Hamburg. Bezirkschef Droßmann startet neuen Rettungsversuch. Auch Toilettenanlage und häufigere Reinigung geplant.
Alle bisherigen Versuche, den Hansaplatz in St. Georg aufzuwerten, sind gescheitert. Der Platz mit dem schmucken Brunnen macht seit Langem immer wieder Schlagzeilen mit Alkoholexzessen, Drogenhandel und verbotener Prostitution. Anwohner fühlen sich vom Lärm gestört, auch die mangelnde Sauberkeit ist ein Thema.
Um der Probleme endlich Herr zu werden, soll nun – wie bereits am Jungfernstieg – unter anderem das Lichtkonzept am Brunnen verändert werden. „Bislang ist der Hansaplatz in ein schummeriges Licht getaucht, das heißt: Die Besucher fühlen sich hier unbeobachtet. Künftig wollen wir diesen Bereich indirekt mit kräftigem Licht ausleuchten“, kündigte der Bezirksamtsleiter in Mitte, Falko Droßmann (SPD), gegenüber dem Abendblatt an. Die vier Strahler, die im Boden rund um den Brunnen eingelassen sind, werden durch deutlich stärkere Lichtquellen ersetzt. Das erhöhe das Sicherheitsgefühl und sorge dafür, dass der Brunnen nicht der sicherste Rückzugsort auf dem Hansaplatz ist, so Droßmann.
Die Einschätzung der Polizei zur gegenwärtigen Lage ist ungewöhnlich deutlich: „Der Hansaplatz stellt innerhalb St. Georgs einen zentralen Aufenthaltsort der Trinkerszene dar. In der Spitze halten sich dort bis zu 70 Personen, vornehmlich im Bereich des Hansabrunnens auf“, sagte Olaf Sobotta, Leiter des Polizeikommissariats 11 am Steindamm, dem Abendblatt. Innerhalb der Trinkerszene komme es mit zunehmendem Alkoholkonsum vermehrt zu Körperverletzungsdelikten, so Sobotta.
Nachdem Bürger und Politik beim Forum Hansaplatz intensiv über die Schwierigkeiten diskutiert haben, folgen nun Taten: „Wir setzen hier einen Maßnahmenkatalog um, der die Aufenthaltsqualität wieder deutlich verbessern soll“, so Droßmann. Dieser Platz im Herzen des Stadtteils müsse wieder ein Ort der Begegnung für alle Menschen werden.
Dazu soll auch die Sauberkeit beitragen: Die Stadtreinigung Hamburg (SRH) ist hier jetzt zwölfmal pro Woche im Einsatz, der Bezirk reinigt zusätzlich zweimal täglich. Es gibt auch eine Frühschicht, die die Verunreinigungen aus der Nacht beseitigt. Zusätzlich hat die Stadtreinigung einen „Kümmerer“ eingesetzt, der auch Ansprechpartner für die Bürger ist. Es gibt eine Telefon-Hotline, bei der die Anwohner unter der Rufnummer 040/25 76 11 11 ihre Sorgen und Nöte im Bezug auf die Sauberkeit mitteilen können.
Bezirksamtsleiter warnt vor zu hohen Erwartungen
Die Trinkerszene versorgt sich in den Kiosken und kleinen Läden am Hansaplatz mit Alkohol. Auch hier greift Droßmann nun durch: „Als erste Maßnahme werden die Kioske ab sofort an Sonntagen geschlossen sein.“ Doch der Bezirksamtschef will noch mehr: „Es ist kein Geheimnis, dass auch für den Hansaplatz ein temporäres Alkoholverkaufsverbot ein sinnvolles Instrument wäre. Aber dafür bedarf es einer Gesetzesänderung, und deshalb ist das ein eher längerfristiger Prozess.“ Immerhin hatten sich die Kioskbesitzer am Hansaplatz bereits im Mai – wie berichtet – verpflichtet, kein Bier mehr für weniger als einen Euro zu verkaufen.
Fest steht weiterhin: Es wird eine öffentliche Toilettenanlage im Umfeld des Hansaplatzes errichtet. Die Benutzung ist kostenlos. Als Standorte werden Flächen an der Ecke Ellmenreich/Baumeistertraße und Stralsunder Straße/Ecke Steindamm geprüft: „Das ist ein sehr wichtiges Angebot, damit nicht mehr der Hansaplatz als große Toilette benutzt wird“, sagte Droßmann.
Schließlich soll auch das Programm „Tagwerk“ der Sozialbehörde am Hansapark angesiedelt werden. Im Rahmen dieses Projekts werden arbeitslosen Menschen ohne Perspektive stundenweise niedrigschwellige Jobs angeboten, inklusive sozialer Betreuung: „Wir hoffen, es gelingt, so auch Menschen zu erreichen, die ansonsten ihren Tag Bier trinkend auf dem Hansaplatz verbringen würden“, sagte Droßmann.
Die Grundeigentümer am Hansaplatz entscheiden darüber, an wen sie ihre Gewerbeflächen vermieten. „Ziel muss es sein, dass die Immobilienbesitzer sich ihrer Verantwortung bewusst sind und ihre Flächen an Nutzer vermieten, die zu einer konfliktfreien Nutzung des Hansaplatzes beitragen“, so Droßmann. Das bedeute, möglichst nicht an Händler zu vermieten, die hier billige alkoholische Getränke verkaufen wollen, sondern eher auf individuelle Nutzungen zu setzen.
Dennoch warnt Bezirksamtsleiter Droßmann vor zu hohen Erwartungen: „Aus dem Hansaplatz wird nie Bad Pyrmont werden.“ Der Hansaplatz liege eben in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof. „Und das ist mit der entsprechenden Klientel verbunden.“ In der Vergangenheit waren bereits 2,4 Millionen Euro in die Neugestaltung des Platzes investiert worden. Auch ein Wochenmarkt hatte kaum positive Veränderungen gebracht.