Hamburg. Vor dem kleinen Café in der Hamburger City stehen Kunden geduldig Schlange für die Süßspeise, die Inhaberin Jenny Lu dort zaubert.

Es ist gerade 12 Uhr. Kaum hat Jenny Lu zwei Grünpflanzen, ein paar Tischchen und einige Hocker vor ihr Café in der Hamburger City gestellt, kommen schon die ersten Gäste. Sie haben Glück und werden in nicht einmal zehn Minuten in den Händen halten, worauf andere später am Tag – und vor allem am Wochenende – in einer langen Schlange warten: fluffige Soufflés mit köstlichen Creme-Toppings, ein Foodtrend aus Japan, den hierzulande nur Eingeweihte kennen.

Noch, muss man sagen. Denn seit Jenny Lu ihr kleines Café in Hauptbahnhofnähe im Herbst 2021 eröffnet hat, wächst die Zahl ihrer Stammkunden stetig. Bis zu einer Stunde und länger stehen sie geduldig vor dem Laden an der Kurze Mühren.

Gastronomie Hamburg: Café in der City bietet Foodtrend aus Japan – Soufflés

Kennengelernt habe sie diese Art von Streetfood auf ihren vielen Asienreisen, sagt die 36-Jährige, deren Eltern aus Hongkong stammen, die aber in Eimsbüttel aufgewachsen ist. Auf den Reisen arbeitete sie freiberuflich für Werbeagenturen wie Scholz & Friends, aber auch für kleinere Auftraggeber – und sie tauchte ein in die Welt des Streetfoods.

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„Ein großer Teil des Lebens spielt sich in Asien draußen ab. Auch gegessen wird überwiegend auf der Straße – das hat mich sehr fasziniert“, sagt Jenny Lu. Ein Faible für Gastronomie habe sie schon immer gehabt und auch in verschiedenen Läden gejobbt. Als sie dann hörte, dass der Betreiber des vietnamesischen Restaurants Quan 36 einen Teil seiner Fläche abgeben wollte, suchte sie nach einer Idee, die sie dort umsetzen könnte. „Und die kam mir eines Abends beim Zähneputzen: Ich wollte Soufflés anbieten. Schließlich habe ich immer schon gerne gebacken.“

In Hamburg gibt es den Foodtrend aus Japan nur im Café Lu Soufflé

Und so eröffnete sie seinerzeit das erste Café in Deutschland, das ausschließlich Soufflés anbietet. Mittlerweile gibt es das auch in anderen Städten. In Hamburg ist sie aber nach wie vor die Einzige. „Es ist erstaunlich, wie viele Menschen es gibt, die gar nicht wissen, was ein Soufflé ist“, sagt Jenny Lu. „Uns macht es großen Spaß, ihnen das dann zu erklären.“

Sehen kann man es auch. Denn ihr kleines Café hat eine offene Küche. Zunächst werden je sechs Portionen Teig aus einem Spritzbeutel auf die beiden heißen Platten gegeben. Dann kommen, bevor die Abdeckhauben darübergestülpt werden, noch ein paar Spritzer Wasser dazu. „Das ist wichtig für das Verhältnis zwischen Hitze und Feuchtigkeit.“ Nach vier Minuten werden die fluffigen Pancakes gewendet und fertig gebacken.

Die Soufflé-Pancakes werden auf einer Heizplatte, die mit Wasser besprüht und mit einer Cloche abgedeckt wird, gebacken.
Die Soufflé-Pancakes werden auf einer Heizplatte, die mit Wasser besprüht und mit einer Cloche abgedeckt wird, gebacken. © Funke Foto Services | Thorsten Ahlf

Jenny Lu und Team experimentierten wochenlang, bis Soufflés gelangen

Schon das erfordert Fingerspitzengefühl. Jetzt aber müssen je zwei zu einem Soufflé übereinandergetürmt, mit einer besonderen Milchcreme (gibt es mit Vanille, Schokolade oder Matcha) bestrichen und dann mit einem Topping (Schoko-, Mandel- oder Karamelcrumble) verziert werden.

Das ist bei der weichen Konsistenz des hohen Soufflés keine einfache Angelegenheit. Aber das Team ist routiniert. „Wir haben allerdings viele Wochen herumexperimentiert, bis wir raushatten, wie Rezeptur und Teig beschaffen sein müssen und wie warm es im Raum sein darf, damit die Soufflés gelingen.“

Gastronomie Hamburg: Im Lu Soufflé sitzen Gäste an einem drei Meter langen Tisch

Apropos Eier. Davon hat Jenny Lu heute schon 180 Stück aufgeschlagen und getrennt – der übliche Start eines Arbeitstages. 130 bis 140 Soufflés backen sie am Tag, am Wochenende auch mal mehr. Jedes wird frisch zubereitet.

Vor dem Lu Soufflé bilden sich täglich lange Schlangen.
Vor dem Lu Soufflé bilden sich täglich lange Schlangen. © Friederike Ulrich (FMG) | Friederike Ulrich (FMG)

Die Gäste sitzen dicht an dicht, an einem etwa 30 Zentimeter breiten und drei Meter langen Tisch. „So kommen sie miteinander ins Gespräch“, sagt Jenny Lu. Auch das gehöre in Asien zur Kultur des quirligen Straßenlebens. Und weil sie nicht nur ein Fan von Streetfood, sondern auch von Streetart ist, hat sie bei einem Hamburger Künstler ein Abendmahl-Gemälde mit Sängern aus der Hip-Hop- und R&B-Szene in Auftrag gegeben.

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Gastronomie Hamburg: Café Lu Soufflé in der City bietet auch Limonade aus japanischer Zitronenart

Auf den Wandkacheln haben Gäste kleine Inschriften verfasst, an einem zu einer Pinnwand umfunktionierten Gitter hängen Fotos und kleine Talismane. Auf einem Regal stehen kleine Flaschen mit prickelndem Sake für den Außerhausverkauf. In einem Kühlschrank werden japanische Softdrinks wie Matcha Ty (Matcha Eistee) und Yuzuha (Limonade aus einer japanischen Zitronenart) angeboten – doch selbstverständlich werden zum Soufflé auch Kaffee- und Teespezialitäten serviert.

Wie in Asien kann man die Soufflés und die Getränke auch mitnehmen und draußen essen. Geöffnet ist das Café von Mittwoch bis Sonnabend ab 12 Uhr, sonntags ab 14 Uhr. Die letzten Soufflés werden um 18.30 Uhr gebacken.