Hamburg. Viele Höfe des Komplexes zwischen Neuem Wall und Großen Bleichen sind im Dornröschenschlaf. Das soll sich ändern. Was geplant ist.

Die Stadthöfe an der Stadthausbrücke gelten als eines der spannendsten Projekte, die in der Innenstadt in den vergangenen Jahren verwirklicht wurden. Der ehemalige Bleichenhof – der auch zu den Stadthöfen gehört – hat sich dank zahlreicher Restaurants längst vor allem zur Mittagszeit zu einem pulsierenden Ort entwickelt. Auch das Hotel Tortue mit seinen zwei Restaurants und der Bar zählt seit seiner Eröffnung im Sommer 2018 zu einem der neuen Gastro-Hotspots in der City.

Aber wer durch die zahlreichen anderen Höfe des Gebäudekomplexes flaniert, was durchaus von der Architektur her reizvoll ist, begegnet nur wenigen Menschen. Und das, obwohl die Stadthöfe bereits seit drei Jahren fertiggestellt sind. Aber das soll sich jetzt ändern – die Stadthöfe sollen aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt werden: „Wir wollen die Stadthöfe bekannter machen und die Hamburger und Touristen zum Flanieren, Einkaufen und dem Besuch der Gastronomie einladen“, sagt Frank Adelstein, Direktor Immobilien der Ärzteversorgung Niedersachsen, die gemeinsam mit den ärztlichen Versorgungswerken Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt Eigentümer der Stadthöfe sind.

Zu dem Gebäudeensemble gehören auch rund 90 Wohnungen, etwa 32.000 Quadratmeter Büroflächen und rund 8600 Quadratmeter Flächen für Einzelhandel und Gastronomie. Die Eingänge zu den Stadthöfen liegen an den Straßen Stadthausbrücke, am Neuen Wall, an den Großen Bleichen und an der Bleichenbrücke.

So sollen die Stadthöfe in Hamburg attraktiver werden

Eine erste größere öffentliche Veranstaltung ist am 2. Oktober von 12 bis 22 Uhr geplant. Die „Willkommens-Party“ steht unter dem Motto Kunst, Kultur und Kulinarik. Es wird auch eine Kunsttombola für den guten Zweck geben und abends eine Jazzband spielen. „Wir wollen den Hamburgern zeigen, was für ein vielseitiger Ort die Stadthöfe sind, und deshalb soll es in Zukunft auch regelmäßige Events dort geben“, sagt Frank Adelstein, Direktor Immobilien, beim Abendblatt-Gespräch und kündigt weitere Aktionen an: Ein Weihnachtsmarkt ist in Planung, und auch über einen Wochenmarkt wird nachgedacht. Damit sich die Besucher in den verwinkelten Stadthöfen besser zurechtfinden, ist ein neues Wegeleitsystem geplant.

Aber auch neue Flächen – bis auf acht kleinere Einheiten sind die Stadthöfe inzwischen vermietet – sollen für mehr Andrang sorgen. Vor Kurzem hat an der Bleichenbrücke 11 die Boutique Oleana eröffnet. Dort verkauft Mette Thomann hochwertige Strickware aus Norwegen. Bereits vor fünf Jahren hatte sich die ehemalige Bänkerin den Traum von der Selbstständigkeit erfüllt. Sie eröffnete ihr Geschäft zunächst an der Poststraße und entschied sich jetzt für den Umzug. Der Grund: „Ich bezahle deutlich weniger Miete und habe zwei statt einem Schaufenster. Außerdem gibt es in der Umgebung zahlreiche andere skandinavische Marken. Das ist ein guter Synergieeffekt“, sagt Thomann.

Mette Thomann ist mit ihrer Boutique in die Stadthöfe gezogen.
Mette Thomann ist mit ihrer Boutique in die Stadthöfe gezogen. © Verena Reinke

Auf Mode setzt auch Cihan Gecit. Der Unternehmer hat sein Geschäft Rojèè Design, ein Herren- und Kinderausstatter, bereits Mitte April an der Stadthausbrücke eröffnet. „Wir haben unsere eigene Kollektion mit Anzügen, Schuhen, Gürteln und Taschen. Aber wir bieten auch Maßanfertigungen von Anzügen, Mänteln und Hemden an mit hochwertigen Stoffen aus Italien und England“, sagt Gecit. Für die Stadthöfe hat sich der Kaufmann entschieden, weil er „ein großes Potenzial für diesen Standort sieht“. Ein wenig entwickeln sich die Stadthöfe im Bereich der Stadthaus­brücke zu einer Edeleinrichtungsmeile: Die italienische Designmöbelmarke Poliform hat dort bereits im Februar 2019 ihre Pforten geöffnet. Im September eröffnen dort ein Rolf Benz Store und im Oktober Clic – beide Geschäfte sind auf hochwertige Möbel spezialisiert.

Stadthöfe in Hamburg: Exklusives Restaurant eröffnet

Und auch gastronomisch kündigt sich ein weiteres Highlight an – hier kommt wieder das Tortue ins Spiel. Die beiden Geschäftsführer Marc Ciunis und Carsten von der Heide haben bereits im Herbst 2020 ihr Portfolio um die Tagesbar Petite Tortue auf der Seite zum Neuen Wall hin erweitert und werden in den Stadthöfen am Sonnabend – wenige Meter vom Hotel entfernt – das Chez l’ami Tortue eröffnen. Das heißt übersetzt „bei einem Freund“, und so sollen sich die Gäste in diesem exklusiven Restaurant mit nur 26 Sitzplätzen auch fühlen.

„Egal, ob prominent oder nicht, wir wollen jedem Gast ein paar Stunden gepflegte Opulenz und ausgiebigen Genuss bieten“, sagt Restaurantmanager Martin Schmiedeberg. Die Speisekarte wird vor allem die Herzen von Fleischgourmets höher schlagen lassen.

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Für Citymanagerin Brigitte Engler steht fest: „Hochattraktive Gastronomie, individueller Einzelhandel und Kultur rund um die Innenhöfe bilden einen attraktiven Besucheranlass, und es ist schön, wenn jetzt noch mehr Hamburger für die Stadthöfe begeistert werden.“