Im Internet sorgt eine Liste der bedrohten Bauten in Hamburg für Furore.

Eine Stadt lebt vom Mitmachen. Das gilt nicht nur für viele Nachbarschaftsinitiativen, karitative Einrichtungen oder Geschichtswerkstätten, sondern auch für die Stadtentwicklung: Nicht nur die Menschen prägen das Bild einer Stadt, sondern auch die Gebäude und Freiräume. Spätestens seit den ersten Hausbesetzungen Anfang der 70er-Jahre ging es immer auch um die Frage, wie wir leben wollen.

Es ist diesem Widerstand zu verdanken, dass groteske Planungsmonster in Hamburg nie verwirklicht werden konnten – und charakteristische Ecken vor der Abrissbirne gerettet wurden: Das Schröderstift, die Jägerpassage, die Hafenstraße oder das Gängeviertel sind Beispiele für einen Kampf, der illegal war, aber trotzdem die Stadt vorangebracht hat. Die Kehrtwende in der Sanierungs- und Stadt­planungspolitik wäre ohne diesen Widerstand kaum möglich gewesen.

Auch heute regen sich Vorbehalte gegen eine Stadtentwicklung, die zu sehr auf Investoreninteressen und zu wenig auf Bürgerbelange Rücksicht nimmt. Die Rote Liste der bedrohten Bauten und Orte Hamburgs, erdacht vom Stadtlabor Nexthamburg, sammelt stadtbildprägende Gebäude, die vom Abriss bedroht sind. Darunter finden sich bekannte Häuser wie der Cityhof oder die Schilleroper, aber auch weniger beachtete Perlen wie ein Wohnhaus in Moorburg oder eine Nachkriegsecke in Barmbek. Nicht jedes Gebäude wird zu retten sein, aber allein die öffentliche Debatte erzeugt Druck.

Was kann man retten? Was sollte man erhalten? Und wo ist der Denkmalschutz gefordert? Auch die Debatte um die Esso-Häuser hat am Ende einen Kompromiss erbracht, der einen Neubau ermöglicht, der von einer breiten Mehrheit auf St. Pauli begrüßt wird.

Um eine Stadt als Lebensraum, ein Viertel als Heimat zu erhalten, ist der Denkmalschutz nur ein wichtiges In­strument. Er darf nicht das einzige bleiben. Eine Stadt lebt vom Mitmachen.