Hamburg. Große Pläne für Schüler in Billstedt & Co: Stadt will 500 Millionen Euro in den Ausbau investieren. Was Steffi Graf damit zu tun hat.

Die Zahl der Schüler in Hamburg steigt rasant. Von einem Zuwachs um mehr als 25 Prozent bis 2030 war man 2019 ausgegangen, doch jetzt, auch mit den ukrainischen Kindern und Jugendlichen, könnten auf Hamburg noch mehr Schülerinnen und Schüler zukommen.

Schulsenator Ties Rabe (SPD) bestätigte den hohen Bedarf am Montag noch einmal bei einem Pressetermin. „Wir gehen von 215.000 Schülern aus“, sagte der Senator, wobei hier die Privatschulen nicht mitgerechnet werden. Bis 2029 sollen daher 16 neue Schulen in Hamburg gegründet werden. Darüber hinaus will die Stadt aber auch zahlreiche bestehende Standorte ausbauen.

Schule Hamburg: Investitionen von 900 Millionen Euro im Bezirk Mitte

„Wir wollen die Größe der Klassen nicht verändern“, sagte Rabe zur Begründung. Der Schnitt von 24 Kindern pro Klasse solle beibehalten werden. Dafür müssten mehr Lehrer eingestellt, aber auch die nötigen Räumlichkeiten geschaffen werden.

Allein in den Schulbau in Hamburg-Mitte investiert der Senat in den nächsten zehn Jahren 900 Millionen Euro, konkretisierte Rabe am Montag. Der Schwerpunkt liegt hier vor allem in den östlichen Stadtteilen des Bezirks. Denn hier nimmt das zurzeit wohl größte Stadtentwicklungsgebiet „Stromaufwärts an Elbe und Bille“ allmählich Form an.

Stadtteile in Hamburgs Osten wachsen weiter

Zum Hintergrund: Mit dem Konzept „Stromaufwärts an Elbe und Bille“ sollen Hammerbrook, Borgfelde, Hamm, Horn, Rothenburgsort, Billbrook und insbesondere Billstedt mit Mümmelmannsberg und Öjendorf weiterentwickelt werden. Tausende neue Wohnungen entstehen, zugleich soll das Miteinander in den Quartieren gestärkt werden, etwa durch neue Treffpunkte und mehr Sportplätze.

Rabe hatte sich am Montag gemeinsam mit Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer im Rahmen einer Schulbautour einen Überblick über aktuelle Bauvorhaben in diesen Gebieten verschafft. Innerhalb der nächsten zehn Jahre investiert der Senat allein in dieser Region bis zu 500 Millionen Euro in den Ausbau der schulischen Infrastruktur.

Rabe strebt „Durchmischung der Schülerschaft“ in allen Stadtteilen an

Neue Schulen in den Stadtteilen mit einem hohen Niveau in der Ausstattung wie etwa durch Sporthallen, Leseräume oder Theaterbühnen, sollen auch anspruchsvolle Familien in die Stadtteile locken. „Wir streben eine Durchmischung der Schülerschaft in allen Stadtteilen an“, sagte Rabe. Entscheidend sei hier die Bildungsnähe der Eltern, wobei Rabe dies ausdrücklich nicht gleichsetzt mit der Frage, ob die Familien einen Migrationshintergrund haben.

Der Schulsenator hob die Bedeutung der frühzeitigen Planung für die Quartiere hervor: „Im östlichen Teil des Bezirks Mitte wird in den kommenden Jahren im Bereich der Stadtentwicklung unglaublich viel passieren. Besonders wichtig ist es, dass die schulische Infrastruktur von Beginn an mitgedacht wird und mitwachsen kann“.

Bezirksamtsleiter Neubauer verwies auf Investitionen für die Menschen in den neuen Vierteln: „In unseren Stadtteilen im Hamburger Osten entstehen perspektivisch bis zu 20.000 neue Wohnungen. Es ist uns dabei sehr wichtig, dass wir schon heute die schulische und soziale Infrastruktur dafür mitdenken“.

Schule Am Schleemer Park als herausragendes Projekt

Ein besonderes Beispiel für die Schulentwicklungsplanung ist die Schule Am Schleemer Park. War sie bislang auf zwei Standorte aufgeteilt, so wird sie zukünftig am bisherigen Hauptstandort Oberschleems (Billstedt) zusammengeführt und für 37 Millionen Euro vollständig neu gebaut.

Visualisierung der neuen Schule am Schleemer Park in Hamburg-Billstedt.
Visualisierung der neuen Schule am Schleemer Park in Hamburg-Billstedt. © Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB)

Die Grundschule wird zukünftig fünf Parallelklassen führen und auf knapp 8000 Quadratmetern neben modernen Unterrichtsräumen auch eine Vitalküche inklusive Mensa, Gemeinschaftsflächen und einer Sporthalle beherbergen.

