Hamburg. Figur aus weltbekanntem Gemälde von Caspar David Friedrich ziert jetzt eine Barkasse. Doch trotz besonderem Extra gibt es einen Haken.
Im Hafen von Hamburg gehören die Rundfahrten mit Barkassen zu den klassischen Vergnügungen Tausender Touristen. Die Kunsthalle wiederum zählt für etliche Besucher der Hansestadt ebenfalls zum Pflichtprogramm. Jetzt tun sich die beiden Top-Ziele Hamburgs zusammen: Barkassen Meyer und die Heimat weltberühmter Gemälde kooperieren.
Vom Wind leicht zum Schaukeln gebracht, aber dann doch so präzise wie beim Chirurgen, landete der mehr als mannshohe orangefarbene Aluminium-Wanderer am Freitag auf der Barkasse MS „Commodore“. Die Operation fand am Anleger Entenwerder statt, wo Barkassen Meyer seine Schiffe in Ruhezeiten parkt und überholt. Die Idee: Ab sofort ziert die Figur des bekanntesten Malers der Romantik aus dem Gemälde „Wanderer über dem Nebelmeer“ (um 1818) das Freideck des Fahrgastschiffes.
Ausstellung „Caspar David Friedrich - Kunst für eine neue Zeit“ startet im Dezember
Nicht zuletzt wegen der am 15. Dezember startenden Ausstellung „Caspar David Friedrich – Kunst für eine neue Zeit“, soll das Motiv auch als Werbeträger für die Kunsthalle auf die Reise durch den Hafen gehen.
Die Wanderer-Figur stellt den weltberühmten, in die Ferne blickenden Mann dar, der auf einem felsigen Berggipfel über das Meer aus dichtem Nebel hinwegschaut. Caspar David Friedrich stützte sich bei dem Werk offenbar auf Erinnerungen an eine Wanderung durch das Elbsandsteingebirge – und in Hamburg blickt die Figur nun passend zu dieser Entstehungsgeschichte auf die Elbe. Das Bild wurde zu einem vielfach verwendeten Symbol der Romantik – und ist wohl das bekannteste Gemälde der Kunsthalle.
Norbert Kölle, Geschäftsführer der Kunsthalle, der als passionierter Segler auch einen persönlichen Bezug zum Wasser pflegt, beschrieb die Installation der Figur am Freitag auf dem Schiff als „sehr emotionales Ereignis“. Und er freue sich, wenn die Fahrgäste im Hafen sich bei dem Anblick an das Gemälde erinnern, das „im kulturellen Gedächtnis des Menschheit“ verankert sei, so der 62-Jährige.
Barkassen-Meyer arbeitete auch mit Udo Lindenberg zusammen
Hubert Neubacher, Geschäftsführer von Barkassen-Meyer, ist seit jeher kunstaffin und in zahlreichen Organisationen der Kreativ-Szene engagiert. „Vielleicht wird es ein Selfie-Hotspot“, sagte der eloquente Chef, als der Kran die Figur auf das Deck abgesenkt hatte. Aber viel wichtiger sei es, „Kunst im öffentlichen Raum zu fördern“, betonte Neubacher. „Daher freue ich mich riesig, dass sich mit der MS ‘Commodore’ nun auch unser größtes Schiff in unsere Flotte aus dann sechs ‚Kunstbarkassen‘ einreiht.“
Immerhin fahren bereits andere, außergewöhnlich gestaltete Schiffe von Barkassen-Meyer durch den Hafen und dienen als schwimmende Botschafter von Künstlern aus Hamburg. So haben unter anderem Udo Lindenberg, Björn Holzweg und Julia Benz Schiffe gestaltet. Die Lindenberg-Barkasse kurvte auch am Freitag bei dem Event mit großer Presseresonanz um die Wanderer-Figur und brachte mit ihrem bunten Outfit die Elbe in der Morgensonne zum Funkeln.
Durch die aktuelle Kunstaktion erweitern die beiden traditionsreichen Hamburger Institutionen nun ihre Zusammenarbeit – und davon profitieren auch die Kunden. Denn Teil der Kooperation von Barkassen-Meyer und der Kunsthalle ist ein Kombi-Ticket, das ab Juni erhältlich ist und bei dem sich Interessierte sowohl auf eine Barkassenfahrt als auch auf einen Museumsbesuch freuen können.
Hamburg: Kombiticket für Kunsthalle und Hafenrundfahrt
Das heißt, dass mit dem Kauf eines Tickets für eine Fahrt mit Barkassen-Meyer der anschließende Besuch der Kunsthalle kostenlos möglich ist.
Im Umkehrschluss können Kunstinteressierte nach einem Museumsbesuch eine kostenlose Hafenrundfahrt unternehmen. Mit einem Kombiticket für die Attraktionen, wie es derzeit auch andere Sehenswürdigkeiten in Hamburg anbieten, können Kunst-Fans also zwei ganz unterschiedliche Höhepunkte Hamburgs erleben.
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„Die wunderschöne Hafenkulisse auf einer Barkasse genießen und danach einen faszinierenden Rundgang durch die Kunstgeschichte erleben – das ist Hamburg und das ist mit unserem Kombi-Ticket nun noch bequemer möglich“, ergänzte Kölle – auch mit Blick auf die kommende Jubiläumsausstellung zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich.
Die große Retrospektive legt den Fokus auf das Verhältnis von Mensch und Natur in den Landschaftsdarstellungen Caspar David Friedrichs. In Hamburg sind dann mehr als 50 Gemälde und rund 90 Zeichnungen aus dem In- und Ausland zu sehen – darunter viele Schlüsselwerke –, sowie ausgewählte Arbeiten seiner Weggefährten und zeitgenössischer Künstler mit Bezügen zu seinem Werk.
Kunsthalle: Gemälde von Caspar David Friedrich derzeit nicht in Hamburg zu sehen
Übrigens müssen sich Besucher der Kunsthalle darauf einstellen, dass der „Wanderer über dem Nebelmeer“ derzeit selber auf Reisen ist. Das Gemälde, das im März auch Ziel einer Aktion der „Letzten Generation“ wurde, wird in der nächsten Zeit noch in Schweinfurt und Winterthur gezeigt. Erst zur Ausstellung im Winter kehrt das Werk nach Hamburg zurück.