Hamburg. Nach einem einjährigen Container-Provisorium wurden nun die Räume in einer ehemaligen Apotheke an der Langen Reihe bezogen.
Das Hamburger Straßenkinder-Projekt "Kids" hat neue Räume. Künftiges Domizil ist eine ehemalige Apotheke an der Langen Reihe in St. Georg. Zu den Gästen bei der offiziellen Eröffnung am Freitag gehörten auch Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonard und Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (beide SPD).
Mit dem Umzug endet ein einjähriges Provisorium in Containern. Im Oktober 2016 musste der Verein "Kids" die angestammten Räume im Bieberhaus am Hauptbahnhof verlassen, weil der Vermieter eine Sanierung plante. Übergangsweise bezog das "Kids" acht Container an der Ernst-Merck-Straße/Ecke Holzdamm. Derzeit ist im Bieberhaus unter anderem das Ohnsorg-Theater untergebracht. Im nächsten Jahr soll hier der Rowohlt-Verlag einziehen.
Gewerbetreibende uneins über neue Nachbarn
Doch am neuen Standort gab es schon im Vorfeld des Einzugs Bedenken von benachbarten Gewerbetreibenden. „Ich habe Sorge, dass ältere Kinder hierherkommen, klauen und die Gäste belästigen“, sagte der Betreiber eines nahen Schnellrestaurants, der nicht namentlich genannt werden will, kürzlich dem Abendblatt. Der Inhaber der Taverna Ellada, Amandeep Gill, begrüßt das Straßenkinderprojekt dagegen in der Nachbarschaft. „Ich sehe da kein Problem. Ich mag Kinder. Ich habe nur etwas Sorge, wenn Drogenabhängige dabei sind. Aber solange sie nicht zu uns kommen, ist das kein Problem.“
Beratung, Essen, geschützter Aufenthalt
Zielgruppe von "Kids" sind Kinder und Jugendliche, die zeitweilig obdachlos am Hauptbahnhof leben. Die Einrichtung bietet an sechs Tagen pro Woche Beratung, Essen und einen geschützten Aufenthaltsort. Im vergangenen Jahr wurden rund 10.000 Kontakte zu Betroffenen registriert.
Angeboten werden Notschlafplätze bei Obdachlosigkeit. Ziel ist eine Grundversorgung und Stabilisierung der Jugendlichen. Dafür gibt es individuelle Angebote nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz sowie tagesstrukturierende Projekte und Beratung für Jugendliche, Eltern und Betreuer. Darüber hinaus werden gefährdete Jugendliche in St. Georg und am Hauptbahnhof aufgesucht. Das Projekt wird mit 800.000 Euro von der Sozialbehörde finanziert.