Hamburg. Der schillernde Investor René Benko hat dem Geschäft am Rödingsmarkt gekündigt. Betreiber Andreas Guhr sucht noch nach neuen Räumen.

Der österreichische Investor René Benko ist mit seiner Signa Gruppe auf Einkaufstour in Hamburg. Das Unternehmen nennt bereits zahlreiche Immobilien in Spitzenlagen der Hansestadt ihr Eigen, darunter das Alsterhaus und das Karstadt-Gebäude in der Mönckebergstraße. Bis 2025 will die Signa auch den Elbtower in der HafenCity bauen. Gegen diesen geplanten Wolkenkratzer wirken die Flügger-Höfe am Rödingsmarkt geradezu bescheiden. Auch diese aus mehreren Gebäuden bestehende Immobilie am Rande der Innenstadt gehört seit geraumer Zeit der Signa.

Aber bereits seit mehr als drei Jahrzehnten hat an diesem Standort Andreas Guhr seine Geschäftsräume. Der renommierte Mineralien- und Fossilienexperte hat hier das Mineralienzentrum und das Museum SteinZeiten betrieben. Seit 2009 führt er dort die Red Gallery auf rund 1000 Quadratmetern plus 400 Quadratmeter Bürofläche – und ist nun bitter enttäuscht, weil er umziehen muss. Wohin, steht zurzeit noch nicht fest.

Kostbare Fossilien werden nun in Kisten verpackt

Unternehmer Guhr hat an einem Tisch aus versteinerten Holz Platz genommen. Dieses Holz sei rund 220 Millionen Jahre alt und stamme aus den USA, berichtet der 70-Jährige. Über ihm hängt ein versteinerten Fisch, der sei schon 50 Millionen Jahre alt und koste etwa 65.000 Euro. Tausende Fossilien und Mineralien hat Guhr in seinem Sortiment. Doch zur Zeit sind Mitarbeiter damit beschäftigt, diese wertvollen Raritäten behutsam in Kisten zu verpacken. Denn am 15. Januar wird die Ära von Andreas Guhr in den Flügger-Höfen enden. „Natürlich bin ich traurig. Ich habe rund 35 Jahre an diesem Ort verbracht. Ich hätte so gerne mein 50. Berufsjubiläum im kommenden Jahr hier gefeiert, aber leider müssen wir jetzt raus“, sagt Guhr. Seine Partnerin Christiane Paulsen ergänzt: „Eigentlich sollten wir schon im Juni ausziehen. Wir haben das so lange wie möglich rausgezögert.“

Ein Blick in die Red Gallery, jetzt müssen die Waren eingelagert werden.
Ein Blick in die Red Gallery, jetzt müssen die Waren eingelagert werden. © Michael Rauhe

Nun suchen Guhr und seine Lebensgefährtin nach einem neuen Zuhause. „Wir brauchen bis zu 2000 Quadratmeter Fläche, um die Fossilien und Mineralien auszustellen und eine Werkstatt einzurichten. Wir sind nicht auf einen bestimmten Stadtteil festgelegt, aber wir könnten uns zum Beispiel Altona gut vorstellen. Wir freuen uns über Angebote“, sagt Guhr. Von der Signa ist Guhr wenig begeistert. „Die haben uns einfach gekündigt, aber keine Hilfe bei der Suche nach einer neuen Fläche angeboten.“ Aber aufzugeben kommt für Guhr und Paulsen nicht in Frage.

Andreas Guhr hat Kunden auf der ganzen Welt

Die beiden wollen sogar expandieren. „Wir sind auf der Suche nach einer Fläche in der Innenstadt, um dort einen Red Gallery Showroom einzurichten“, sagt Paulsen. Der Laden sollte rund 300 Quadratmeter haben und die Miete bezahlbar sein, so Paulsen weiter. Bis die neuen Räumlichkeiten gefunden sind, werden die Fossilien und Mineralien in einer Halle zwischengelagert. Auch der beeindruckende fast vier Meter hohe Amethyst, der in Brasilien gefunden wurde und dem Vernehmen nach rund 150.000 Euro kostet, wird in den nächsten Tagen verstaut werden.

Der versteinerte Fisch an der Wand, ist rund 140 Millionen Jahre alt.
Der versteinerte Fisch an der Wand, ist rund 140 Millionen Jahre alt. © Michael Rauhe

Jahrzehnte lang ist Guhr durch die Welt gereist, um Exponate für seine Kunden zu finden. Er hatte selber eine Mine in Brasilien. Sein Klientel ist international. Die Käufer stammen unter anderem aus den USA, auch China sei ein großer Markt für Fossilien und Mineralien. Auch renommierte Auktionshäuser wie Sotheby’s und Christie’s bieten auf Auktionen seine Stücke an.

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„Ich hoffe wirklich, dass wir mit unserer einzigartigen Sammlung weiterhin als eine Attraktion für Hamburg erhalten bleiben. Dafür brauchen wir aber dringend neue Räumlichkeiten“, sagt Guhr. Auf Abendblatt-Anfrage sagte ein Signa-Sprecher zu den Plänen für die Immobilie am Rödingsmarkt: „Wir werden Anfang 2021 beginnen, die Flügger-Höfe komplett zu sanieren. Wir entwickeln dort und in den übrigen Gebäudeteilen Flächen für Gewerbe, Wohnen und Büro. Im Zuge der Sanierung muss Red Gallery die angemieteten Flächen verlassen.“ Die vollständige Fertigstellung sei für 2023 geplant.