Hamburg. Europa-Center meldet Vollvermietung auf Finkenwerder. Ein neues Millionenprojekt ist in der Planung.

Nach der Corona-Krise zieht das Geschäft in der Luftfahrt wieder deutlich an – das spürt das Hamburger Unternehmen Europa-Center AG. Der Projektentwickler und Bestandshalter von Immobilien meldet nun für seine Büroobjekte Air24 und Air30 auf Finkenwerder Vollvermietung. Auf den mehr als 28.000 Qua­dratmetern am Hein-Saß-Weg säßen überwiegend Firmen der Luft- und Raumfahrtbranche. „Der Aufschwung ist schneller gekommen als alle geahnt haben. Das spiegelt sich in der Vollvermietung unserer Objekte wider“, sagt Vorstandschef Ralf-Jörg Kadenbach.

Für die Mieter sei in erster Linie die Nähe zu Airbus attraktiv. Der Flugzeugbauer betreibt knapp zwei Kilometer weiter westlich sein Werk mit rund 15.000 Beschäftigten. Früher hätten sich die Zulieferer im Harburg Channel oder auch nördlich der Elbe niedergelassen. Im Jahr 2015 wurden die Zwillingsgebäude Air24 und Air30 am Hein-Saß-Weg eröffnet. Direkt nebenan sitzt das Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung (ZAL).

Immobilien Hamburg: Unter der Marke wurden bisher 28 Gebäude entwickelt

„Ich bin sehr zuversichtlich für den Standort Finkenwerder“, sagt Kadenbach. In der Schublade lägen die Pläne für ein weiteres Projekt. Im Airdock sollen rund 8700 Quadratmeter Bürofläche entstehen. Mit einem Zulieferer war ein Letter of Intent (Absichtserklärung) schon vereinbart – dann torpedierte Corona den Vertragsabschluss. „Wir können jederzeit starten. Die Baugenehmigung liegt vor“, sagt Kadenbach. Allerdings werde man das Projekt nur angehen, wenn etwa 50 Prozent der Fläche von einem oder zwei Mietern verbindlich bezogen würden. Wegen der gestiegenen Baukosten rechnet er mit einer Investitionssumme von 25 bis 30 Millionen Euro. „Wir haben das Privileg, solche Entwicklungen mit Eigenkapital zu stemmen“, sagt Kadenbach.

Das Unternehmen wurde 1972 von Uwe Heinrich Suhr gegründet. Zusammen mit seiner Frau Ingeborg hält er 85 Prozent der Anteile. Zweiter Anteilseigner sind von ihnen gegründete gemeinnützige Stiftungen, an die das kinderlose Ehepaar sukzessive weitere Anteile überträgt. Unter der Marke wurden bisher 28 Gebäude entwickelt. Das Bestandsvolumen liege bei annähernd 700 Millionen Euro. „Wir gehen mutig und frühzeitig in Lagen, bei denen wir eine gute Entwicklung erwarten“, beschreibt Kadenbach die Philosophie des Hauses. In Hamburg gehören zum Portfolio der 100 Mitarbeiter großen Firma auch vier Häuser in der City Süd. Seit 2014 ist das Unternehmen auch in Barcelona und damit im Ausland aktiv.

Immobilien Hamburg: Ein Flugzeugtürenhersteller bezog die letzten Freiflächen

Erste Kontakte zur Luftfahrt knüpfte Firmengründer Suhr selbst. „Einer seiner ersten Mieter war Airbus“, sagt Kadenbach. 1999 wurde der erste Bauabschnitt der Bremer Airportstadt fertiggestellt. Der DAX-Konzern habe dort für viele Jahre rund 15.000 Quadratmeter bezogen. Auf Finkenwerder gewann das Unternehmen später die städtische Ausschreibung. Airbus verpflichtete sich, beträchtliche Teile der Flächen zu mieten. In der Corona-Krise wurden nach Auslaufen der meist fünf (oder auch zehn) Jahre laufenden Verträge teilweise Mietflächen reduziert, Mietausfälle habe es aber nicht gegeben.

Lediglich der im Gebäude untergebrachten Gastronomie sei man entgegengekommen, sagt Kadenbach. Heute zählen Capgemini oder Ferchau zu den Mietern. 12 bis 15 Euro müssten pro Quadratmeter gezahlt werden. Ein Flugzeugtürenhersteller bezog die letzten Freiflächen. Im nächsten Jahr laufen erneut Verträge aus, aber Leerstände erwartet Kadenbach angesichts der wieder besser laufenden Geschäfte in der Luftfahrt nicht: „Die Aussichten sind zurzeit sehr, sehr gut.“