Schule umfasst bald ein Kompetenzzentrum Zuwanderung

Mit der Zusammenlegung der Standorte plant die Schule mit ihrem engagierten Schulleiter Stephan Giese zudem den Aufbau eines „Kompetenzzentrums Zuwanderung“, das zahlreiche Kooperationspartner beherbergen soll. „30 Organisationen sollen ihre Angebote auf dem Schulgelände machen“, sagte Rabe, sodass die Eltern mit den Kindern nicht durch den ganzen Stadtteil zu verschiedenen Standorten laufen müssten. Viele Schüler kommen hier aus den Wohnunterkünften Billbrookdeich/Billstieg und Berzeliusstraße.

Zu diesen Partnern zählt unter anderem die Stiftung „Children for tomorrow“ der ehemaligen Tennisspielerin Steffi Graf, die dort das Projekt „HonigHelden“ anbieten wird. Hilfe auch von Beschäftigten des UKE gibt es dabei vor allem für Schülerinnen und Schüler mit Fluchterfahrung, die traumatisiert sind.

Darüber hinaus werden im Neubau auch Räumlichkeiten für die Hamburger Volkshochschule geschaffen sowie eine Kita direkt auf dem Schulgelände angesiedelt. Baubeginn ist 2024, die Fertigstellung des Gesamtprojektes ist für das Schuljahr 2027/28 geplant.

Hamburg-Horn: Grundschule Stengelestraße wird ausgebaut

Auch die Grundschule Stengelestraße wird neu gestaltet und von fünf auf sechs Parallelklassen ausgebaut: Der Standort der Grundschule mit seinen bislang 18 Gebäuden wird für gut 21 Millionen Euro überplant. Hier habe es bisher sehr viel „plattgetrampelten Nichtrasen“ gegeben, scherzte Rabe, in Zukunft solle die Schule aber von mehr Grünflächen umgeben sein.

Auch in die Grundschule Stengelestraße in Hamburg-Horn wird investiert.
Auch in die Grundschule Stengelestraße in Hamburg-Horn wird investiert. © monkey impact GmbH

Auch Schulformen, die sonst wenig im öffentlichen Fokus sind, werden modernisiert. So wie etwa das Bildungs- und Beratungszentrum Pädagogik bei Krankheit/Autismus (BBZ), das auch Schülerinnen und Schüler aller Schulformen unterrichtet, die aufgrund einer Erkrankung für längere Zeit nicht am Unterricht ihrer Klasse teilnehmen können, und darüber hinaus verschiedene Beratungs- und Unterstützungsangebote vorhält. Die Schule ist kürzlich von ihrem alten Standort an der Von-Essen-Straße an den Rhiemsweg gezogen, in einen denkmalgeschützten Bau.

Die Stadtteilschule Öjendorf, die auf fünf Parallelklassen erweitert wird, erhält für neun Millionen Euro ein neues Multifunktionsgebäude. Auf 1900 Quadratmetern wird das Gebäude neben weiteren Klassen- und Fachräumen auch eine große Mehrzweckhalle mit einer Theaterbühne beherbergen.

Visualisierung des Neubaus der Stadtteilschule Öjendorf.
Visualisierung des Neubaus der Stadtteilschule Öjendorf. © MRO Architekten

Mehrere kleinere Bauvorhaben im Osten des Bezirks Hamburg-Mitte

Weitere Schulbauvorhaben im östlichen Teil des Bezirks Mitte sind:

  • Grundschule Archenholzstraße (Billstedt): Die Schule wird auf fünf Parallelklassen erweitert. Für rund 8,6 Millionen Euro sind dafür Baumaßnahmen geplant, bei denen insbesondere neue Klassen- und Verwaltungsräume entstehen.
  • ReBBZ (Regionales Bildungs- und Beratungszentrum) Billstedt: Das ReBBZ Billstedt ist momentan auf zwei Standorte aufgeteilt. Durch einen Neubau wird das ReBBZ zukünftig am Steinfeldweg zusammengefasst. Hierfür entsteht voraussichtlich bis 2025 für rund elf Millionen Euro ein Hamburger Klassenhaus.
  • Neugründung: In der Gartenstadt Öjendorf entsteht für rund 18 Millionen Euro eine neue 2,5-zügige Grundschule (im Schnitt 2,5 Parallelklassen pro Jahrgang) mit schulintegrierter Kita. Die Fertigstellung ist abhängig von den Entwicklungsschritten der neuen Gartenstadt Öjendorf. Allein in dieser Region könnten Tausende Wohnungen entstehen, sagt Bezirksamtsleiter Neubauer über das Areal am Öjendorfer See.

Schule Hamburg: Verbesserte Angebote mit mehr Vitalküchen geplant

Der Schulbau in Hamburg steht auch im Zeichen der verbesserten Angebote für Familien mit Kindern in der Stadt: So sollen noch mehr Schulen eine Vitalküche erhalten, in der das Essen frisch zubereitet werden kann. Bislang gibt es rund 50 Vitalküchen an Hamburger Schulen.

Auch der zeitliche Rahmen der Bildung wird erweitert: Bis 2029 sollen alle Grundschulkinder das Recht auf ganztägige Bildung und Betreuung erhalten.