Hamburg. Bei einer Stadtteilkonferenz auf der Veddel erläutern Vertreter von Behörden und Aurubis die überhöhte Konzentration von Arsen.

Der Stadtteilbeirat Veddel / Kleiner Grasbrook mit Vertretern von Behörden und dem Kupferhersteller Aurubis sollte Klarheit bringen. Doch die Erklärungen der Experten zu überhöhten Arsenwerten in der Veddeler Luft und Schwermetallen im Boden ließen am Ende neue Fragezeichen und ein diffuses Unbehagen bei den Besuchern entstehen.

Der gesetzlich vorgegebene Zielwert für Arsen in der Luft liegt bei 6 Nanogramm (ng) pro Kubikmeter und wurde mit durchschnittlich 7,8 ng im letzten Jahr deutlich überschritten. Und die Bodenkontamination mit Schwermetallen veranlasst Behördenvertreter zu der Empfehlung, kein Obst oder Gemüse auf der Veddel mehr anzubauen.

„Das hört sich beunruhigend an und wird auch nicht besser, wenn Referenten erklären, dass es sich anderswo gesünder lebt als hier auf der Veddel“, sagte eine Anwohnerin nach der Anhörung von Dienstag gegenüber dem Abendblatt.

Auswirkung der Arsenbelastung laut Behörde kaum messbar

Die Umweltbehörde erklärte auf Nachfrage, dass der verfehlte Zielwert eben kein Grenzwert sei und meinte damit, er sei eher als Richtwert zu verstehen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) müsste eine Gruppe von 100.000 Menschen 70 Jahre lang kontinuierlich einer Arsenbelastung von 6 ng ausgesetzt werden, um im statistischen Mittel zwei zusätzliche Fälle von Lungenkrebs zu verursachen. Wenn der Wert nur ein Jahr lang überschritten wird, wären demnach die Auswirkungen praktisch nicht messbar.

Den Zielwert für Arsen gibt es seit 2013. Im Jahr 2018 wurde dieser erstmals überschritten. Dennoch, so Umweltbehördensprecher Jan Dube, sei man im Gespräch mit dem voraussichtlichen Verursacher der leicht überhöhten Luftbelastung, dem Kupfererzeuger Aurubis.

Unternehmenssprecher Malte Blombach: „Wir halten zwar sämtliche Emissionswerte ein, aber es könnte sein, dass sogenannte ‚diffuse Emissionen‘ durch Dachöffnungen für die erhöhte Konzentration verantwortlich sind. Immerhin handelt es sich um Konzentrationswerte für Feinstaub.“

Aurubis plant zusätzliche Filteranlage

Deshalb plane das Unternehmen, eine sogenannte Dachreiterabsaugung zu konstruieren und Filter auf die Dachöffnungen zu setzen, durch die Abluft angesaugt und gereinigt werde. „Die Entwicklung läuft, wir werden nach und nach installieren und hoffentlich in drei Jahren fertig sein“, sagte Blombach. Das Unternehmen investiere seit 2001 jährlich rund 15 Millionen Euro in den Umweltschutz und werde dies auch in Zukunft so halten können.

Zur Bodenkontamination erklärte die Behörde, dass die Belastungen nicht über die neue Luftbelastung entstanden sei, sondern aus Altlasten herrühre. Demnach sind auch die Werte zu Blei, Cadmium, Kupfer und Zink erhöht. Die Schwermetalle bauen sich nicht ab. Diese Gemengelage habe sich aber seit Jahren überhaupt nicht verändert. Akute Gesundheitsgefahren bestünden nicht. Während der Stadtteilkonferenz hatten Behördenverteter denn auch erklärt, ein Bodenaustausch sei nicht nötig und werde im Zweifel nur für spezielle Grundstücke geprüft werden, wenn dort eine neue, sensible Nutzung anstehe. Für einen Kinderspielplatz z.B. gelten andere Anforderungen als für Gewerbe. Für Kinder würde der Boden getauscht werden, für Gewerbe nicht.

Grüne sehen keine akute Gefahr

Auch Michael Osterburg, Noch-Fraktionschef der Grünen im Bezirk Mitte, sieht momentan „keine akuten Gesundheitsgefahren“, will aber die überhöhten Werte „zügig runtergefahren“ sehen. Aurubis arbeite derzeit konstruktiv daran mit, so dass Wohnen und Arbeiten auf der Veddel unter einen Hut passe.