Hamburg. Marlies Head hat Block House mit aufgebaut und führt seit 30 Jahren die Nobelherberge am Hafen. Jetzt steht ihr Nachfolger fest.
Ulrich Gaßdorf
Die Dachterrasse ist mit Schnee bedeckt, der Michel zum Greifen nah. Im Wohnzimmer der Penthouse-Suite hat Marlies Head Platz genommen. Vor 30 Jahren eröffnete die Vollblutgastgeberin ihr The Madison unweit des Hamburger Hafens. In dem Hotel steigen häufig Schauspieler wie Axel Milberg, Natalia Wörner oder Heiner Lauterbach ab. Auch Udo Jürgens nächtigte einst dort.
Und nicht nur der Geburtstag des Vier-Sterne-Superior-Hauses am Schaarsteinweg in der Neustadt ist ein Grund zum Feiern: Die Schwester von Steakhouse-König Eugen Block hat auch die Weichen für die Zukunft gestellt.
Hotel Hamburg: Madison am Michel – wer die Promi-Herberge am Hafen erbt
Beim Abendblatt-Interview verkündet die Unternehmerin: „Thomas Kleinertz wird das The Madison weiterführen. Denn er ist Erbe der Hotelgesellschaft. Das steht auch so in meinem Testament.“
Einen Moment lang herrscht Stille im Raum, dann führt Marlies Head weiter aus: „Ich meine das ernst. Der Mietvertrag für dieses Gebäude wurde jüngst für weitere 25 Jahre verlängert, und wir investieren rund 3,5 Millionen Euro.“ Ab Januar werden die Lobby und das Restaurant Marley‘s neu gestaltet.
Dazu gleich noch mehr. Aber erst mal zu Thomas Kleinertz. Der sitzt neben seiner „Chefin“ auf dem roten Sofa und lächelt. „Ich bin jetzt seit mehr als zwanzig Jahren im The Madison und habe gleich nach meiner Ausbildung in Düsseldorf hier an der Rezeption angefangen“, erzählt er.
Madison am Michel: Thomas Kleinertz arbeitet hier seit mehr als 20 Jahren
Eigentlich sollte es nur für ein Jahr sein, dann wollte er raus in die Welt und in den USA arbeiten. „Aber das Haus hat mich nicht losgelassen – und jetzt bleibe ich bis zur Rente.“
Schon vor vier Jahren hatte Marlies Head ihren treuen Mitarbeiter mit 25 Prozent an dem The Madison, das 166 Zimmer und 110 Mitarbeiter hat, beteiligt. „Ich wollte Thomas Kleinertz an dieses Haus binden. Es gibt keinen Besseren als ihn. Ich habe schon nach einem Jahr gemerkt, dass er ein ganz besonderer Mitarbeiter ist, den ich fördern muss.“
So gehen die beiden seit mehr als zwei Jahrzehnten Seite an Seite. Bis 2014 war die heute 81-Jährige operativ an der Spitze des Hauses tätig, dann hat der gebürtige Kempener (Niederrhein) als geschäftsführender Direktor die Leitung übernommen.
Hotel Hamburg: Marlies Head ist noch jeden Tag im The Madison am Michel
Aber Marlies Head ist immer noch präsent. „Wenn ich nicht im Urlaub bin, dann schaue ich einmal am Tag vorbei. Ich werde mit dem Alter immer detailverliebter, und deshalb fällt mir immer etwas auf.“
Am wohlsten fühlt sich Marlies Head im hauseigenen Restaurant Marley‘s. „Das Wichtigste – und das macht uns als Privathotel aus – ist der persönliche Service. Der Austausch mit dem Gast ist das höchste Gut, und das mache ich bis heute gerne. Ich bringe auch mal einen Teller an den Tisch oder schenke Kaffee nach.“
Block House: Marlies Head hat Steakhouse-Kette mit aufgebaut
Seit mehr als 60 Jahren ist Marlies Head am Gast, hat 1959 ihre Ausbildung zur Hotelkauffrau in Münster begonnen. Danach lebte sie viele Jahre in Amerika. Und nach ihrer Rückkehr nach Hamburg hat Marlies Head mit ihrem Bruder Eugen Block die Steakhouse-Kette aufgebaut. Das erste Block House wurde 1968 an der Dorotheenstraße in Winterhude eröffnet, heute sind es 46 in Deutschland.
