220 Apartments nähe Schanzenviertel sind geplant. Ein Bayer investiert 18 Millionen Euro in den Umbau. Die Schilleroper hatte seit mehr als einem Jahrzehnt immer wieder für Schlagezeilen gesorgt
St. Pauli. Früher war die Schilleroper an der Lerchenstraße ein prächtiger Zirkusbau aus dem 19. Jahrhundert. Heute ist sie ein Schandfleck. Doch es gibt Hoffnung: Die Immobilie hat einen neuen Eigentümer. Reinhold Dierkes, Geschäftsführer der GST-Service GmbH mit Sitz in Pullach bei München, sagt auf Abendblatt-Anfrage: „Ich habe die Schilleroper samt Nebengebäuden von einer Eigentümergemeinschaft gekauft und werde das Areal entwickeln.“
Der Investor hat auch schon konkrete Pläne, über die der Bezirk Hamburg-Mitte und die Politik bereits informiert wurde: Bis zu 220 Apartments für Studenten sollen dort entstehen. Die Stahlkonstruktion – sozusagen die Hülle, der unter Denkmalschutz stehenden Schilleroper – soll erhalten und restauriert werden. Auch einige Künstlerateliers sind geplant. Etwa 120 Apartments sollen in der Rotunde der Schilleroper gebaut werden und 100 weitere in einem sechsgeschossigen Neubau entstehen. Die Gebäude, die hier noch stehen, werden abgerissen. Die Gesamtinvestition liegt laut Dierkes bei bis zu 18 Millionen Euro.
Die Schilleroper hatte seit mehr als einem Jahrzehnt immer wieder für Schlagzeilen gesorgt: Denn seit mehr als zwölf Jahren steht das imposante Gebäude leer. Die runde Stahlkonstruktion war 1889 als fester Zirkusbau eröffnet worden und wurde später zum Theater und zur Oper umgebaut, in der bis zu 1000 Personen Platz hatten. Im Laufe der Jahrzehnte wurde die Schilleroper als Gaststätte, Lagerhalle, Musikclub und Bar mit Veranstaltungsbühne genutzt. Doch seit mehr als einem Jahrzehnt ist kein Leben mehr in dem Gebäude – und es verkommt. Ein Abrissantrag der Eigentümergemeinschaft scheiterte im Jahr 2007. Danach gab es lange Auseinandersetzungen zwischen den Eigentümern und der Stadt. Schließlich wurde der Stahlbau unter Denkmalschutz gestellt.
Die Schilleroper ist nicht die erste spektakuläre Immobilie, die Dierkes in Hamburg erworben hat. Der Kaufmann hatte bereits im Oktober 2012 die denkmalgeschützte Oberfinanzdirektion am Rödingsmarkt von der Stadt anhand gegeben bekommen und das Gebäude später erworben. Der Neobarockbau soll zu einem Luxushotel umgebaut werden. Es sollen mehrere internationale Ketten Interesse haben. Eine Entscheidung gibt es aber noch nicht.
Konkreter sind die Pläne von Dierkes, wenn es um den Zeitplan für die Entwicklung der Schilleroper geht: „Wir wollen in Kürze einen Bauantrag einreichen. Wenn es keine großen Beanstandungen gibt, könnten wir schon im Herbst mit den Bauarbeiten beginnen.“ Die ersten Studenten sollen schon 2016 einziehen: „Ich denke im zweiten Quartal des Jahres dürften die Appartements fertig gestellt sein“, sagte Dierkes.
Unterstützung für sein Bauvorhaben bekommt der Investor aus der Politik und von Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD): „Wir sind froh, dass es für die Schilleroper einen neuen Eigentümer gibt und dieser bereits der Politik und der Verwaltung erste Pläne präsentiert hat.“
Wichtig sei, dass der Verfall gestoppt und dieses einmalige Gebäude endlich wieder genutzt werde. Über Details werde mit dem Investor nun gesprochen, sagte Grote weiter. Für Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg steht fest: „Die Schilleroper ist eines der markantesten Bauwerke auf St. Pauli und leider seit Jahren ungenutzt. Deshalb unterstützen wir die Pläne, hier künftig Wohnraum für Studenten zu errichten und die denkmalgeschützte Hülle des Gebäudes zu erhalten.“
Auch der SPD-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte, Falko Droßmann, sieht die Entwicklung positiv: „Die Nachfrage nach studentischem Wohnen in Hamburg ist groß. Die Lage auf St. Pauli ist ideal für junge Leute und auch die Universität von hier aus gut zu erreichen.“ CDU-Fraktionschef Jörn Frommann ist wichtig: „Das Umfeld muss an den Planungen auf jeden Fall beteiligt werden. Es ist aber schon ein gutes Signal, dass es einen neuen Eigentümer gibt, der dieses verfallene Gebäude entwickeln will.“