Hamburg. Ein lauter auf- und abschwellender Heulton versetzt Bürger in Angst. Sturmflutsirene gerät gleich in Verdacht – doch die war es nicht.
Schon der bundesweite Sirenen-Probealarm im September 2020 brachte es an den Tag: Die Hamburger Sirenen funktionieren längst nicht so störungsfrei, wie sie sollten. Durch technische Probleme blieben einige stumm, wie die Behörden aber erst später einräumten; der zweite Warntag 2022 lief da schon deutlich runder. Die Frage beim Hamburger Sirenen-Chor ist also nicht, wer zuerst heult, sondern wie viele der mehr als 120 Geräte überhaupt heulen.
So betrachtet hätte das jähe Losheulen einer Sirene am Sonnabendnachmittag immerhin als phonetischer Tauglichkeitsnachweis gelten dürfen: Ein auf- und abschwellender Warnton war in der ganzen Innenstadt deutlich zu hören. Nur: Eine städtische Sturmflutsirene, die gleich in Verdacht geriet, war gar nicht die Ursache des nervigen Geräusches. Das kam aber erst später heraus.
Warnton in Hamburger City: Immer wieder plärrt die Sirene los
Die Sirene legte gegen 14 Uhr los und heulte gut 15 Minuten weiter. Sie blieb dann stumm – um zehn Minuten später wieder loszuplärren. Das war nicht ihr letzter Seufzer. Um 14.49 ging es plötzlich wieder los und endete Minuten später ebenso abrupt. Dann wieder um 15.35 Uhr. Und so weiter.
Bei den Behörden hatten sich unterdessen einige verängstigte Bürger gemeldet. Bei der Feuerwehr hieß es zunächst, man wisse von nichts, insbesondere von keiner Gefahr, die den Warnton rechtfertigen würde. Aber entlang der Eiffestraße, da seien gerade protestierende Bauern mit ihren Treckern unterwegs, und die würden auch laute Sirenen verwenden. Viel schlauer war man bei der Polizei auch nicht. „Wir haben einen Wagen losgeschickt“, sagte ein Sprecher. Die Beamten versuchten nun, mit einem Verantwortlichen zu sprechen.
Sirene in Hamburger City: Katastrophenschutz tippt auf technische Panne
Über den Grund, warum eine Sirene deutlich in der Innenstadt zu hören war, konnte auch ein Mitarbeiter des Katastrophenschutzes im Bezirk Hamburg-Mitte zunächst nur spekulieren. Firmen im Hafengebiet lösten immer mal wieder einen Probealarm aus. Die meisten kündigten den Alarm an, andere nicht. Das könne ein Grund sein. Dass der Ton immer wieder zu hören gewesen und dann wieder abgerissen sei, deute aber eher auf eine technische Panne hin.
Er sollte Recht behalten. Für Aufklärung sorgte schließlich die Feuerwehr: Bei der vermeintlichen Sturmflutsirene handele es sich um die Werkssirene einer Firma am Worthdamm (Kleiner Grasbrook), die eine Fehlfunktion habe und fälschlicherweise immer wieder wegen Feuers auslöse, sagt ein Sprecher. Techniker seien im Einsatz, um die Panne zu beheben.
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Zu den möglichen Ursachen einer Betriebsstörung der städtischen Sirenen, die jährlich mindestens einmal gewartet werden, teilt die Stadt auf ihrer Website mit: „Defekte Verstärker, schwache Batterien, defekte Treiber, sonstige defekte Baugruppen.“ Seit der Sturmflut 1962 hätten Hamburgs Sirenen nicht mehr für den Ernstfall geheult. Die meisten stünden im Tidegebiet der Elbe, um die Bevölkerung vor Sturmfluten und Hochwassern zu warnen.