg festgemacht, als sie kurz nach 5 Uhr massiv Schlagseite bekam.

Das im Blumensandhafen gesunkene Binnenschiff hatte 1400 Tonnen Kalisalz und 3500 Liter Diesel geladen.
Das im Blumensandhafen gesunkene Binnenschiff hatte 1400 Tonnen Kalisalz und 3500 Liter Diesel geladen. © André Lenthe | André Lenthe

Hamburger Hafen: Frachtschiff versinkt in der Elbe und verliert Diesel

Die Feuerwehr rückte mit 40 Einsatzkräften an, um den Frachter vor dem Untergang zu retten. Letztlich vergeblich: Um 6.07 Uhr versank die „Alster“ mit etwa 1400 Tonnen Kalisalz und 3500 Liter Diesel an Bord in der Elbe.

Der Schiffsführer erlitt einen Schock. Er und der Decksmann wurden von der Besatzung eines Rettungswagens versorgt, blieben aber ansonsten unverletzt. Wie es zu dem Unfall gekommen ist, ist noch unklar.

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Die Umweltschäden lassen sich noch nicht abschätzen. Nach Angaben der Umweltbehörde kam es zum Austritt von Diesel. Bis etwa 11 Uhr am Dienstag waren bereits 5000 Quadratmeter Gewässer verunreinigt. „Es lässt sich schwer abschätzen, wie viel Diesel ausgelaufen ist, weil es auch durch den Wind stark verdriftet ist“, sagte Franziska Fleischhauer, Sprecherin der Umweltbehörde. Auch müsse die Strömung des auf- und ablaufenden Wassers durch die Gezeiten bei den Maßnahmen berücksichtigt werden.

Die Feuerwehr legte rund um die Unglücksstelle im Blumensandhafen auf einer Länge von etwa 350 Metern Ölsperren aus. Zusätzlich seien Adsorbersperren ausgelegt worden. „Die adsorbierenden Sperren nehmen das Öl von der Gewässeroberfläche auf. Die Sperren werden aus dem Wasser geholt, wenn sie voller Öl sind und fachgerecht entsorgt“, so Fleischhauer. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace zeigte sich alarmiert. Tiere, die direkt mit Dieseltreibstoff in Kontakt kämen, könnten sich akut vergiften und daran sterben.

Hamburger Hafen: Greenpeace alarmiert wegen ausgelaufenem Diesel und Kalisalz

Auch durch das Kalisalz (Kaliumchlorid) gehe eine Gefahr aus. „Wenn Kaliumchlorid austritt und mit Wasser in Kontakt kommt, erhöht sich der Salzgehalt der Elbe über den normalen Bereich hinaus. Das kann zu einem osmotischen Schock bei Wasserorganismen führen, die nicht an einen erhöhten Salzgehalt gewöhnt sind. Das heißt, sie werden dadurch in großen Stress versetzt und sterben“, sagte Greenpeace-Ökotoxikologe Julius Kontchou. Kali wird unter anderem zur Herstellung von Dünger verwendet.

Am späten Nachmittag, gegen 17.30 Uhr, tauchte das Binnenschiff „Alster“ erstmals auf. Bei ablaufendem Wasser war der Schiffsrumpf zu erkennen.
Am späten Nachmittag, gegen 17.30 Uhr, tauchte das Binnenschiff „Alster“ erstmals auf. Bei ablaufendem Wasser war der Schiffsrumpf zu erkennen. © Lenthe-Medien | Lenthe-Medien

Die Umweltbehörde hingegen hält das Risiko für überschaubar. „Wenn Wasser in den Laderaum eindringt, wird sich das Kaliumchlorid langsam auflösen und die konzentrierte Salzlösung auch in die Elbe gelangen“, so Fleischhauer. Durch die Strömung werde die Salzlösung schnell vertrieben und sich stark verdünnen. Im übrigen sei Kaliumchlorid für Fische, Algen und Daphnien „wenig schädlich“.

Hamburger Hafen: Taucher zur Untersuchung des Havaristen im Einsatz

Im Auftrag des Schiffseigners waren auch Taucher einer Privatfirma im Einsatz, um den Havaristen zu untersuchen. Am späten Dienstagnachmittag zeigte sich dann bei ablaufendem Wasser der Rumpf der gesunkenen „Alster“. Am Mittwochmorgen tauchte das Schiff bei Niedrigwasser erneut auf.