Hamburg. Mit einem älteren Komplizen soll der Mann zwei Kinder sexuell genötigt haben. Danach lebte er in Thailand. Jetzt droht ihm Haft.

Auf Onlineplattformen werden Mädchen und Jungen weiterhin sexuell drangsaliert und dabei skrupellos manipuliert. Für das gezielte Anschreiben der Kinder im Internet, um an Nacktbilder zu gelangen, für diesen digitalen Kindesmissbrauch also, gibt es inzwischen sogar einen Terminus: Cybergrooming.

Das zielgerichtete, strategische Vorgehen der Täter einerseits und die Unerfahrenheit ihrer Opfer andererseits hat (auch) im Raum Hamburg schon viele Tragödien produziert. Es gab und gibt eine Vielzahl von gerichtlichen Verfahren im Zusammenhang mit sexueller Nötigung im Internet. Ein junger Mann aus Wandsbek etwa soll gezielt labile Kinder, die mit ihrem Körper haderten, angesprochen und dazu gebracht haben, Nacktbilder von sich zu verschicken. Am Dienstag kommt ein weiteres Verfahren hinzu.

Hamburg: Zwei Männer sollen Kind unter Druck gesetzt haben

Ein 32 Jahre alter Mann muss sich wegen dieses Vorwurfs in St. Georg verantworten. Das für den Fall zuständige Schöffengericht kann Freiheitsstrafen von bis zu vier Jahren aussprechen. Die Staatsanwaltschaft Hamburg wirft ihm und einem strafrechtlich gesondert verfolgten Komplizen (64) vor, im November 2018 auf der Onlineplattform „Live.me“ einer Zwölfjährigen pornografische und kinderpornografische Filme zugeschickt zu haben. Die Männer hatten es laut Anklage auf Nacktaufnahmen des Mädchens abgesehen.

Um ihr Ziel zu erreichen, mussten sie sich zuvor ihr Vertrauen erschleichen. Und das lief, wie die Staatsanwaltschaft mitteilt, so ab: Der Komplize des Angeklagten gab sich gegenüber der Zwölfjährigen auf der App „Live.me“ als 14 Jahre alte „Sabrina“ aus. In ihren Chat schaltete sich sodann der heute 32 Jahre alte Angeklagte als vermeintlich 18 Jahre alter „Dennis“ ein. Dieser „Dennis“ schickte dem Mädchen Filme, in denen er sexuelle Handlungen an sich selbst vornahm. Als die Zwölfjährige sich weigerte, ihrerseits Nacktbilder zu verschicken, sollen ihr die beiden Männer gedroht haben, „Lügen“ über sie zu verbreiten. Schließlich fertigte das Mädchen zwei entsprechende Filme von sich an.

Auch eine Neunjährige soll zu den Opfern gehören

Zur List mit der falschen Identität soll der Angeklagte abermals im Oktober 2019 gegriffen haben, als er sich gegenüber einer Neunjährigen als 16-Jährige ausgegeben und ihr Nacktfotos eines unbekannten Mädchens geschickt haben soll. So soll er die Neunjährige dazu gebracht haben, „sexualisierte Videoaufnahmen“ von sich selbst anzufertigen. Um die Handynummern der Opfer für die nachgelagerte WhatsApp-Kommunikation zu erschleichen, diente in beiden Fällen als Türöffner der Erstkontakt über die Onlineplattformen „Live.me“ und „Likee“.

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Der 32-Jährige setzte sich nach der letzten Tat nach Thailand ab und lebte dort einige Jahre, so die Staatsanwaltschaft auf Abendblatt-Nachfrage. Per Haftbefehl gesucht, schob ihn das südostasiatische Land ab. Ende November 2023 wurde er in Deutschland festgenommen und sitzt seither in Untersuchungshaft.

Die Taten soll er von Hamburg aus begangen haben, die Opfer stammen jedoch nicht aus der Hansestadt, so die Staatsanwaltschaft zum Abendblatt. Einschlägig vorbestraft sei er nicht. Im Fall seines älteren, mutmaßlichen Komplizen liegt die Zuständigkeit bei der Staatsanwaltschaft Itzehoe.