Hamburg. Betten, Bilder, Lampen und Co.: In dem Luxushotel wird das Inventar verkauft – darunter viele Schnäppchen. Was danach passiert.

  • Das Park Hyatt Hotel an der Mönckebergstraße ist Geschichte
  • Seit Mitte Mai läuft der komplette Ausverkauf des Inventars. Von Kissen bis zu Leuchtern und den Minibars kommt alles unter den Hammer

Hussein Dohrmann ist im Kaufrausch. Der Unternehmer, der eigentlich im Bereich Gewerbeimmobilien tätig ist, steht in der Lounge vom Park Hyatt Hotel im Levantehaus an der Mönckebergstraße.

Der Geschäftsmann ist umgeben von Möbeln und hat sich eingedeckt: „Ich habe viele Jahre lang bis zu 150 Tage im Jahr im Park Hyatt in einer Junior-Suite übernachtet. Und jetzt habe ich zwei Fincas in Andalusien, die ich einrichten muss, und konnte hier viele Möbel finden.“

Park Hyatt in Hamburg: Ausverkauf bis Ende Juni – mit Schnäppchen

Alles muss raus, heißt es seit dieser Woche in dem einstigen Fünf-Sterne-Superior-Hotel in der Hamburger Innenstadt. Die Twins Company aus Berlin hat von den Eigentümern der Immobilie die gesamte Einrichtung einschließlich Kopfkissen (zehn Euro pro Stück) und Holzbügeln (ein Euro pro Bügel) gekauft. Noch bis zum 29. Juni kann sich hier jeder ein Stück vom Park Hyatt sichern. Und es gibt auch einige Schnäppchen.

Finca-Eigentümer Dohrmann hat Boxspringbetten, Schreibtische, Sessel, Nachttische, Lampen und sogar Minibars für 20 Zimmer erworben und ist begeistert: „Ich nehme sozusagen ein Teil vom Park Hyatt mit nach Andalusien. Von diesem Verkauf habe ich erst gestern im Radio erfahren und bin heute sofort hierhergekommen.“

Ausverkauf im Park Hyatt: Geschäftsmann richtet Finca mit Hotelmöbeln ein

All die Einrichtungsgegenstände, die Dohrmann erworben hat, sollen nun demnächst per Lkw nach Spanien transportiert werden. Der Geschäftsmann entdeckt immer wieder neue Objekte der Begierde. Jetzt hat er einen Blick auf die imposanten zehnflammigen Eisen-Kronleuchter geworfen, die an der Decke der Lounge hängen. „Die passen perfekt auf meine Finca“, sagt Dohrmann. Der Preis liegt bei 2499 Euro pro Leuchter. Aber da gibt es wohl noch Verhandlungsspielraum bei diesem Großkunden.

Wenn Hotels umgebaut oder geschlossen werden, dann sichert sich Twins-Company-Chefin Astrid Eilers die Einrichtung. Das meiste landet häufig erst mal in ihrer Lagerhalle in Berlin. „In diesem Fall haben wir das Glück, dass wir die Einrichtung direkt im Hotel verkaufen können. Das lockt natürlich mehr Kunden an“, sagt Ehlers. Viele würden sich allerdings ihre Lieblingsstücke bereits über die Internetseite sichern und dann hier abholen. „Die Nachfrage ist wahnsinnig, so etwas habe ich noch nicht erlebt.“

Großkunde Hussein Dohrmann im Gespräch mit Twins-Company-Chefin Astrid Eilers inmitten von Möbeln in der einstigen Lounge.
Großkunde Hussein Dohrmann im Gespräch mit Twins-Company-Chefin Astrid Eilers inmitten von Möbeln in der einstigen Lounge. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Park Hyatt in Hamburg: Helene Fischer und Rolling Stones nächtigten dort

Und die Geschäftsfrau weiß, wovon sie spricht, ist schließlich seit 20 Jahren im Geschäft. Sie hat vor Kurzem auch das Inventar vom Grandhotel Kempinski Taschenbergpalais in Dresden, das renoviert wird, verkauft. „Wir sind im In- und Ausland tätig. Wir haben in diesem Markt sozusagen ein Monopol, es gibt kaum Mitbewerber“, sagt Eilers.

Es kommt schon ein wenig Wehmut auf, wenn man diesen Ausverkauf begleitet. Denn damit verschwindet nun auch sozusagen die Seele des Park Hyatt. Nach 24 Jahren wurde das Luxushotel, in dem auch Helene Fischer, die Rolling Stones und die Backstreet Boys nächtigten, am 19. Dezember 2022 für immer geschlossen. Hyatt und die Eigentümer der Premiumimmobilie – die Familie Bach – konnten sich offensichtlich nicht auf eine Verlängerung des Pachtvertrags einigen.

Nach Park Hyatt: 2024 soll das Conrad Hotel im Levantehaus eröffnen

Wenn Ende Juni der Abverkauf der Einrichtung abgeschlossen ist, wird nach Abendblatt-Informationen zeitnah mit der umfassenden Modernisierung begonnen. Bereits 2024 soll hier die MHP Hotel AG aus München mit der Luxusmarke Conrad Hotels & Resorts, die zum amerikanischen Hilton-Konzern gehört, einziehen.

Beim Abendblatt-Ortstermin herrscht reger Andrang. Im Eingangsbereich, den man über die Bugenhagenstraße erreicht, bilden sich am einstigen Concierge-Tresen Schlangen. Denn hier wird bezahlt. Bar oder mit Kreditkarte. Es gibt Nespresso-Kaffeemaschinen für 29 Euro, Safes für 49 Euro. Bilder und Fotografien sind ab 19 Euro zu haben. Tischlampen können ab 39 Euro erworben werden.

Ein Raum voller Kopfkissen: Katrin Krieschbach sucht nach dem passenden Exemplar für ihr Schlafzimmer.
Ein Raum voller Kopfkissen: Katrin Krieschbach sucht nach dem passenden Exemplar für ihr Schlafzimmer. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Park Hyatt in Hamburg: Jeder kann sich ein Stück vom Luxushotel sichern

In einem weiteren Raum stehen Stühle, Sessel und Couches. Ein Raum ist voller Kopfkissen. Dort sucht sich gerade Katrin Krieschbach ein Exemplar aus. „Ich habe über das Internet von diesem Verkauf erfahren, und das wollte ich mir nicht entgehen lassen.“ Für zu Hause und für das Büro hat sich die Modedesignerin auch zwei Kaffeemaschinen gesichert.

Aus Rahlstedt ist Monika Wiechmann mit ihrem Mann zum Stöbern gekommen. Drei Bilder für die heimischen Wände hat sie sich bereits gesichert und liebäugelt noch mit einem Möbelstück. Gerade sitzt Wiechmann Probe auf einem Zweisitzer-Stoffsofa. „Wir waren vorher noch nie im Park Hyatt. Aber ich war neugierig, und deshalb schauen wir uns jetzt mal um.“

Für Nachschub an Mobiliar ist übrigens gesorgt: Denn das Park Hyatt verfügt über 283 Zimmer und Suiten sowie Lounge, Bar, Restaurant und Veranstaltungsräume. Die Flachbildfernseher sind allerdings bereits ausverkauft. Wer sich jetzt noch eine Erinnerung an das Park Hyatt sichern möchte, hat dazu bis zum 29. Juni jeweils am Dienstag und Donnerstag von 10 bis 17 Uhr und sonnabends von 10 bis 14 Uhr Zeit.