Hamburg. Der Veranstalter RSW hat die rund um den Jungfernstieg geplante Veranstaltung abgesagt. Bezirksamt bietet weitere Gespräche an.

Der Hamburger Veranstalter RSW hat das diesjährige Alstervergnügen abgesagt. Die vom 30. August bis zum 2. September rund um Jungfernstieg und Lombardsbrücke geplante Veranstaltung könne aufgrund der viel zu hohen Kosten für die Terrorabwehrmaßnahmen nicht durchgeführt werden, sagte der Geschäftsführer der Veranstaltungsfirma, Helmuth Schultze, am Donnerstag dem Abendblatt. Zuvor hatte der Fernsehsender Hamburg 1 darüber berichtet.

In einem Brief der RSW-Veranstaltungs GmbH an das Bezirksamt Mitte, der dem Abendblatt vorliegt, wird detailliert auf die hohen Kosten für die Terrorabwehrmaßnahmen hingewiesen, die zu erheblichen Verlusten „im hohen fünfstelligen Bereich“ führten. Zum Alstervergnügen 2017 heißt es in dem Schreiben: „Die Kosten der Terrorabwehr betragen (...) 53.723,00 Euro. Zieht man die von Ihnen (dem Bezirksamt - d.Red). zugesagten 15.000 Euro ab, verbleiben immer noch nicht kalkulierte Mehrkosten in Höhe von 38.723,00 Euro.“ Wie Geschäftsführer Schultze dem Abendblatt sagte, wolle die Firma solche hohen Summen weder selbst tragen noch an die zahlreichen Marktbeschicker weitergeben. „Deswegen haben wir von uns aus diese Veranstaltung abgesagt, zumal auch noch ein Sponsor abgesprungen ist“, sagte Schultze. Auch die Durchführung des Alstersvergnügens in den kommenden Jahren könne nicht bewältigt werden.

Bezirksamt signalisiert Gesprächsbereitschaft

Die RSW Veranstaltungs GmbH hatte erst im vergangenen Jahr den Zuschlag vom Bezirksamt Mitte für die Ausrichtung bekommen. Das Bezirksamt Mitte hat unterdessen den Eingang des Schreibens an das Fachreferat Management des öffentlichen Raumes bestätigt. Wie eine Sprecherin dem Abendblatt sagte, sei aber „alles noch offen“. Das letzte Wort sei in dieser Sache noch nicht gesprochen. Offenbar signalisiert das Bezirksamt Mitte Gesprächsbereitschaft über die Klärung der Kostenfrage. Nach Abendblatt-Informationen steht auch die RSW Veranstaltungs GmbH zu Gesprächen mit dem Bezirksamt Mitte in dieser Angelegenheit bereit.

Der CDU-Innenexperte Dennis Gladiator forderte Rot-Grün auf, eine tragfähige Lösung vorzulegen, um das Alstervergnügen und weitere Großveranstaltungen dauerhaft zu sichern. „Der Schutz vor Terroranschlägen ist Aufgabe des Staates. Deshalb muss dieser auch die Kosten dafür tragen.“

Nach dem Terroranschlag am Berliner Breitscheidplatz vor dem Weihnachtsfest 2016 werden Großveranstaltungen beispielsweise durch Betonblöcke und verstärkte Polizeipräsenz besser geschützt. Über die Finanzierung der zusätzlichen Poller, Betonklötze und weiterer Maßnahmen gibt es in vielen Kommunen Streit. Wie es in einer Senatsantwort auf eine Schriftliche Kleine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Dennis Gladitor und David Erkalp heißt, hat der Senat 2017 für Maßnahmen zum Schutz vor Terroranschlägen bei Veranstaltungen der Hansestadt 85.399 Euro (Hamburger Dom, pro Veranstaltung), 34.409 Euro (Hafengeburtstag) und 17.314,50 Euro (Eröffnung der Elbphilharmonie) ausgegeben. Außerdem wurden beim Alstervergnügen 2017 für die Lieferung der Wassertanks rund 17.000 Euro vom Bezirksamt Mitte beglichen. Für die Miete, Lieferung, Aufbau und Abtransport der Betonblöcke bezahlte die Polizei den Betrag von rund 32.000 Euro.

400.000 Gäste im vergangenen Jahr

Das Alstervergnügen steckt seit Jahren im Umbruch. 1976 auf Anregung des „Theater-Kapitäns“ Eberhard Möbius aus der Taufe gehoben und später vom inzwischen verstorbenen Carlheinz Hollmann weitergeführt, waren die Besucherzahlen immer weiter zurückgegangen. In Spitzenzeiten lagen sie noch bei 2,5 Millionen Gästen. 2016 waren es 540.000, im vergangenen Jahr 400.000. Zwar sorgten noch immer die im Volksmund abfällig als „Fressbuden“ bezeichneten Imbissstände für einen schlichten Ersteindruck. Doch es gab zuletzt weitere Verbesserungen. „Wo Hamburg drauf steht, steckt auch Hamburg drin“ – so lautete dann auch das Motto des bislang letzten Volksfestes. Besucher konnten sich beispielsweise mit Stand-Up-Paddling, Wasserski oder beim Drachenbootrennen auf der Alster ausprobieren.