Hamburg. Strengere Auflagen und Verbote im Bezirk Mitte geplant. Tourismusverband fordert, Besucherströme zu entzerren.

Lärm, Urinlachen, Horden von Feierwütigen: Die Masse von Großveranstaltungen nervt viele Anwohner in der Innenstadt – speziell St. Pauli ist von fast allen Ereignissen betroffen. Im Bezirksamt wird darüber geklagt, dass etwa alle Sandkästen von Spielplätzen nach dem Schlagermove neu befüllt werden müssten, da sie binnen weniger Stunden heillos verdreckt seien. Diese Zustände sollen vom kommenden Jahr an zumindest im Bezirk Mitte der Vergangenheit angehören.

Möglich machen soll dies ein „konzentriertes Genehmigungsverfahren“, das bereits früher galt, nach der Massenpanik bei der Love Parade in Duisburg im Jahr 2010 aber bundesweit aufgehoben wurde. Seitdem müssen Veranstalter die einzelnen Aspekte wie Sicherheit, Sauberkeit und Gehwegnutzung bei verschiedenen Stellen genehmigen lassen. Durch eine Gesetzesänderung in Hamburg sollen nach Abendblatt-Informationen die jeweiligen Bezirke vom kommenden Jahr an die Gesamtgenehmigung erteilen können, die Bürgerschaft soll vor Jahresende darüber abstimmen.

Dutzende Beschwerden

Neben dem Schlagermove gibt es auch nach nahezu allen anderen Großveranstaltungen oft Dutzende Beschwerden von Anwohnern. Mittes Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD) schweben für die Zukunft nun etwa „genauere Auflagen“ zur Lautstärke vor. Für die Einhaltung der Regeln nach einer Gesetzesänderung ist laut Droßmann zusätzliches Personal im Bezirk notwendig, dies habe er auch angemeldet. „Auflagen zum Schutz der Anwohner sind nur sinnvoll, wenn man sie auch durchsetzt“, so Droßmann. Bei Verstößen könnten laufende Veranstaltungen dann sofort beendet werden.

Unterstützung für eine Änderung kommt vom Tourismusverband Hamburg. Eine Entzerrung von Besucherströmen sei wichtig, so der stellvertretende Verbandsvorsitzende Wolfgang Raike. „Deshalb sollten auch für Veranstaltungen wie dem Schlagermove alternative Routen geprüft werden.“

Zusätzlicher Verdruss

Dass bislang sogar mehrere Großveranstaltungen teils an einem Wochenende stattfinden, sorgt für zusätzlichen Verdruss im Bezirk. „Schlagermove und Triathlon fallen im Juli wieder auf einen Tag, das ist ein großes Pro­blem und auch den Bürgern nicht mehr zu vermitteln“, sagt Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg. Der SPD-Fraktionschef Arik Willner nennt die Häufung der Großereignisse „unglücklich“.

Für den diesjährigen Schlagermove steht eine Genehmigung der Sondernutzung der öffentlichen Wege noch aus. Dem City-Ausschuss der Bezirksversammlung liegt ein Antrag vor, eine Entscheidung wurde aber vertagt. „Eigentlich kann man eine solche Genehmigung nicht erteilen“, sagt Osterburg. Der Schlagermove-Veranstalter teilte mit, man wolle weiterhin eine „gute Kooperation mit der städtischen und bezirklichen Verwaltung pflegen.“