Hamburg. Mitten in der Stadt wird am Wochenende gefeiert – mit vielen Ständen und Live-Musik. Warum es kein gewöhnliches Stadtteilfest wird.

Die Nachbarschaft feiert – und das zum 20. Mal. Das Münzviertel in Hammerbrook, mitten in Hamburg zwischen Hauptbahnhof, HafenCity und St. Georg, lädt am Sonnabend, 15. Juli, zum bunten Straßenfest ein. Los geht es um 14 Uhr im Bereich Repsoldstraße, Rosenallee und Münzplatz.

„Gemacht wird wie immer alles von den Menschen vor Ort: Kommerziell ist hier nichts, Nachbarschaft ist alles“, sagt eine Sprecherin der Veranstaltung, bei der wie bei anderen Straßenfesten in Hamburg und Umgebung jetzt auch verstärkt Wert auf Individualität gelegt wird. DJ Diggi Detox legt auf, es gibt Live-Musik, Kinderschminken und einen Flohmarkt. An den Ständen werden unter anderem vegane Tacos, Lángos (Fladen aus einem weichen Hefeteig) und Getränke angeboten.

Straßenfest in Hamburg – das Münzviertel lädt zur großen Party

Den Verkauf organisieren die Anwohner selbst. Darüber, wie diese „urban-kreativ-nonkonfromistische“ Nachbarschaft im Münzviertel tickt, soll an zahlreichen Ständen informiert werden. Mit dabei sind die Bücherhallen, Viva con Aqua, das Werkhaus Münzviertel, das Sperrgebiet St. Georg, der Ragazza e.V. und weitere Vereine, Gruppen und Unternehmen.

Das Münzviertel ist bundesweit etwas ganz Besonderes. Es hat die höchste Dichte an sozialen Einrichtungen in Deutschland. Auf rund 1200 Bewohner kommen 14 Einrichtungen, die sich beispielsweise um Obdachlose, Menschen mit Behinderung und um Flüchtlinge kümmern.

Im Münzviertel in Hammerbrook dreht sich viel um Kunst

Das „Werkhaus Münzviertel“ etwa ist ein Modellprojekt für junge Erwachsene bis zu 27 Jahren, die wohnungslos oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Um neue Lebens- und Berufsperspektiven entwickeln zu können, werden sie künstlerisch und handwerklich ausgebildet. Pädagogik, Kunst und Quartiersarbeit gehen dabei Hand in Hand.

„20 Jahre, da muss es natürlich ordentlich krachen”, findet Patrick Funke von der Stadtteilinitiative Münzviertel/Kunstlabor naher Gegenden (KuNaGe). So ein Straßenfest sei ja dann immer doch einmal mehr Arbeit als gedacht.

Und trotzdem lohne es sich, dem Viertel etwas zurückzugeben, heißt es aus dem Organisationsteam: „Es ist so offen und freundlich im Münzviertel. Niemand wird wegen seiner komischen Art ausgeschlossen. Ein bisschen komisch: Das sind die Leute hier einfach gewohnt.”

Straßenfest im Münzviertel – eine Gegend mit Geschichte

Rückblende: Ausschlaggebend für den Namen des Viertels und seinen Mittelpunkt war die am Münzplatz gelegene Prägeanstalt Münzburg. Sie wurde 1886 erbaut. Bis 1982 wurden dort Geldstücke für die Bundesrepublik Deutschland geprägt.

Heute zielt vieles im Münzviertel in Richtung Kunst. Beim Rundgang durchs Viertel fallen Projektarbeiten auf, die Wege zur Kunst sind kurz: In der nahe gelegenen ehemaligen Markthalle befinden sich der Kunstverein, die Freie Akademie der Künste sowie Galerien.

Und am nördlichen Rand des Münzviertels liegt ein markanter Gebäudekomplex, der vielen Hamburgern ein Begriff ist. Im ehemaligen Hamburger Hauptpostamt Hühnerposten, wo einst Postsendungen verladen wurden, befindet sich seit Anfang 2004 die Zentralbibliothek der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen.