Hamburg. Eine Stadtteilschule in Hamburg stand am letzten Schultag vor den Ferien in Brand. Der Schulleiter verschiebt nun seinen Ruhestand.
Es war ein Schock am letzten Tag des Schuljahrs, an dem die Schülerinnen und Schüler eigentlich ihre Zeugnisse hätten bekommen sollen, um sich dann in die sechswöchigen Sommerferien zu verabschieden.
Doch in Finkenwerder begann der Mittwoch mit einer Schreckensmeldung: Gegen 3.43 Uhr war es in der Stadtteilschule am Norderschulweg zu einer Gasexplosion gekommen. Das Feuer brannte lichterloh, Teile des Gebäudes stürzten ein, der Unterricht fiel aus und die Zeugnisse – sie sind auch verbrannt.
Feuerwehr Hamburg: Explosion in Stadtteilschule – Verwaltungstrakt in Vollbrand
Ein lauter Knall hatte die Menschen auf der ehemaligen Elbinsel in der Nacht zum Mittwoch aus dem Schlaf gerissen. Zeugen berichteten von Explosionen und Rauch an der Schule in dem Stadtteil im Süden der Hansestadt. Als die Feuerwehr mit mehreren Löschzügen eintraf, hatte das Feuer vom Keller aus bereits um sich gegriffen, das Gebäude stand im Vollbrand. Betroffen war der Verwaltungstrakt der Schule.
Die Einsatzkräfte konnten verhindern, dass die Flammen auf benachbarte Häuser übergriffen. Doch das Gebäude, in dem sich auch das Lehrerzimmer und das Schulleitungsbüro befanden, stürzte teilweise ein. "Durch umfangreiche Messungen des Umweltdienstes der Feuerwehr konnten keine weiteren explosionsgefährlichen Bereiche aufgespürt werden", sagte Feuerwehrsprecher Tim Spießberger am Donnerstag. "Die Gaszufuhr zum betroffenen Gebäude wurde durch Gasnetz Hamburg getrennt."
Explosion in Stadtteilschule – keine Personen verletzt
Bei aller Zerstörung, die das Feuer anrichtete, muss man dennoch von einem Glücksfall sprechen: Mitten in der Nacht war das Gebäude menschenleer. „Wir sind sehr erleichtert, dass keine Personen verletzt wurden“, sagte Peter Albrecht, Sprecher der Schulbehörde.
„Wenige Stunden später hätte eine solche Explosion verheerende Folgen haben können, das möchte sich niemand vorstellen.“ Auch der Hausmeister, dessen Wohnung sich in dem betroffenen Gebäude befindet, blieb unverletzt.
Brandermittler suchen in Trümmern nach Hinweisen
Rund 60 Einsatzkräfte der Feuerwehr waren in der Nacht vor Ort. "Die Nachlöscharbeiten zogen sich aufgrund der schwierigen Zugangsmöglichkeiten sowie der Einsturzgefahr über den gesamten Tag hin", so Spießberger. Ein Prüfstatiker und ein Bagger seien angefordert worden, um einsturzgefährdete Gebäudeteile abzutragen. Am Mittag begann das Technische Hilfswerk dann mit dem Abbruch, der bis 16 Uhr andauerte. Brandermittler der Polizei suchten währenddessen in den Trümmern nach ersten Hinweisen auf die Ursache der Explosion.
Klar ist, dass die Gasexplosion den Brand ausgelöst hat. Unbekannt ist, ob sie vorsätzlich ausgelöst wurde oder auf einen technischen Defekt zurückzuführen ist. Spezialisten des Landeskriminalamts hätten die Ermittlungen aufgenommen, teilte die Polizei mit. Sie sperrte die Trümmer als Tatort ab.
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Stadtteilschule und Gymnasium Finkenwerder bleiben geschlossen
Die Stadtteilschule blieb am letzten Schultag geschlossen. Gleiches galt für das benachbarte Gymnasium, unter dem die Gasleitung verläuft. Eltern und Schülerschaft seien informiert worden, die Schulen richteten eine Notbetreuung ein. Das Gymnasium bat auf seiner Website alle Schülerinnen und Schüler, zu Hause zu bleiben und auf weitere Informationen zu warten. Allerdings erreichte der Aufruf nicht alle Familien rechtzeitig, viele Eltern schickten ihre Kinder nichtsahnend zur Schule.
Schulleiter verschiebt nach Explosion Ruhestand
Für Schulleiter Steffen Kirschstein hätte es sein letzter Tag im Schuldienst sein sollen. „Eigentlich wollte ich heute mit den Schülerinnen und Schülern noch mal zusammenkommen“, sagte er. Seine Pensionierung müsse nun erst einmal warten: „Ich werde wohl noch aufräumen. Ich kann hier kein Trümmerfeld hinterlassen.“
Explosion auf Finkenwerder: Zeugnisse verbrennen
Das Schulgebäude darf bis auf Weiteres nicht betreten werden. Welche Folgen der Vorfall für den weiteren Schulbetrieb hat, werde laut Albrecht nun zwischen Schulleitung, Schulbau Hamburg und Feuerwehr geklärt – „sowohl für heute als auch für die Ferienzeit mit Ferienbetreuung sowie für das nächste Schuljahr“.
Möglicherweise werden dann auch erst die Zeugnisse ausgegeben. Behördensprecher Albrecht: „Wie die Schulaufsicht inzwischen verifizieren konnte, sind sie durch den Brand zerstört.“ Da Zeugnisse aber primär digital auf dezentralen Servern gespeichert würden, gingen keine Daten verloren. „Die Zeugnisse müssen an anderem Ort erneut ausgedruckt, unterschrieben und mit dem Schulsiegel versehen werden.“
Gegebenenfalls sei das allerdings erst zu Beginn des neuen Schuljahres möglich. „Sobald diesbezüglich eine Lösung gefunden ist, wird die Schulleitung die betroffenen Familien informieren“, erklärte Albrecht.