Hamburg. Scharfe Kritik am Ablauf des Verfahrens. Unter anderem sei die Bürgerbeteiligung „nicht ernst gemeint“ gewesen.

Der Denkmalverein Hamburg hat das Wettbewerbsverfahren für den Neubau der städtischen City-Hochhäuser scharf kritisiert. Die Bedingungen, unter denen über die Zukunft der denkmalgeschützten City-Höfe entschieden wird, seien „gesetzeswidrig, undemokratisch und denkmalfeindlich“, sagte die Sprecherin des Denkmalvereins, Kristina Sassenscheidt.

Verärgerung löst vor allem der offensichtliche Verstoß der Stadt gegen den 1. Paragraphen des Hamburgischen Denkmalschutzgesetzes von 2013 aus. Darin hat sich die Stadt als Gesetzgeber selbst dazu verpflichtet, mit eigenen Denkmälern vorbildlich umzugehen und so private Eigentümer anzuregen, es ebenso zu halten, sagte Sassenscheidt. „Durch den Verkauf der City-Höfe dokumentiert der Senat zum wiederholten Mal, dass er Baudenkmäler abreißen will, wenn es wirtschaftlich vorteilhaft erscheint. Der Glaubwürdigkeit des Denkmalschutzes wird auf diese Weise großer Schaden zugefügt.“

Es gäbe wirtschaftlich sinnvolle Sanierungspläne

Die unter anderen vom Hamburger Architekten Volkwin Marg vorgelegten Sanierungspläne belegten eindrucksvoll, dass die Hochhäuser, in denen derzeit noch das Bezirksamt Mitte sitzt, wirtschaftlich sinnvoll zu sanieren wären. Der Denkmalverein kritisierte auch die Medien: Sie würden immer wieder den falschen Eindruck erwecken, dass der Abriss des City-Hofs bereits beschlossen sei. Tatsächlich stehe jedoch die Genehmigung des Denkmalschutzamtes aus, und erst danach könne der Abriss beim Bezirksamt beantragt werden.

Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) hat den City-Hof am Mittwochabend in der Bürgerschaft als „asbestverseuchte Schrottimmobilie“ bezeichnet. Die Häuser seien in einem „erbärmlichen Zustand“, daher sei es sinnvoll, sie zu ersetzen. Bei Teilen der Bürgerschaft sorgten Tschentschers Äußerungen für Empörung.

Den Zuschlag für das Grundstück hatte Aug. Prien Immobilien bekommen. Die Pläne sehen Abriss und Neubau einer Mischung aus Wohnungen, Büros, Einzelhandel, Hotel, Gastronomie und Kunst und Kultur vor. Die sieben im Architektenwettbewerb verbliebenen Büros variieren dieses Thema, der Erhalt der Hochhäuser ist kein Thema mehr.

Bürgerbeteiligung sei "nicht ernst gemeint" gewesen

Die Bürgerbeteiligung am Wettbewerbsverfahren sei „nicht ernst gemeint“ gewesen, schon weil sie auf der „Fehlinformation“ über eine bereits erteilte Abrissgenehmigung aufbaute, erklärte der Denkmalverein. Die Bürgerbeteiligung hätte bereits vor Auslobung des Wettbewerbs erfolgen sollen. Jetzt konnten sich Interessierte am vergangenen Dienstag nur acht Stunden lang mit den sieben Entwürfen beschäftigen und ihre Meinung dazu auf Zetteln hinterlegen.

Erst am Donnerstag (1. Juni) stehen die Architekten für Fragen zur Verfügung (Hongkong Studios, Hongkongstraße 3, von 17 - 20.30 Uhr ), am 2. Juni tritt das Preisgericht zusammen.

Auch aus dem Viertel gab es kritische Stimmen, die eine sozialverträgliche Entwicklung des Grundstücks für St. Georg forderten. Wer auch weniger begüterten Menschen Räume lassen und eine moderate Entwicklung von Mieten wolle, dürfe städtisches Eigentum an so exponierter Stelle nicht verkaufen, sagte Marco Alexander Hosemann von „City-Hof e.V.“