St. Pauli . Bezirksamt erteilt Baugenehmigung für Aufstockung und Bepflanzung. Bürgerschaft muss Bunker-Plänen zustimmen. Und es gibt Auflagen.

Der Bunker auf dem Heilgengeistfeld soll aufgestockt und begrünt werden. Jetzt kann das spektakuläre Projekt umgesetzt werden: Das Bezirksamt Mitte hat nach Abendblatt-Informationen die Baugenehmigung für das Vorhaben erteilt. Zuvor hatten der Bezirk und die Thomas J.C. Matzen GmbH als Investor einen städtebaulichen Vertrag unterzeichnet, in denen die Details für das Bauvorhaben festgehalten wurden.

Das bestätigte Mittes Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD) auf Anfrage: „Wir haben damit den Beschluss der Bezirksversammlung umgesetzt. Der grüne Bunker ist ein anspruchsvolles Vorhaben und wir werden die Umsetzung aufmerksam begleiten.“

Bezirksamtsleiter Droßmann: Auflagen für den Investor

Denn es gebe auch zahlreiche Auflagen, die vom Investor eingehalten werden müssten, so Droßmann weiter. Dazu zählt unter anderen, dass die Existenz der Bestandsmieter durch eine langfristige Verlängerung der Mietverträge gesichert sein muss.

Falko Drossmann SPD
Falko Drossmann SPD © A.Laible

Der Investor hat große Pläne: Der fast 38 Meter Bunker wird pyramidenartig aufgestockt – und damit um etwa 20 Meter und fünf Stockwerke höher. Der Aufbau soll unter anderem eine Sport- und Kulturhalle beherbergen.

Außerdem sind zwei Gästehäuser mit rund 150 Zimmern (inklusive Künstler-Apartments), ein Fitnessclub, Stadtteilflächen und ein Bunkermuseum geplant. Der üppig begrünte Dachgarten soll über eine bepflanzte Außenrampe erreichbar und für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Hier soll es auch Stadtteilgärten geben.

Problem beim grünen Bunker: der Schattenwurf

Die Bezirkspolitik hatte wegen des starken Schattenwurfs gefordert, die Höhe auf drei Stockwerke zu reduzieren. Dann hätte aber die geplante Sporthalle nicht realisiert werden können. Dafür rückt der Aufbau mehr als 1,5 Meter von der Feldstraße ab, was ein Verschattungsgutachten empfohlen hatte.

Bei den Pflanzen haben sich die Landschaftsarchitekten für robuste, heimische Gewächse entschieden. Der Investor verpflichtet sich, während der Vertragslaufzeit mindestens 80 Prozent des Aufbaus dauerhaft zu begrünen.

Bevor das Projekt realisiert werden kann, muss jedoch noch eine Hürde genommen werden: Normalerweise würde sich die städtische Kommission für Bodenordnung (KfB) mit dem Vorhaben befassen. Doch aufgrund der gesamtstädtischen Bedeutung muss die Hamburgische Bürgerschaft zustimmen. Zurzeit wird eine Drucksache ausgearbeitet, das Thema soll in Kürze auf die Tagesordnung gesetzt werden. Das wichtigste für den Investor: Verbunden mit der Umsetzung des Projekts ist auch ein neuer Erbbaupachtvertrag mit einer Laufzeit von 50 Jahren für den Bunker inklusive der Option auf eine Verlängerung um jeweils 25 Jahre.

Zustimmung von Rot-Grün wahrscheinlich

Dass die rot-grüne Koalition dem Vorhaben zustimmen wird, gilt als wahrscheinlich: „Der grüne Bunker ist ein außergewöhnliches Projekt, dass auch weit über die Grenzen von Hamburg hinweg für Aufmerksamkeit sorgen wird“, sagte SPD-Stadtentwicklungsexperte Dirk Kienscherf dem Abendblatt. Damit werde gezeigt, wie kreativ alte Bauwerke umgestaltet werden können, so Kienscherf weiter.

Kritik kommt von FDP-Denkmalschutzexperte Jens Meyer: „Ich stehe dem Projekt skeptisch gegenüber. Durch die Aufstockung wird aus einem grauen Koloss ein noch größerer grüner Koloss, auch der Denkmalschutz müsste eine größere Rolle spielen.“ Meyer hätte sich einen „Wettbewerb gewünscht, bei dem unterschiedliche Optionen für eine Umgestaltung geprüft und diskutiert werden.“

Obwohl das Bunkermuseum an die Geschichte des Bauwerks erinnern soll, sind auch Denkmalschützer enttäuscht. „Die geplante Aufstockung verunstaltet Hamburgs wichtigstes Mahnmal gegen den Krieg“, sagte Kristina Sassenscheidt, Vorsitzende des Denkmalvereins. Gerade seine Schroffheit im Kon­trast zum lebendigen Umfeld mache den Bunker zu einem beeindruckenden Geschichtszeugnis. „Seine authentische Aussage wird durch die geplanten Veränderungen völlig unkenntlich gemacht.“ Auch Elinor Schües, Vorsitzende des Denkmalrats, ist verärgert. Sie findet die Genehmigung „erstaunlich“. „Es gibt dafür keine Rechtsgrundlage“, betonte sie. Laut Paragraf 34 des Baugesetzbuches müsse sich ein geplantes Gebäude in die Umgebung einfügen. „Das ist bei dem Bunker nach der Aufstockung aber nicht mehr der Fall.“

Doch das dürfte noch viele Monate dauern. Denn einen finalen Zeitplan wird es erst geben, wenn die Zustimmung der Bürgerschaft erfolgt ist.

Der Bunker auf dem Heiligengeistfeld

Der Bunker auf dem Heiligengeistfeld sorgte Anfang der 90er-Jahre für Schlagzeilen. Für Aufregung sorgten Pläne des damaligen Bürgermeisters Henning Voscherau (SPD), der den Bunker abreißen lassen wollte.

Der Politiker wollte an dem Standort auf dem Heiligengeistfeld eine Mehrzweckhalle mit Platz für bis zu 15.000 Besucher errichten. Architekten fürchteten jedoch ein „lebensgefährliches Beben“, das durch einen Abriss auf St. Pauli entstehen würde. Das Vorhaben scheiterte.