Hamburg. Citymanagement unterstützt Pläne von Bezirksamtsleiter Falko Droßmann, Obdachlosen nur noch nachts das Lagern zu erlauben.
Dass Obdachlose in den Eingängen von Geschäften in der Innenstadt übernachten, wurde bislang toleriert. Doch jetzt wird Kritik laut: „In den vergangenen zwei Jahren beobachten wir zunehmend, dass die Schlafstätten nicht rechtzeitig oder gar nicht geräumt und manche Orte sehr verdreckt hinterlassen werden“, sagte Citymanagerin Brigitte Engler dem Abendblatt.
Zunehmend würden Schamgrenzen nicht mehr eingehalten, was für die Mitarbeiter der Geschäfte, das Reinigungspersonal und alle Betroffenen unzumutbar geworden sei. Vor diesem Hintergrund befürworte das Citymanagement die Maßnahmen, die der Bezirk Mitte nun ergreifen werde, so Engler weiter.
Droßmann will Obdachlose um 6.30 Uhr wecken lassen
Es ist wieder einmal Bezirksamtschef Falko Droßmann (SPD), der die Initiative ergreift: Die Obdachlosen, die ihre Schlafplätze im Bereich der Kaufhäuser Saturn am Glockengießerwall und Kaufhof an der Mönckebergstraße/Lange Mühren in der Innenstadt haben, stehen im Fokus: „Es wird nicht mehr geduldet, dass sich die Obdachlosen auch tagsüber dort mit ihrem Hab und Gut auf den öffentlichen Wegen aufhalten. Das ist weder den Angestellten der Kaufhäuser noch den Passanten zuzumuten“, sagte Droßmann.
Deshalb wird das Bezirksamt Mitte ab Ende März gemeinsam mit der Polizei und der Stadtreinigung morgens um 6.30 Uhr die Obdachlosen auffordern, ihre Schlafplätze mit ihren Sachen zu räumen. Danach sollen die Flächen gereinigt werden.
Grünen-Fraktionschef: „Niemand muss auf der Straße schlafen“
Es ist zu beobachten, dass vor allem im Bereich der Mönckebergstraße immer mehr Obdachlose in den Eingängen der Geschäfte übernachten: „Wenn es eine Beschwerdelage gibt, müssen wir auch dort einschreiten“, kündigte Droßmann an. Auch die Politik sieht Handlungsbedarf: „Man muss nicht auf der Straße schlafen. Hamburg stellt den Obdachlosen viele Schlafplätze und Tagesaufenthaltsplätze zur Verfügung, wo auch Beratungsgespräche angeboten werden“, sagte Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg.
Dem Politiker geht es vor allem auch „um die Angestellten der Kaufhäuser. Es ist nachvollziehbar, dass die Menschen sich belästigt fühlen, wenn die Notdurft im Personaleingang verrichtet wird und man morgens sich durch Schlafsäcke einen Weg in das Gebäude bahnen muss.“
Das sieht CDU-Innenexperte Dennis Gladiator ähnlich: „Es darf keine Angsträume geben. Die Situation in der Mönckebergstraße, aber auch rund um den Hauptbahnhof hat sich verschärft.“ Gladiator kritisiert: „Viel zu lange hat der Senat einfach weggeschaut. Wegschauen ist aber kein humanitärer Akt, und es löst keine Probleme. Und darum ist es richtig, dass nun endlich konsequenter gehandelt wird. Das erwarten wir auch an anderen Stellen.“
„Hinzt&Kunzt“-Chefredakteurin warnt vor Verallgemeinerungen
Allerdings gibt Birgit Müller, Chefredakteurin des Straßenmagazins „Hinz&Kunzt“, zu bedenken: „Die Obdachlosen in der Innenstadt verlassen ihre Platte in der Regel, bevor die Geschäfte öffnen, und hinterlassen die Flächen sauber.“ Es dürfe nicht der Fehler gemacht werden, dass nun Einzelfälle, die gegen die Regeln verstoßen, zulasten aller Obdachlosen gehen.
Unterdessen hat Bezirksamtschef Droßmann nicht nur die Obdachlosen in der Innenstadt im Blick, sondern auch in den Grünanlagen und Parks. Wenn es wieder wärmer wird, werden dort häufig Zelte von Wohnungslosen oder Wanderarbeitern aufgestellt: „Wir dulden keine Zelte oder andere Behausungen, diese werden abgeräumt“, so Droßmann. Er betonte allerdings, dass auch hier der Bezirk mit Augenmaß vorgehen werde.