Hamburg. Falko Droßmann ist am Donnerstagabend zum City-Bürgermeister gewählt worden.In seinem Bezirk hat er viel vor.

Der Bezirk Mitte hat einen neuen Amtsleiter: Die Bezirksversammlung hat am Donnerstagabend Falko Droßmann (SPD) gewählt. Es stimmten 28 Abgeordnete für den Oberstleutnant, 21 gegen ihn. Einer aus dem rot-grünen Lager hat ihm die Zustimmung verweigert.

Der 42-Jährige war der einzige Kandidat und tritt die Nachfolge von Andy Grote (SPD) an, der zum Innensenator ernannt wurde. Über seine Pläne für den Bezirk mit rund 293.000 Einwohnern hat Falko Droßmann mit dem Abendblatt gesprochen.

Hamburger Abendblatt: Was dürfen die Menschen in Mitte von ihrem neuen Bezirksamtsleiter erwarten?

Falko Droßmann: Ich möchte gemeinsam mit den Bürgern die Zukunft des Bezirks gestalten. Also nicht von oben herab Entscheidungen treffen, sondern die Menschen mit einbeziehen. Ich möchte zudem, dass das Bezirksamt für die Bürger ein moderner und effizienter Dienstleister ist.

Gibt es Stadtteile in Mitte, die Sie künftig mehr in den Fokus rücken wollen?

Droßmann: Mein Fokus wird zum Beispiel auf Rothenburgsort und Hamm liegen. Hier sind zahlreiche Wohnungsbauprojekte geplant, und es ist wichtig, mehr aus diesen Stadtteilen zu machen. Denn sie haben das Potenzial dazu. Wohnungsbau allein wertet natürlich einen Stadtteil nicht auf, sondern es geht auch um die Infrastruktur und den passenden Mix aus Wohnen und Gewerbe und kulturellem Angebot. Auch hier setzen wir darauf, dass die Bürger sich mit ihren Anregungen einbringen.

Haben Sie auch Pläne für Billstedt?

Droßmann: Billstedt hat schöne Ecken, und viele Menschen leben gerne dort. Aber es gibt noch einiges zu tun. Eine große Chance sehe ich darin, dass das Zentrum des Stadtteils zum Sanierungsgebiet wird. Das wird sich positiv auswirken, auch auf Investitionen von Grundeigentümern, weil zum Beispiel Zuschüsse abgerufen werden können. Ich habe auch die Hoffnung, dass dadurch der Branchenmix der Läden attraktiver wird.

Viele Bürger in den Stadtteilen Billstedt und Billbrook haben sich immer wieder beklagt, weil hier inzwischen mehr als 1900 Flüchtlinge leben. Haben Sie dafür Verständnis?

Droßmann: Wir wissen, dass es für die Menschen vor Ort eine Herausforderung ist. Aber wir prüfen in jedem Stadtteil, ob geeignete Flächen zur Verfügung stehen. Fest steht, die Anzahl der Geflüchteten wird nicht schlagartig sinken, und jeder Bezirk muss seinen Beitrag zur Unterbringung leisten.

In Billstedt soll auch eine Wohnsiedlung mit etwa 500 Einheiten, davon 250 für Flüchtlinge, an den Haferblöcken entstehen. Eine weitere Fläche am Haßloredder hat die Stadt abgelehnt, weil sie zu teuer war. Was bedeutet das?

Droßmann: Es bedeutet, dass wir noch weitere Flächen für 550 Wohnungen für Flüchtlinge in Mitte brauchen. Wir prüfen da alle Optionen, vornehmlich aber außerhalb Billstedts.

Auch das Vergnügungsviertel St. Pauli gehört zu Mitte. Wie sehen Sie die Zukunft des Stadtteils?

Droßmann: St. Pauli hat seinen ganz besonderen Charme, und der sollte erhalten bleiben. Der wird auch besonders durch die Musikclubs vor Ort geprägt, und wir müssen darauf achten, dass diese Szene weiter besteht und ausgebaut wird. Was wir nicht brauchen, sind noch mehr Kioske entlang der Reeperbahn, und auch die Sauberkeit im Straßenraum muss sich verbessern.

Wie sehen Sie die offene Drogenszene auf St. Pauli?

Droßmann: Das ist ein ernsthaftes Pro­blem. Da besteht Handlungsbedarf, und ich werde dazu das Gespräch mit der Polizei, aber auch mit der Sozialbehörde suchen.

