Hamburg. Hamburg verbessert den Hochwasserschutz auf der Veddel, in Wilhelmsburg und in Harburg. CDU kritisiert Flächenschwund.
Wenn der Meeresspiegel an Nord- und Ostseeküste wie von Klimaforschern erwartet ansteigt, wird die Entwässerung der Elbinsel Wilhelmsburg ab dem Jahr 2050 Probleme bereiten. „Ab Mitte des Jahrhunderts werden wir permanent pumpen müssen“, sagte der renommierte Klimatologe und Meeresgeologe Hartmut Heinrich bei einer Expertenanhörung zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Elbinseln im Regionalausschuss Wilhelmsburg.
Welche Folgen tatsächlich eintreten könnten, ist allerdings umstritten. Unsicher sei, wie viel Eis von den Gletschern tatsächlich schmelzen werde, sagte Hartmut Heinrich. Einige Forscher halten einen Anstieg des Meeresspiegels an Nord- und Ostsee um bis zu 80 Zentimeter bis zum Jahr 2100 für denkbar.
Bisher zeigt sich ein relativ gleichmäßiger Anstieg um etwa zwei Millimeter pro Jahr und würde damit gemäßigter ausfallen als in der pessimistischen Prognose angenommen. Angenehmer wird das Wetter in Hamburg wohl nicht werden. „Ich habe das Gefühl, dieser Sommer wird ein typischer werden“, sagte Klimaexperte Hartmut Heinrich. Feucht und unberechenbar also.
Hamburgs Deiche werden auf 76 Kilometern Länge modernisiert
Ob die Elbinseln auf die Folgen des Klimawandels vorbereitet und sicher seien, wollten die Politiker aus Wilhelmsburg und von der Veddel wissen. Gabriele Gönnert vom Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) ließ keinen Zweifel an Hamburgs Hochwasserschutz aufkommen: „Wir können die wissenschaftlichen Ergebnisse einsortieren. Die Stadt Hamburg ist immer vorbereitet“, versicherte sie.
In diesem Jahr haben Bauarbeiten zu dem Hochwasserschutzprogramm begonnen, mit dem sich die Freie und Hansestadt auf die Veränderungen des Klimawandels einstellt. Auf einer Länge von 76 Kilometern werden die Deiche ausgebaut und in der Regel um einen Meter erhöht, berichtete der LSBG-Hochwasserexperte Clais von Mirbach.
Der erste Deich ist bereits um einen Meter höher geworden
Der erste Deich des Bauprogramms liegt im Norden der Elbinsel Veddel. Auf einer Länge von 200 Metern ist der Schutzwall von 7,85 Metern auf 8,70 Meter erhöht worden. Im nächsten Jahr geht es am Klütjenfelder Hauptdeich weiter. Im Jahr 1962 war der Deich gebrochen und weite Teile Wilhelmsburgs sind überflutet worden. In 2020 erreicht das Deichbauprogramm Harburg und der Harburger Hauptdeich wird erhöht. In 2021 erhöht die Stadt den Cranzer und Neuenfelder Hauptdeich. Voraussichtlich in 20 Jahren wird das Deichbauprogramm abgeschlossen sein.
Weil zur Deichverstärkung unversiegelte Flächen genutzt werden, verlangt das Bundesnaturschutzgesetz einen ökologischen Ausgleich. Der Senat hatte im Juni entschieden, die Ausgleichsmaßnahme für das Hamburger Deichbauprogramm im Wilhelmsburger Ortsteil Moorwerder vorzunehmen. Dabei soll zwischen Götjensort und der Straße Bauernstegel der Deich soweit zurückverlegt werden, dass 20 Hektar ökologisch wertvolles Deichvorland entsteht mit 8,5 Hektar Auenwald und 4,6 Hektar Flusswatt.
CDU kritisiert Flächenschwund für die Elbinsel
Jörn Frommann (CDU) kritisiert, dass die Elbinsel Wilhelmsburg damit um 20 Hektar Land kleiner wird. „Wir geben innerhalb von 20 Jahren viel Land auf, dass wir dem Fluss abgerungen und kultiviert haben“, sagt er. Er hätte die ökologischen Ausgleich lieber in einem anderen Stadtteil Hamburgs gesehen. 25 Flächen waren ursprünglich untersucht worden, am Ende drei übrig geblieben, berichtete Olaf Simon, Hochwasserexperte der Umweltbehörde. Die Wiederherstellung des Tideauenflusses Billwerder Insel sei favorisiert worden, werde aber als Maßnahme für die Elbvertiefung benötigt. Die Deckwerksrückverlegung östlich des Mühlenberger Jollenhafens böte zu wenig Fläche – so sei Moorwerder alternativlos.
Der geplante Baubeginn wäre 2026. Zehn Jahre später wären das Vorland und der erhöhte Deich fertig. Damit werde der Deichring um Wilhelmsburg zu spät geschlossen, bemängelte Kesbana Klein. Die heutigen Deiche seien sicher, widersprach Olaf Simon. „Wir erhöhen die Deiche auf eine Zukunft, die noch nicht da ist. Wilhelmsburg ist sicher“, sagte der Hochwasserschutzexperte der Umweltbehörde.