Hamburg. Nach der Anschlagserie auf Gleise der Bahn hatten sich Linksextremisten zu den Taten bekannt. Nun wird auf höchster Ebene ermittelt.
Nach den folgenschweren Brandanschlägen auf das Schienennetz der Deutschen Bahn in Hamburg hat nun der Generalbundesanwalt die Ermittlungen übernommen. Es sei ein Verfahren wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und anderer Straftaten eingeleitet worden, sagte ein Sprecher der Karlsruher Behörde dem Abendblatt am Donnerstag.
Zu den Anschlägen am vergangenen Freitag hatte sich eine linksextremistische Gruppierung bekannt. Daher wird davon ausgegangen, dass die Aktionen politisch motiviert waren.
Deutsche Bahn: Generalbundesanwalt ermittelt nach Brandanschlägen
Gleich dreimal hatte die Hamburger Feuerwehr in der Nacht zum Freitag ausrücken müssen. Zunächst hatte ein Lokführer am Deelwisch in Lokstedt um kurz nach halb drei einen Brand eines Kabelschachts der Güterumgehungsbahn gemeldet. Die Täter brachen den Kabelschacht auf und setzten ihn anschließend in Brand.
Im Verlauf der Nacht kam es zu zwei weiteren Bränden. Gegen 3 Uhr war eine Strecke am Walter-Rudolphi-Weg betroffen, knapp 40 Minuten später wurde der dritte Brand an einer Strecke der Hafenbahn am Heykenaukamp gemeldet.
Brandanschläge auf Bahngleise: Linksextremistisches Bekennerschreiben
Die Anschläge führten zu massiven Verspätungen und Zugausfällen bis zum Sonnabend, da bei den Feuern auch Signal- und Kommunikationsanlagen beschädigt wurden.
In einem Bekennerschreiben auf der linksextremen Internetseite „indymedia“ übernahm eine bislang unbekannte Gruppe die Verantwortung für die Taten. Demnach hatten die Extremisten offenbar vor allem den Güterverkehr treffen wollen, die massiven Ausfälle im Personenverkehr waren eine Art Kollateralschaden.
Brandanschläge auf Bahngleise: Schlag gegen „kapitalistische Infrastruktur“
Unter der Überschrift: „Switch-off! Dezentrale Sabotage kapitalistischer Infrastruktur in Hamburg“ hieß es in dem Schreiben: „In der Nacht des 7. Septembers haben wir in Hamburg Verkehrsadern der kapitalistischen Infrastruktur sabotiert. Wir wählten dafür mehrere neuralgische Punkte des Güterverkehrs und haben uns in diesem Fall dazu entschieden uns auf Streckenabschnitte zu beschränken, die nicht für den Personenverkehr genutzt werden. Einige Liter Benzin in den Kabelschächten an den Schienen sollten zu möglichst langfristigen Ausfällen oder Einschränkungen beim Transport von zum Beispiel im Zuge neokolonialer Ausbeutung und erdzerstörendem Extraktivismus beschafften Rohstoffen führen.“
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Inwieweit die Verfasser des Schreibens tatsächlich für die Anschläge verantwortlich sind und ob es möglicherweise Verbindungen zu ähnlichen Taten in Berlin und Herne im Oktober vergangenen Jahres gibt, dazu wollte sich der Generalbundesanwalt nicht äußern. Aufgrund der laufenden Ermittlungen könnten keine weitergehenden Auskünfte erteilt werden, so der Sprecher.