Hamburg. Nach einem siebenstündigen Einsatz konnten die Sperrungen wieder aufgehoben werden. Die Entschärfung war äußerst heikel.

Bei Bauarbeiten wurde am Dienstagmittag in Hammerbrook ein so genannter Zerscheller – eine nicht explodierte, aber aufgerissene Bombe – aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Es handelte sich um Teile einer 1000-Pfund-Bombe mit einer Sprengstoffmenge von etwa 250 Kilogramm. Gegen 21 Uhr konnte der Kampfmittelräumdienst die Bombe schließlich entschärfen. Die Polizei hob umgehend alle Sperrungen auf. Dem vorangegangen war ein für alle Beteiligten kräftezehrender Einsatz.

Evakuierung erwies sich als schwierig

Da die Bombe laut Feuerwehr beim Auffinden gegen 13 Uhr bewegt wurde, musste der Gefahrenbereich umgehend evakuiert werden. Die betroffene Baustelle am Nagelsweg liegt mitten in der City Süd, direkt hinter dem gerade eröffneten neuen Großfinanzamt im Sonninkontor, in dem 860 Beschäftigte der Stadt arbeiten. Für die Entschärfung wurde eine Sperrzone von 300 Metern um den Fundort festgelegt und zusätzlich eine Warnzone von 500 Metern. Die Evakuierung erwies sich als äußerst schwierig.

So verzögerte sich die Entschärfung der Bombe zunächst, weil die Polizei alle Büroräume in der Sperrzone überprüfen musste. Es soll teilweise schwierig gewesen sein, die Angestellten zum Verlassen ihrer Büros zu bewegen. Zudem wurden zwei Kindertagesstätten evakuiert. Insgesamt 3600 Menschen brachte die Polizei in Sicherheit. Bis der Kampfmittelräumdienst mit der Entschärfung beginnen konnte vergingen deshalb trotz der Dringlichkeit mehrere Stunden.

Entschärfung mehrere Male unterbrochen

Kurz nachdem die Polizei die Evakuierung abgeschlossen hatte und der Kampfmittelräumdienst schließlich mit der Entschärfung begonnen hatte, wurde eine Frau mit einem Kinderwagen in der Sperrzone gesichtet. Bis diese gefunden wurde musste der Sprengmeister seine Arbeit kurzfristig unterbrechen. Und gerade, als dieser erneut mit der Entschärfung begonnen hatte, meldete sich eine weitere Person über Facebook, die sich noch in einem der umliegenden Gebäude innerhalb der Sperrzone aufhielt. Die Feuerwehr brachte alle Personen in Sicherheit, sodass der Kampfmittelräumdienst gegen 20.30 Uhr ein drittes Mal mit der Entschärfung beginnen konnte.

Das Unterfangen war in mehrfacher Hinsicht äußerst heikel: Die Bombe hatte einen noch voll funktionsfähigen chemischen Langzeitzünder, was die Entschärfung komplizierter gemacht hat. Aufgrund der Zünderart und der mit 250 Kilogramm großen Menge Sprengstoff, die der Blindgänger enthielt, war äußerste Vorsicht geboten. Im direkten Umfeld des Fundortes befindet sich nach Angaben der Feuerwehr zudem eine Hochdruckgasleitung mit einem Durchmesser von 40 Zentimetern, die zahlreiche Hamburger Haushalte versorgt und nicht abgeschaltet werden konnte. Es wurde angeordnet, den Druck zumindest auf 14 Bar zu minimieren. Aus Sicherheitsgründen hatte das zuständige Bezirksamt Mitte den Umweltdienst sowie eine Task-Force mit Gasmessgeräten angefordert.

Am Ende dauerte die eigentliche Entschärfung, die mit der Evakuierung mehr als sieben Stunden lang vorbereitet wurde, gerade einmal 20 Minuten. Um 20.55 Uhr gab Peter Bodes, Chef des Kampfmittelräumdienstes, Entwarnung. Der Zünder wurde mithilfe einer Hochdruck-Wasserschneidanlage aus der Bombe entfernt und anschließend kontrolliert gesprengt.

Zahlreiche Hauptstraßen waren gesperrt

Im Zuge des Großeinsatzes ist es nahezu im gesamten Innenstadtbereich seit dem Nachmittag zu erheblichen Verkehrsbehinderungen gekommen. Die Spalding- und die Nordkanalstraße, die Amsinckstraße, der Nagelsweg und die Hammerbrookstraße waren bis zur Entschärfung der Bombe gesperrt. Auch die Süderstraße als eine der Hauptverkehrsachsen der Stadt war zwischen Heidenkampsweg und Amsinckstraße gesperrt.

An der S-Bahn-Station Hammerbrook durfte nicht mehr ausgestiegen werden. Der Bombenfund traf auch Fahrgäste der Deutschen Bahn: Während der Entschärfung wurden sowohl der S-Bahn-Verkehr der Linien S3 und S31, als auch der Fernverkehr in Richtung Lübeck und Berlin unterbrochen.

Zusätzlich bestanden seit dem Nachmittag wegen eines Feuers in einem Technik-Raum der Hochbahn Sperrungen auf den Bahnlinien U2, U3 und U4. Die Sperrungen mussten bis Betriebsschluss aufrechterhalten werden. In der Folge waren zahlreiche Hamburger nach Feierabend teils Stunden auf dem Heimweg.