Hamburg. Ein Betriebsprüfer und eine Sachgebietsleiterin müssen sich wegen Vorteilsannahme in Hamburg vor Gericht verantworten. Was der Club sagt.
Es war kein alltägliches Spiel im Millerntor-Stadion. Noch 20 Minuten nach dem Schlusspfiff ließen sich die Spieler des FC St. Pauli für ihre beeindruckende Vorstellung von ihren Fans feiern. Mit 1:0 hatten die Hamburger den bis dahin so offensivstarken Zweitliga-Tabellenführer SC Freiburg besiegt und „einen beeindruckenden Beweis ihrer Entwicklung zu einer gereiften Mannschaft abgeliefert“, wie das Abendblatt notierte.
Auch auf den VIP-Plätzen wird die Stimmung an jenem 25. Oktober 2015 prächtig gewesen sein. Mittendrin unter den Feiernden: der Finanzbeamte K., die Sachgebietsleiterin M. und ein weiterer Kollege aus der Betriebsprüfung. Die Tickets im Gesamtwert von 501 Euro hatten sie von einem Offiziellen des FC St. Pauli bekommen. Von wem, kann die Staatsanwaltschaft Hamburg nicht sagen.
Freikarten vom FC St. Pauli: Finanzbeamte wegen Vorteilsannahme vor Gericht
Dass sich die Strafverfolgung mit dem Fall beschäftigt, hat einen pikanten Hintergrund. K., so heißt es in der Anklage, war zusammen mit M. und einem weiteren Kollegen in der Zeit vom 3. November 2014 bis zum 5. Mai 2015 mit der Betriebsführung einer Vermarktungsfirma des FC St. Pauli beschäftigt.
K. und M. müssen sich deshalb vom kommenden Freitag an wegen des Verdachts der Vorteilsannahme vor dem Amtsgericht Hamburg verantworten. K. wird in diesem Zusammenhang ein weiteres Vergehen zur Last gelegt. Laut Anklage soll er bereits für ein Spiel am 30. November 2014 gegen Kaiserslautern Freikarten im Gesamtwert von 128 Euro angenommen und für sich sowie unbekannte Personen genutzt haben.
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Auch in diesem Fall habe es dafür weder eine dienstliche Veranlassung noch eine Genehmigung des Dienstherrn gegeben. Mit diesem Spiel hatte K. allerdings weniger Glück: St. Pauli unterlag 1:3 und rutschte dadurch ans Tabellenende.
FC St. Pauli hat Kartenvergabe dokumentiert
Der Zweitligaclub hat nach eigenen Angaben die Person identifiziert, die die Tickets damals ausgestellt hatte, „und alle Erkenntnisse den Behörden vollständig mitgeteilt, um größtmögliche Transparenz zu schaffen“, hieß es auf Abendblatt-Anfrage. Dies sei möglich gewesen, weil der FC St. Pauli schon damals die Kartenvergabe dokumentiert habe.
Ob der Club als Konsequenz die internen Regeln verschärft hat, wollte er nicht konkret beantworten. „Generell baut der FC St. Pauli seit Jahren kontinuierlich seine Kontrollmechanismen aus. So gibt es einen eigenen Bereich, der ein umfangreiches Compliance Management System (CMS) implementiert“, hieß es lediglich.