Hamburg. Das ist nur eine der Ideen, die Architekturstudenten für den Edeka-Award entwickelten. Was noch für Begeisterung sorgte.
Im Hintergrund das Wahrzeichen von Rothenburgsort: der historische Wasserturm. Vorn, unmittelbar am Marktplatz, ein 33 Meter hohes Gewächshaus, das über außenliegende Rohre mit Regenwasser bewässert wird. Mit diesem Entwurf haben Architekturstudenten der HafenCity Universität den Edeka Award 2023 gewonnen. Am Mittwoch wurden die Sieger bekannt gegeben.
Der Stadtentwicklungswettbewerb wird bereits zum fünften Mal von Edeka ausgelobt. In der Vergangenheit hatten Studenten und Studentinnen der HCU bereits an drei Magistralen untersucht, wo dort Supermärkte entstehen können, und anhand von Karstadt-Gebäuden exemplarisch Shopping- und Kaufhaustypologien der letzten Jahrzehnte unter die Lupe genommen.
Edeka-Award 2023: Visionen für Rothenburgsort, Bahrenfeld, Lurup und Horn
In diesem Jahr ging es unter dem Motto „Renewal (De)Centrality“ um die architektonische und städtebauliche Entwicklung an zentralen Orten außerhalb der Hamburger City. Die Studenten und Studentinnen sollten sich mit Standorten im Umfeld von U- oder S-Bahn-Haltestellen beschäftigen: Bahrenfeld, Horn, Rothenburgsort und Lurup.
„Die Aufgabe war, innovative Architekturen und neue Stadtteilzentren zu entwickeln, die eigene Eigenschaften haben und keine Konkurrenz zur Innenstadt bilden“, sagt Architektur-Professor Paolo Fusi, der für den Wettbewerb zuständig ist und alle 32 teilnehmenden Studenten betreut hat. „Dabei sollte eine innerstädtische Stadtverdichtung, eine nachhaltige Mobilitätswende und zirkuläres, also ressourcenschonendes Bauen berücksichtigt werden.“
Urbane Orte für vielfältige Nutzungen – und mit Lebensmittelmarkt von Edeka
Außerdem sollten die neuen urbanen Orte vielfältig nutzbar sein: für Kultur und Freizeit, Gemeinschaft, Arbeit und Wohnen – und als Standort eines innovativen Edeka-Markts. Konkret betrachteten die Masterstudenten die geplante Endhaltestelle Arenen/Volkspark der U5 in Bahrenfeld und die künftige U4-Haltestelle Horner Geest/Manshardtstraße sowie die bereits bestehenden Stationen Rothenburgsort und Tiefstack, die von den Linien S21 und S2 angefahren werden.
Eine ebenfalls ausgezeichnete Bachelorarbeit beschäftigte sich mit dem früheren Areal der Hermes Schleifmittelwerke an der Luruper Hauptstraße. Es liegt in der Nähe einer möglichen Haltestelle der S32, die einmal neben der geplanten Science City in Bahrenfeld auch Lurup und Osdorf anfahren soll.
Für Horn entwarfen die Studienten und Studentinnen „Die Straße von morgen“
Ausgezeichnet wurden folgende Projekte: Den ersten Preis der Masterarbeiten erhielt der Entwurf „Die Straße von morgen“, den Dalila Ferreira Torres, Jendrick Gerhold, Lea Fahland und Muriel Andresen für Horn entwickelt haben. Hier sind die Planungen für die Haltestelle „Horner Geest/ Manshardtstraße“ – im Gegensatz zu den anderen betrachteten Gebieten – schon sehr konkret. So steht bereits fest, dass die Treppen von der Haltestelle zur Straße mehr oder weniger im freien Raum liegen werden.
Hier setzen die Studenten und Studentinnen an. Sie wollen die Ausgänge überbauen und hybride Gebäuden schaffen, unter anderem ein Hochhaus, das für die im Wettbewerb vorgegebenen Nutzungen offensteht. Ihr Vorschlag: die wegen der Bauzeit schon länger nur eingeschränkt befahrbare Manshardtstraße nach Abschluss der Bauarbeiten nicht wieder für den Autoverkehr herzustellen, sondern für Fußgänger und Fahrradfahrer auszubauen.
Edeka-Award: Einen ersten Preis gab es für die Nachnutzung eines Industriestandorts
Die Bachelorarbeit „be.bühne“ von Victoria Degen zur Nachnutzung der ehemaligen Hermes-Werke wurde ebenfalls mit einem ersten Platz gewürdigt. Sie will in dem Ensemble aus flachen weißen Gebäuden, Werkshallen und einem blauen Schornstein, das am Schnittpunkt zweier Magistralen liegt, unterschiedliche Akteure und Nutzungstypologien zusammenführen: die international anerkannte Kulturszene Hamburgs, aber auch Angebote für Sport und Gesundheit.
Der Entwurf sieht vor, die denkmalgeschützten Gebäude zu erhalten, ebenso den stadtbildprägenden Schornstein. Die beim Abbruch anderer Objekte anfallenden Materialien wie Mauerwerkfassade, Fenster, Stahlträger und Linoleum sollen wiederverwendet, damit möglichst wenig Bauschutt anfällt.
Rothenburgsort: Schwerpunkte der Siegerentwürfe liegen auf Wasser und Bildung
Die beiden zweiten Preise gehen an zwei Teams, die sich mit Rothenburgsort beschäftigt haben. Hier soll der Raum zwischen den Haltestellen Rothenburgsort und Tiefstack entwickelt werden. Der Entwurf „urban tides“ von Alena Blatz, Anna Taline Schubert, Annina Schreiber und Luca Davids setzt hierbei auf das Thema Wasser, das in dem Stadtteil durch die historischen Wasserwerke und den Wasserturm, die Präsenz von Hamburg Wasser und die Nähe zu Elbe und Bille eine Rolle spielt.
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Entlang der Wasserkante soll Wohnen und Gewerbe entstehen und am zentralen Marktplatz, zu Füßen des Wasserturms, ein Gewächshochhaus. Es wird über außen liegende Rohre, die sich über das Gebäude spannen, mit dem Regenwasser bewässert, das auf einem Dachgarten gesammelt wird. In einem innen liegenden Anbau- und Forschungszentrum könnten Gemüse und Kräuter erzeugt werden, die gleich vor Ort in einem Edeka-Markt verkauft werden.
Ein Wissens- und Innovationszentrum mit Fokus auf urbane Landwirtschaft
Der zweite ausgezeichnete Entwurf heißt „Elbgesichter“ und stammt von Imke Schlünzen, Justine Wiethan, Nadine Kamari und Olga Kostic. Sie greifen das Thema Bildung auf und wollen das Gebiet zwischen Rothenburgsort und Tiefstack zu einem Wissens- und Innovationszentrum machen.
Ein Schwerpunkt ihres Entwurfs liegt auf der Einbindung urbaner Landwirtschaft, die auf dem Gelände von Hamburg Wasser betrieben werden soll. Neben einer nachhaltigen Nahrungsquelle und einem Bewusstsein für gesunde Ernährung soll auch eine ausgewogene Mischung aus Wohnungen, Büros, Einkaufsmöglichkeiten und Freizeiteinrichtungen entstehen.