Hamburg. Deutschlands größtes Straßenkinderprojekt verliert bisherigen Standort am Hauptbahnhof. Protestaktion für den Erhalt der Einrichtung.

Rund 20 Jugendliche haben am Freitagnachmittag die Räumlichkeiten des "Kids" im Bieberhaus am Hamburger Hauptbahnhof besetzt. Zuvor hatten die Betreiber der Straßenkinder-Projektes die Einrichtung fristgemäß an den Eigentümer, die Alstria Office Reit-AG, übergeben.

Wie lange die Besetzung dauert, ist zurzeit noch unklar. Alstria hatte den Mietvertrag mit dem "Kids" zum 1. Oktober 2016 nach 23 Jahren gekündigt, um die Flächen zu modernisieren und zukünftig als Büros anzubieten. Das "Kids" ist Deutschlands größtes Straßenkinderprojekt und befindet sich seit 1993 in dem ursprünglich städtischen Bieberhaus am Heidi-Kabel-Platz.

Linke haben Verständnis für die Aktion der Straßenkinder

Zur spontanen Besetzung erklärte Sabine Boeddinghaus, jugendpolitische Sprecherin der Fraktion der Linken in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Wir haben großes Verständnis für den zivilen Ungehorsam der Straßenkinder! Die Behörden haben das Drama um die Kündigung des 'Kids' viel zu lange tatenlos angesehen." Die heutige Aktion sei dafür die Quittung, die absolut vermeidbar gewesen wäre. Das Bezirksamt Mitte müsse dem "Kids" umgehend eine Ausweichmöglichkeit in Form von Flächen für eine ausreichende Anzahl Container zur Verfügung stellen, damit das erfolgreiche Projekt am Hauptbahnhof nahtlos fortgeführt werden kann. "Das hätte längst geschehen müssen!“

Die Einrichtung gehört zu dem gemeinnützigen Verein basis & woge. Sie bietet an sechs Tagen pro Woche Beratung, Essen, Duschmöglichkeiten und einen warmen, geschützten Aufenthaltsort für Kinder und Jugendliche, die zeitweilig obdachlos am Hauptbahnhof leben. Allein im vergangenen Jahr hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des "Kids" rund 10.000 Kontakte zu Betroffenen. Das Projekt wird von der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) finanziert.

Wie bereits berichtet, muss das "Kids" zwar die bisherigen Räume aufgeben. Die Einrichtung soll aber in der Nähe des Hauptbahnhofes erhalten bleiben. Es sollen auf einer Parkplatzfläche mindestens vier Container aufgebaut werden.