Hamburg . Streit um den Zirkusbau geht weiter. Eigentümer hat Befreiung aus dem Denkmalschutz beantragt. Linken-Politikerin spricht von Skandal.
Seit vielen Jahren sorgt die Schilleroper an der Lerchenstraße für Schlagzeilen. Während das Gebäude früher ein prächtiger Zirkusbau aus dem 19. Jahrhundert war, das später als Theater und als Opernhaus genutzt wurde, ist der historische Bau heute eine Ruine. Seit 2006 steht die Schilleroper leer und verfällt, seit 2012 steht die runde Stahlkonstruktion unter Denkmalschutz. Doch Eigentümer und Behörden konnten sich bislang nicht auf eine Sanierung einigen.
Nun geht der Streit um den Zirkusbau weiter: Der Eigentümer strebt an, die Schilleroper aus dem Denkmalschutz zu befreien. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der Linken-Bürgerschaftsabgeordneten Heike Sudmann hervor. Zuvor berichteten andere Medien.
Linken-Politikerin spricht von einem Skandal
Zu der Frage, welche aktuellen Planungen der Stadt vorliegen, heißt es in der Drucksache vom 18. April: „Am 31. März 2017 sind dem Denkmalschutzamt durch den derzeitigen Eigentümer umfängliche Gutachten, Bewertungen und eine weitere Planung übergeben worden, mit dem Ziel einer Befreiung aus dem Denkmalschutz.“ Eine Bewertung dieser Unterlagen habe jedoch noch nicht stattgefunden.
Die Linke-Politikern Heike Sudmann ist empört. „Sollten die Behörden das durchgehen lassen und sollte der Eigentümer mit seinem Vorhaben tatsächlich durchkommen, ist das ein Skandal“, sagt Sudmann dem Abendblatt. „Dann würde er für fünf Jahre nichts tun auch noch belohnt.“
„Denkmalschutz fällt mal wieder hinten runter“
Erschreckend sei, dass der Investor erst am 29. März ein Mahnschreiben des Denkmalschutzamtes erhalten habe. Darin wurde er laut Senatsantwort aufgefordert, seinen Verpflichtungen nachzukommen und „die Stahlkonstruktion in denkmalgerechtem Zustand zu erhalten“. „Und kurz darauf werden Gutachten eingereicht, um den Denkmalschutz aufzuheben“, so Sudmann. „Ich habe das Gefühl, der Denkmalschutz fällt mal wieder hinten runter.“
Eine Befreiung aus dem Denkmalschutz ist ohne Weiteres rein rechtlich gar nicht möglich. Dennoch kann nach Angaben der Kulturbehörde unter Umständen ein Abriss trotz fortbestehenden Denkmalschutzes genehmigt werden, wenn der Erhalt für den Eigentümer nicht wirtschaftlich zumutbar ist oder andere überwiegende öffentliche Interessen einen Abriss verlangen.
Anwohner werben für Erhalt des Baus
Auch die Bürgerinitiative für den Erhalt der Schilleroper ist alarmiert und sieht die weiße, denkmalgeschützte Stahlkonstruktion in Gefahr. Auf ihrer Facebook-Seite rufen die Anwohner unter dem Motto „Lasst es schillern“ von 15 bis 18 Uhr zu einem Treffen auf, um die Öffentlichkeit zu informieren.
„Wir wollen deutlich machen, weswegen der alte Zirkusbau mit seiner 128-jährigen Geschichte auch die nächsten 128 Jahre überdauern muss“, heißt es in einem Facebook-Eintrag. Ihre Befürchtung ist, dass das „Kleinod Schiller-Oper, mit seiner Architektur analog des Eifelturms, dem Verfall zugunsten ökonomischer Interessen preisgegeben werden soll“.