Auch der Hansaplatz liegt in Ihrem Bezirk. Prostitution und Trinkgelage sind hier an der Tagesordnung. Haben Sie eine Lösung?

Droßmann: Der Hansaplatz liegt in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof. Das heißt, Sie werden hier nie die heile Welt wie beispielsweise in Eppendorf haben. Wir haben bereits viele Vorschläge gemeinsam mit dem „Forum Hansaplatz“ erarbeitet. Ich meine, zu einer deutlichen Entspannung der Situation würde beitragen, wenn für den Platz ein temporäres Alkoholverkaufsverbot für die Kioske erlassen würde, das könnte dann auch gegebenenfalls an anderen Trinkertreffpunkten im Bezirk angewendet werden. Dafür muss die Landesgesetzgebung geändert werden, ich werde an diesem Thema dranbleiben.

Außerdem müssen die vielen sozialen Träger, die es vor Ort gibt, besser vernetzt werden und direkt auf Trinker und Prostituierte zugehen. Mir ist wichtig, dass dieser Platz wieder ein Treffpunkt für alle Bürger in St. Georg wird.

Auch die Trinkergruppen am Hauptbahnhof sind immer wieder ein Thema. Ist das ein Problem?

Droßmann: Ja, denn der Hauptbahnhof sollte eine Visitenkarte für die Stadt sein. Und Trinkgelage müssen hier nicht sein. Deshalb unterstütze ich das Anliegen der Bezirkspolitik, in der Nähe des Hauptbahnhofs einen „Trinkerplatz“ einzurichten, der entsprechend abgetrennt und hergerichtet werden müsste. Das könnte dann auch für die Trinker vom Hansaplatz ein Anlaufpunkt sein. Natürlich müsste es hier dann auch aufsuchende Straßensozialarbeit geben, um den Menschen Hilfsangebote zu machen.

Was muss sonst noch am Hauptbahnhof passieren?

Droßmann: Die Verkehrsführung muss verändert, der Hachmannplatz umgestaltet werden. Da ist die Stadt, aber auch die Deutsche Bahn gefragt. Das gilt insbesondere auch für die dringend notwendige Erweiterung des Hauptbahnhofs.

Der Bezirk Mitte ist auch die Eventhochburg der Stadt. Hafengeburtstag, diverse Sportveranstaltungen und die Harley Days sind nur einige Beispiele. Können Sie die Sorgen der Anwohner verstehen?

Droßmann: Ja, und auch hier setze ich auf mehr Bürgerbeteiligung. Ich nehme die Kritik der Anwohner sehr ernst, und man muss die einzelnen Punkte dann mit den Veranstaltern besprechen, damit diese nachbessern. Zudem muss natürlich auch die Frage erlaubt sein, wie viele Großveranstaltungen Mitte eigentlich verkraften kann.

Was wäre die Alternative?

Droßmann: Es gibt in Hamburg noch sechs weitere Bezirke. Man könnte doch prüfen, inwiefern einzelne Events dorthin umziehen könnten. Wichtig wäre, dass es eine zentrale Stelle in der Stadt gibt, die sich um sämtliche Genehmigungen kümmert. Momentan sind mehrere Behörden involviert, und das macht die Koordination nicht gerade einfacher.

Wie sehen Sie die Entwicklung der HafenCity?

Droßmann: Positiv. Hier entsteht ein pulsierender Stadtteil mit viel Wohnraum für jede Einkommensschicht. Allerdings müsste die Verzahnung zwischen Innenstadt und HafenCity noch besser funktionieren. Denn davon würden alle profitieren, schließlich sind die Wege kurz. Allerdings müsste mehr unternommen werden, zum Beispiel durch eine bessere Ausschilderung, die Besucherströme zwischen der Innenstadt und der HafenCity besser zu lenken.

Als Bezirksamtsleiter tragen Sie die Verantwortung für rund 1500 Mitarbeiter. Was haben Sie sich vorgenommen?

Droßmann: Ich möchte meinen Mitarbeitern einen attraktiven Arbeitsplatz bieten, erwarte aber auch, dass sie sich als Dienstleister für die Bürger sehen.

Das Bezirksamt Mitte zieht 2017 vom Klosterwall an die Caffamacherreihe. Eine gute Entscheidung?

Droßmann: Ja, denn hier wird alles moderner werden, und wir können in puncto Service neue Maßstäbe setzen. Die Zeit der verstaubten Amtsstuben in einem baufälligen Gebäude ist dann endgültig vorbei.