Hamburg. Die vom Landgericht Anfang Juni ausgesetzten Haftbefehle wurden in nächster Instanz wieder angeordnet und nun vollstreckt.

Nach den zahlreichen sexuellen Übergriffen in der Silvesternacht sitzen drei Tatverdächtige erneut in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft hatte bereits im April Anklage gegen einen 22-jähriger Marokkaner, einen 23-jährigen Algerier und einen 26-jährigen Iraner erhoben, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag mitteilten. Das Landgericht hatte die Haftbefehle Anfang Juni aufgehoben, da nach dessen Auffassung kein dringender Tatverdacht gegen die Beschuldigten bestand.

Nach einer Beschwerde der Staatsanwaltschaft Hamburg ordnete das Oberlandesgericht Mitte Juli wieder U-Haft an. Zivilfahndern gelang es, alle drei Beschuldigten erneut festzunehmen. Ihnen werden gemeinschaftliche sexuelle Nötigung, versuchter Raub und Beleidigung vorgeworfen.

Erinnerungslücken erschweren einen laufenden Prozess

Unterdessen haben im Prozess um einen Sex-Angriff an Silvester in Hamburg die betroffene 19-Jährige und ihre beiden Begleiter eingeräumt, sich nicht genau an die Nacht erinnern zu können. Zuletzt sahen sich die drei im Club „Mash Up“, berichteten die Zeugen vor dem Landgericht am Montag. Beide Männer gaben an, zu dem Zeitpunkt stark alkoholisiert gewesen zu sein.

Der etwa 19 Jahre alte Flüchtling aus Afghanistan ist angeklagt, die junge Frau am Neujahrsmorgen in der Nähe des Bahnhofs Stellingen sexuell genötigt und verletzt zu haben. Seine beiden Freunde sagten aus, vor der 19-Jährigen den Club verlassen zu haben. Was danach geschah, konnte teilweise anhand von Videomaterial der Bahnhofsüberwachungskameras rekonstruiert werden. Hier sehe man das Opfer mit dem Angeklagten sowie einer Gruppe anderer junger Männern am S-Bahnhof Reeperbahn einsteigen und am Stellinger Bahnhof wieder aussteigen.

Die Richterin gab an, dass die Frau am vergangenen Prozesstag, an dem die Öffentlichkeit ausgeschlossen war, ausgesagt habe, sich kaum noch an die Nacht erinnern zu können. Zwei Polizeibeamte sagten aus, den mutmaßlichen Täter am frühen Silvesterabend kurzzeitig in Gewahrsam genommen zu haben. Der Mann habe wiederholt eine Absperrung übertreten, die wegen der Überfüllung auf dem Kiez aufgestellt worden war. Sie berichteten, der Angeklagte habe nach der Festnahme lautstark geweint. Für den nächsten Verhandlungstermin am 2. August sind fünf weitere Zeugen geladen