Hamburg. 35-Jährige muss sich auch wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht verantworten. Kundinnen erheben schwere Vorwürfe.
Sophie S. hat schon viel versucht. Sie ist bei mehreren Ärzten gewesen, hat einige Behandlungen über sich ergehen lassen. Doch mit dem Aussehen ihres Mundes ist sie nach dem, was sie für einen missglückten kosmetischen Eingriff hält, immer noch nicht zufrieden. „Ich spare jetzt für eine Operation“, sagt die 35-Jährige.
Drei Jahre liegt die Behandlung, bei der sie sich ihre Lippen unterspritzen ließ, mittlerweile zurück. „Ich möchte das wieder natürlich haben“, sagt die junge Hamburgerin. „Nicht so überdimensioniert.“
Hyaluron-Behandlung: „Überdimensionierte“ Lippen nach Fake-Angebot bei Instagram
Das, was Sophie S. für übertrieben hält, soll die Folge einer Behandlung sein durch eine Frau, die so eine Unterspritzung überhaupt nicht hätte vornehmen dürfen. Das ist jedenfalls der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, der Fatima R. (Name geändert) auf die Anklagebank des Amtsgerichts gebracht hat.
Die 35-Jährige muss sich wegen Verstoßes gegen das Heilpraktikergesetz verantworten. Bei einigen der insgesamt elf angeklagten Fälle habe sie sich zudem der gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht, so die Vorwürfe weiter.
Angebliche Betreiberin eines Schönheitsstudios in Hamburg
Obwohl Fatima R. weder über eine ärztliche Approbation noch über eine sonstige Erlaubnis verfügt habe, soll sie auf der Plattform Instagram als Betreiberin eines Schönheitsstudios aufgetreten sein.
Zwischen Juni und Oktober 2020 soll sie so Kundinnen angeboten haben, bei ihnen Hautunterspritzungen vorzunehmen. Dabei habe sie unter anderem bei einer Kundin eine Faltenunterspritzung an der Nase zum Preis von 200 Euro durchgeführt, woraufhin die Nase der Zeugin stark angeschwollen und blau geworden sei.
Bei einer anderen Kundin habe noch zwei Jahre nach der Behandlung die Oberlippe an einer Seite schief heruntergehangen, heißt es weiter. Einmal habe sie eine höhere Dosis Hyaluron gespritzt als gewünscht. Und schließlich soll Fatima R. auch dann noch eine Kundin behandelt haben, nachdem bereits ihre Wohnung durchsucht und Spritzen beschlagnahmt worden waren.
„Ich habe mich niemals als Heilpraktikerin ausgegeben“
Sie habe einen Kursus zur Unterspritzung absolviert, lässt die Angeklagte, eine aparte Frau mit dunklem Zopf, durch ihre Verteidigerin erklären. „Ich habe mich niemals als Heilpraktikerin ausgegeben“, heißt es in der Aussage weiter. Zudem habe sie ihre Kunden stets über Risiken aufgeklärt.
In der Akte zu dem Fall sind mehrere Aufnahmen verzeichnet, offenbar von dem Instagram-Account der Angeklagten, in denen sie beispielsweise mit einer „Aktion“ geworben habe – das Wort „Aktion“ dabei vorn und hinten mit jeweils drei Ausrufezeichen versehen. Auch besondere Angebote, bei denen eine Behandlung für einen bestimmten Zeitraum besonders günstig offeriert wurde, soll Fatima R. veröffentlicht haben.
Hyaluron-Unterspritzung: diverse Behandlungen im Angebot
Sophie S. erzählt, dass sie Fatima R. von einer Bekannten empfohlen bekommen habe. Eine erste Behandlung sei in einem Friseursalon erfolgt, ein zweites Treffen habe bei Fatima R. zu Hause stattgefunden.
Die eigentliche Prozedur der Injektion tue weh, aber sie habe sogar drei Wochen danach noch Schmerzen gehabt, schildert die Zeugin. Und über die eigentliche Behandlung mit Hyaluron sagt sie, Fatima R. habe „so viel injiziert, dass sich das nicht abgebaut hat“, erinnert sich die Zeugin. „Ich bin heute überhaupt nicht zufrieden.“
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Prozess in Hamburg: Schmerzen beim Lachen nach Hyaluron-Injektion
Sie habe lange Schmerzen beim Lachen gehabt und bis heute lediglich „ein bisschen“ Gefühl in der Oberlippe. Sophie S. hat sich informiert, was getan werden müsse, um ihrem Mund wieder die Form zu geben, die sie gern hätte, um ein natürliches Aussehen zurückzuerhalten.
„Es müsste operiert werden, also aufgeschnitten“, der überschüssige Anteil Hyaluron entfernt und die Lippe wieder zugenäht werden, sagt die Zeugin. Nachdem sie seinerzeit Fatima R. mitgeteilt habe, wie unzufrieden sie sei, habe sie ihr Geld für die erste Behandlung zurückbekommen. Aber eine Operation für eine Korrektur koste ein Vielfaches. Der Prozess wird fortgesetzt.