Hamburg. Monatelang wurde verhandelt, jetzt gab es den Durchbruch: Experten gehen von einem Kaufpreis von mehr als 200 Millionen Euro aus.
Das Hanseviertel in der Innenstadt ist nach Abendblatt-Informationen an einen Immobilienfonds des amerikanischen Unternehmens CBRE Global Investors verkauft worden. Die Amerikaner haben die bekannte Einkaufspassage, die 1980 eröffnet wurde, von der Allianz Lebensversicherungs-AG erworben.
Die Verhandlungen hatten sich dem Vernehmen nach mehrere Monate hingezogen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Aber Branchenexperten gehen von mehr als 200 Millionen Euro aus, die die neuen Eigentümer bezahlen mussten.
Das Abendblatt hatte bereits im November vergangenen Jahres über die Verkaufsabsichten der Allianz für die Einkaufspassage mit rund 60 Ladeneinheiten, zu der auch das Renaissance Hotel mit 205 Zimmern und 14.400 Quadratmeter Bürofläche gehören, berichtet. Der international tätige Immobiliendienstleister Jones Lang LaSalle (JLL) hatte dafür den Auftrag erhalten. Es gab dem Vernehmen nach zahlreiche Kaufinteressenten für das Hanseviertel, darunter soll auch die Hamburger ECE gewesen sein.
Ständiger Mieterwechsel im Hanseviertel
Seit mehr als zehn Jahren lenkt Centermanager Uwe von Spreckelsen die Geschicke des Hanseviertels und hatte mit häufigen Mieterwechseln zu kämpfen. Aktuell sei die Einkaufspassage voll vermietet. Aber es gibt zahlreiche Interimsmieter, die nur für einen kurzen Zeitraum Flächen belegen.
Bislang hatte die ECE-Tochter DECM das Hanseviertel betrieben. Zum Jahresende läuft der Zehnjahresvertrag aus und wird nicht verlängert. Auch Uwe von Spreckelsen muss sich wohl einen neuen Job suchen: „Der Verkauf ist ein gutes Signal für die Mieter. Damit das Hanseviertel gegen die große Konkurrenz in der Innenstadt bestehen kann, muss die Einkaufspassage modernisiert und auch die Technik erneuert werden“, sagte von Spreckelsen dem Abendblatt.
Dem Vernehmen nach arbeitet CBRE Global Investors bereits an einem neuen Konzept für die Einkaufspassage und plant auch Investitionen in den von gmp Architekten (von Gerkan, Marg und Partner) entworfenen Bau mit der beeindruckenden Backsteinfassade.
Das Hanseviertel steht seit Januar unter Denkmalschutz: „Das Hanseviertel ist ein stadtgeschichtlich, städtebaulich und architektonisch herausragendes Bauwerk der Postmoderne in Hamburg“, sagte Andreas Kellner, Leiter des Denkmalschutzamtes – das übrigens auch in dem Komplex untergebracht ist.
Hamburg ist die Hauptstadt der Einkaufszentren
Es gibt wohl kaum in einer anderen deutschen Großstadt so viele Shopping-Center wie in der Hamburger City. Direkt gegenüber vom Hanseviertel wurde im September 2015 die Kaisergalerie offiziell eingeweiht. Die größte Shoppingmeile ist die Europa-Passage am Ballindamm mit mehr als 100 Geschäften und Restaurants. Und es werden immer mehr: Noch in diesem Jahr sollen in den benachbarten Stadthöfen, dem ehemaligen Sitz der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, die ersten Geschäfte eröffnen.