Mit ihrem Bruder, dem auch das Luxushotel Grand Elysée an der Rothenbaumchaussee gehört, hat Marlies Head ein herzliches Verhältnis. „Wir gehen einmal die Woche essen und tauschen uns aus. Mein Bruder ist stolz auf mich.“
Restaurant Marleys und die Lobby werden ab Januar neu gestaltet
20 Jahre führte sie das erfolgreiche Restaurantkonzept Block House mit, bevor sich die Gastroexpertin Anfang der 1990er-Jahre in die Planungen für ihr The Madison Hotel stürzte. Sie lächelt. „Ich habe diese Entscheidung nie bereut. Dass eine Frau ein eigenes Hotel hat und dieses auch führt, das hat bis heute Seltenheitswert, und meine Freundinnen beneiden mich darum.“
Und Marlies Head und ihr Hotelerbe schauen in die Zukunft: 100 Bäder wurden bereits modernisiert, im Januar geht es weiter. „Das Marley‘s Restaurant und die Lobby werden wir in einem neuen, frischen Design gestalten. Wir wollen diese beiden Bereiche noch mehr miteinander vereinen“, kündigt Kleinertz an.
In der neun Meter hohen Empfangshalle mit der Glasdachkonstruktion „wollen wir den Wintergartencharakter hervorheben“, sagt Kleinertz. Moderne Korbmöbel werden mit Designleuchten und Grünpflanzen kombiniert.
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Der neue Mittelpunkt des Restaurants soll ein langer „Küchentisch“ aus massivem Nussbaum werden. „Dort wird morgens das Frühstück arrangiert, und danach kann man dort auf Hockern sitzen. Das ist kommunikativ, so können auch die Gäste miteinander ins Gespräch kommen“, so Kleinertz.
Madison am Michel: Auslastung lag in diesem Jahr bei 85 Prozent
Der Granit wird gegen Parkett aus geölter Räuchereiche ausgetauscht. Das Mobiliar wurde neu angefertigt, aber „wir behalten die warmen Rottöne kombiniert mit Grau bei“, sagt Kleinertz.
Die Speisekarte, auf der auch viele Steaks, natürlich von Block House, zu finden sind, und Wokgerichte sowie Caesar-Salad, werde nur leicht angepasst, sagt die resolute Hotelgründerin, die sich in diesem Jahr über eine durchschnittliche Auslastung von 85 Prozent und einen Umsatz von zwölf Millionen Euro freuen kann.
Schauspieler wohnen während ihrer Drehs in Hamburg im The Madison
Das Hotel ist aufgrund der großen Zimmer ab 35 Quadratmeter, die alle eine Kitchenette haben, bei Langzeitgästen beliebt. Auch bei Filmproduktionsfirmen, die hier ihre Schauspieler einbuchen. Die prominenten Gäste seien alle sehr sympathisch, nur über einen hat sich Marlies Head geärgert.
Eigentlich ist Diskretion Ehrensache im The Madison, aber diese Anekdote darf die Hausherrin erzählen, denn sie ist schon verjährt. Es geht um Manfred Krug. Der legendäre Schauspieler, der 2016 gestorben ist, war vor vielen Jahren mehrere Monate zu Gast.
Hotel Hamburg: Wie Manfred Krug sich über eine Klobürste beschwerte
Marlies Head weiß zu berichten: „Manfred Krug war ein eher grummeliger Mensch. Der hat seinen eigenen Teppich im Zimmer ausgerollt. Und als wir nach zwei Monaten mal die Klobürste ausgetauscht haben, hat er lautstark das alte Exemplar zurückverlangt.“
Heute lächelt Marlies Head über diese Begebenheit. Und überhaupt blickt die The-Madison-Gründerin zufrieden auf ihr Lebenswerk. Am meisten freut sie sich auf die anstehende große Weihnachtsfeier mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen – dann wird auch der 30. Geburtstag noch einmal gebührend gefeiert.