Hamburg. Schon in einer Woche soll die Behörde in den neuen Räumen an der Caffamacherreihe arbeitsbereit sein.
Es ist schon ein Kraftakt: 1050 Mitarbeiter müssen ihre Büros räumen, 28 Kilometer Akten müssen in 500 Rollcontainer verpackt und mit 9000 Umzugskartons vom Klosterwall an die Caffamacherreihe transportiert werden. Doch trotz der logistischen Herausforderung kommt der Umzug des Bezirksamts Hamburg-Mitte, das am kommenden Montag in den neuen Räumlichkeiten eröffnen will, gut voran. „Wir hatten bislang nur eine Panne, als am Sonnabend im alten Bezirksamt ein kleiner Aufzug ausgefallen ist“, sagt Uwe Koczelnik, der im Bezirksamt Hamburg-Mitte für den Umzug zuständig ist.
Ein halbes Jahr Planung hat er hinter sich – und viele Katastrophen, die er in Gedanken durchgespielt hat: Neben Stromausfällen und Behinderungen durch die aktuelle Baustelle am Johanniswall gehörte auch das Versagen der alten Fahrstühle im 1958 ebauten City-Hof dazu. Doch die Panne vom Sonnabend war schnell behoben, und andere Probleme gab es bislang nicht. „Sogar das Wetter spielt mit“, freut sich Koczelnik.
Gerade ist die Ausländerabteilung dran
Verbraucherschutzamt, Bauprüfabteilung und Jugendamt sind bereits umgezogen. Heute ist unter anderem die Ausländerabteilung dran. Zwischen den Mitarbeitern des Umzugsunternehmens, die gelbe Lastwagen beladen, sind auch Mitarbeiter des Bezirksamts zu sehen, die Grünpflanzen, Bilder oder Akten zu ihren Privatwagen schieben. „Für persönliche Gegenstände und sensible Akten sind wir selber zuständig“, sagt ein Mitarbeiter der Ausländerabteilung, als er seinen Ford Fiesta belädt. „Aber man will ja auch nicht, dass die in fremde Hände geraten.“
Ebenso emsig wie am alten Standort geht es auch im neuen Bezirksamt zu. Damit die Rollcontainer aus dem Klosterwall auf den neuen Teppichen keine Spuren hinterlassen, ist Pappe ausgelegt. Auch hier schieben Bezirksamtsmitarbeiter Wagen umher oder delegieren Arbeiten. Im neunten Stock weist die Leiterin des Standesamts gerade zwei Männern, die einen Kübel mit einer hochgewachsenen Grünpflanze tragen, den Weg in eines der beiden Trauzimmer in der neunten Etage.
Hamburgs höchstgelegenes Trauzimmer
Bislang war das Standesamt in einem uncharmanten Zweckbau an der Borgfelder Straße untergebracht. Entsprechend stolz zeigt uns Bezirksamtsleiter Falko Droßmann Hamburgs höchstgelegenes Trauzimmer. Eines verfügt über eine Galerie und ist damit groß genug für Großfamilien mit bis zu 150 Mitgliedern, das andere ist kleiner und für knapp 50 Personen ausgerichtet. Auffallend in beiden in Rot und Grau gehaltenen Räumen sind die schicken Lampen über den Tischen: Im großen schweben drei Lichtringe, im kleineren mehrere tropfenförmige Lampen, an denen Standesbeamte und Brautpaare künftig Platz nehmen werden.
Mit der Anschaffung dieser Leuchten von Tobias Grau, gibt Droßmann zu, habe er sich über den Etat hinweggesetzt, der nur die Anschaffung bestimmter Möbel erlaubt. „Eine schöne Beleuchtung war mir wichtig“, sagt er. „Viele verbringen hier den wichtigsten Moment ihres Lebens – und Hamburg wird an den Kosten nicht zugrunde gehen.“
Ansonsten wurde das Mobiliar streng nach Vorschrift ausgewählt. Und unter gesundheitlichen Aspekten. „Jeder Mitarbeiter hat einen höhenverstellbaren Schreibtisch“, sagt Droßmann. „Das mag eine etwas höhere Einmalzahlung sein, die sich aber langfristig auszahlt.“ Es sei ein enormer Verwaltungsaufwand, bei Hausarzt und Amtsarzt ein Attest für einen solchen Schreibtisch zu bekommen.
Die Bezirksversammlung tagt im elften Stock
Droßmann führt in den Saal der Bezirksversammlung im elften Stock: Der große, helle Raum ist mit schwarz-weißem Mobiliar und modernster Technik aussgestattet und damit das komplette Gegenteil von dem kleinen Raum, in dem die Bezirksversammlung bislang tagte. Hinter den erhöhten Sitzen des Präsidiums prangt das Hamburg-Wappen, daneben sorgt die rote Hamburg-Fahne aus Droßmanns früherem Büro für einen Farbklecks.
Sein jetziges Arbeitszimmer liegt in der zehnten Etage. Ein unausgepackter Karton auf seinem Schreibtisch zeigt: Auch der Bezirksamtsleiter ist noch im Umzugsstress. Etliche persönliche Dinge warten darauf, von ihm aufgehängt zu werden: ein signiertes und persönlich überreichtes Porträt von Helmut Schmidt, ein paar Boxhandschuhe des Boxclubs Hanseat, den er vor der Schließung bewahrt hat – und ein Kreuz. „Das hilft mir, bei Ermessensentscheidungen über die mir wichtigen Werte nachzudenken“, so der Bezirksamtsleiter.
Herzstück ist die Biometrie-Station
Zum Abschluss präsentiert er das Herzstück des Bezirksamts. „Das Kundenzentrum der Zukunft“, wie er lachend sagt. Gegenüber des Empfangstresens liegt die Biometrie-Station, von der aus Passfotos und Fingerabdrücke direkt an den Sachbearbeiter gesendet werden. Hinter Holzlamellen, die gleichermaßen Raumteiler, Deko-Eemente und Lärmschutzmaßnahme sind, befindet sich der Wartebereich. Dahinter liegt das sogenannte Front-Office mit 24 Bedienplätzen, an denen die Anliegen der Kunden bearbeitet werden. „Die meisten dieser Plätze sollen an fünf Tagen in der Woche zwölf Stunden am Tag besetzt sein“, so Droßmann, der dafür das 18-köpfige Team aufstocken lassen will. Sein Ziel: Die Kunden sollen möglichst nach zehn Minuten wieder draußen sein. Und deshalb gibt es in den neuen Räumen zwar eine Wickel-, aber keine Spielecke.