Hamburg. Hamburgs Oberbaudirektor stellt Pläne für das Areal nahe der City vor. Es soll enorm aufgewertet werden – doch das wird dauern.
Wer am Bahnhof Berliner Tor in den Bus umsteigen will oder an ihm zu Fuß vorbeikommt, will nur eines: schnell wieder weg. Umtost von lärmenden Autos und Zügen ist der Verkehrsknotenpunkt ein unwirtlicher Ort. Ein Park? Eine Promenade? Aufenthaltsqualität? Das kann man sich hier kaum vorstellen.
Doch genau das ist geplant. Der Rahmenplan Berliner Tor sieht eine „Reparatur des Stadtraums“ vor. So drückte es Oberbaudirektor Franz-Josef Höing aus, der das Projekt am Dienstagabend vorstellte. „Der Stadtraum rund um das Berliner Tor hat großes Potenzial“, sagte er. Aber er sei eben auch sperrig, „was nicht so bleiben wird“.
Berliner Tor: Schönheitskur für Verkehrsknotenpunkt
Für einen solchen Ort reiche es nicht aus, lauter Einzelplanungen anzugehen, die keinen Zusammenhang bildeten und die umliegenden Quartiere nicht anbänden, betonte Höing. „Es braucht eine inhaltliche Idee, eine Klammer, die vorgibt, welche Funktion dieser Ort in Zukunft erfüllen soll.“
Diese Aufgabe habe der Rahmenplan. Er sieht vor, das Areal rund um das Berliner Tor bis spätestens 2045 „zu einem funktionierenden Verkehrsraum mit gestärkten, grünen öffentlichen Räumen und Wegeverbindungen“ weiterzuentwickeln. Auch für das Areal rund um die in der Nähe liegenden Elbbrücken gibt es einen Rahmenplan.
Berliner Tor: Stell- und Brachflächen werden zu Grünanlagen
Der Standort soll dann bequemer erreichbar und der Lohmühlenpark besser mit den vorhandenen Grünanlagen – etwa dem Stoltenpark – verbunden sein, es wird mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer geben und auch für die Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW), damit diese sich „zu einem noch attraktiveren Wissenschaftsstandort mitten in der Stadt“ entwickeln kann.
Um Platz für die öffentlichen Räume und Aufenthaltsflächen zu gewinnen, werden die Verkehrsflächen neu geordnet. Die unattraktiven Stellplatz- und Brachflächen verschwinden, stattdessen werden dort Grünanlagen angelegt, die Bahnhofsvorplätze werden ansprechend gestaltet. Zudem sollen entlang mehrerer Straßenzüge Neubauten entstehen, die der Stadtsilhouette eine neue Struktur geben.
Bürgerpark und Boulevard vernetzen umliegende Stadtteile
Zwischen Borgfelder Straße, Bürgerweide und Bahndamm soll ein Bürgerpark entstehen, der – ebenso wie der dann umgestaltete Anckelmannplatz – eine Verbindung zum Alster-Elbe-Bille-Grünzug und der Landschaftsachse Horner Geest schaffen wird. In den neuen Grünanlagen können sich die Stadtplaner Gastronomie vorstellen und auch ein Fahrradparkhaus, denn im Umfeld des Berliner Tors liegen gleich mehrere Velorouten und Fahrradstrecken.
Ein wesentlicher Aspekt der Planungen ist die bessere Vernetzung der umliegenden Stadtteile. Derzeit sind St. Georg, Borgfelde und Hammerbrook durch die Auto- und Bahnschneisen voneinander abgetrennt. Das soll sich ändern – nicht zuletzt durch eine Promenade entlang des Westphalenswegs, die Umwandlung der Straße Am Strohhause zu einem Boulevard und einen öffentlichen Spiel- und Sportpark.
Berliner Tor: Auch der HAW-Campus soll umgestaltet werden
Bislang bilde das Berliner Tor eher die Rückseite der umliegenden Stadtteile, so die Planer. Durch die Umgestaltung soll das Areal zur gemeinsamen Mitte werden und sich auch als Vorderseite qualifizieren. So soll ein leer stehendes Grundstück an der Spaldingstraße bebaut werden und durch Einzelhandel und Gewerbe in den Erdgeschossen zur Belebung des Straßenraums beitragen.
Dasselbe erhofft man sich durch die Umgestaltung des Gebäudeensembles Neues Steintor, in dem ein Supermarkt und ein Hotel einziehen sollen, und von der städtebaulichen Gestaltung des HAW Campus, der sich zum Lohmühlenpark öffnen und eine Teststrecke zu Forschungszwecken erhalten soll.
Verkehr Hamburg: Innenstadt wird durch Planung entlastet
Die schwer zu überwindenden Verkehrsachsen sollen teilweise umgelenkt werden. Vorgesehen ist, den Durchgangsverkehr zwischen dem Hamburger Osten und der Innenstadt auf der Nordkanalstraße zu bündeln, während die Spaldingstraße und der Straßenzug Berlinertordamm/Beim Strohhause zu multifunktionalen Stadtstraßen umgestaltet werden.
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Das hätte dann auch positive Auswirkungen auf die Innenstadt, da die Steinstraße/Domstraße sowie der Glockengießerwall vor dem Hauptbahnhof entlastet würden. Zudem entstünden Potenziale einer städtebaulichen Entwicklung auch außerhalb des Plangebiets, so die Stadtentwickler, nämlich rund um den Bereich ZOB, Adenauerallee und Kurt-Schumacher-Allee.
Berliner Tor: Im Rahmenplan spielt auch das Klima eine Rolle
Die Rahmenplanung Berliner Tor wurde von dem Architekturbüro Robertneun™ sowie den Stadtplanungsbüros Machleidt und GGR erarbeitet. Beteiligt war ebenfalls Transsolar KlimaEngineering, denn auch die Klimafolgenanpassung ist Bestandteil der Planung – unter anderem durch Dach- und Fassadenbegrünung, Wasserelemente und Regenwassernutzung.