Neustadt. Mit dem Modesalon Hoffmann schließt eine weitere Institution an der Einkaufsmeile. Dafür eröffnen bald drei Ketten neue Filialen.
Das Verschwinden der Traditionsgeschäfte am Neuen Wall geht weiter. Auch der Modesalon Hoffmann wird demnächst schließen. In den Räumen soll nach Abendblatt-Informationen eine Filiale von WMF eröffnet werden, dazu kommen demnächst zwei weitere Neueröffnungen von internationalen Ketten an der Luxusmeile.
Der Modesalon Hoffmann steht wie kaum ein anderer für Hamburger Tradition: Erst im vorigen Jahr wurde der 125. Geburtstag mit einer großen Modenschau und mehr als 600 Gästen im Luxushotel Grand Elysée an der Rothenbaumchaussee gefeiert. Die Damen der Hamburger Gesellschaft halten diesem Geschäft seit Jahrzehnten die Treue.
Vor allen in den 50er- und 60er-Jahren ließen sich dort auch viele bekannte Künstler einkleiden. Der feine Laden ist bekannt für Kleider, Kostüme und Abendroben exklusiver Designer sowie für hochwertige Wäsche. Die Einrichtung mit wertvollen Antiquitäten ist gediegen, und den Kundinnen wird auf Wunsch Champagner gereicht.
„Das ist alles so traurig“
Doch nach Abendblatt-Informationen dürfte diese Ära im kommenden Jahr enden und damit ein weiterer Traditionsladen vom Neuen Wall verschwinden. Die geschäftsführende Gesellschafterin Rita Feldmann möchte am liebsten gar nicht über dieses Thema sprechen: „Das ist alles so traurig. Außerdem ist es doch noch ein Jahr hin“, sagte Feldmann dem Abendblatt. Aber für die vielen Stammkundinnen gibt es Hoffnung: „Wir wollen irgendwie weitermachen an einem neuen Standort“, so die Geschäftsfrau.
Der Nachmieter für die Geschäftsräume am Neuen Wall 10 steht bereits fest: WMF wird hier im Sommer 2017 einen Shop eröffnen. Die Firma mit Hauptsitz in Geislingen in Baden-Württemberg ist vor allen Dingen auf hochwertiges Besteck spezialisiert.
Ein Unternehmenssprecher sagte auf Abendblatt-Anfrage: „Der beliebte Standort inmitten der belebten Innenstadt mit hoher Besucherfrequenz ist für uns als Premium-Marke ideal. Und sicherlich wird auch WMF zur Attraktivität des dortigen Einkaufserlebnisses beitragen.“ Nur ein paar Meter entfernt gibt es bald einen weiteren neuen Mieter: Der dänische Schuhhersteller Ecco zieht in den ehemaligen Montblanc-Shop ein, der inzwischen auf eine deutlich größere Fläche mit der Hausnummer 52 umgezogen ist.
Ebenfalls aus Dänemark kommt ein weiterer Neuzugang: 1500 Quadratmeter hat das Wohndesign-Kaufhaus Illums Bolighus am Neuen Wall 54 angemietet. Es ist die erste Filiale in Deutschland, bislang ist das Unternehmen in Dänemark, Norwegen und Schweden vertreten.
„Erstklassige Lage“
Was den Ausschlag für das Unternehmen gab, sich hier am Neuen Wall niederzulassen, erläutert Hans-Joachim Barkmann, Geschäftsführer der MEAG, die die Fläche vermietet: „Die erstklassige Lage, die qualitative Ausstattung und das flexible Nutzungskonzept des Objekts am Neuen Wall bilden eine herausragende Basis für die erste Illums-Bolighus-Filiale in Deutschland.“
Allerdings war es zunächst schwierig, das Ladengeschäft neu zu vermieten. Das Möbelhaus Habitat hatte die Fläche bereits im Sommer 2014 verlassen und am Großen Burstah ein neues Geschäft eröffnet. Mit Ecco, Illums Bolighus und WMF kommen drei weitere Ketten an den Neuen Wall. Inhabergeführte Geschäfte wie der Modesalon Hoffmann sind hier inzwischen eine Rarität. Immer mehr Traditionsläden schließen oder ziehen um: Das traditionsreiche Einrichtungshaus Bornhold – seit 1949 an dem Standort – verlässt den Neuen Wall (wir berichteten) und zieht im Herbst am Alsterufer in einen Neubau auf 1200 Quadratmetern Fläche.
Einen Nachmieter für die rund 1800 Quadratmeter große Fläche gibt es dem Vernehmen nach noch nicht. Seine Entscheidung für den Umzug hatte Inhaber Wilko Schwitters gegenüber dem Abendblatt so begründet: „Dass wir umziehen, war für mich schon längere Zeit klar. Denn zu den neuen Konditionen wäre die Fläche am Neuen Wall für uns nicht mehr wirtschaftlich gewesen.“
Familienunternehmen FahnenFleck verlässt den Standort
Am Neuen Wall sollen Spitzenmieten von bis zu 330 Euro pro Quadratmeter bezahlt werden, beispielsweise von einem Juwelier. Mit Steinbrück Pelze schließt eine weitere Institution am Neuen Wall. Das Geschäft soll aber offensichtlich weiter in der Hansestadt präsent bleiben.
Auch das Hamburger Familienunternehmen FahnenFleck verlässt den Standort, weil das Gebäude abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wird. Das auf Karnevalsartikel und Kostüme spezialisierte Geschäft wird Ende März 2017 schließen, hat aber bereits einen Mietvertrag für eine neue Ladenfläche in der Innenstadt unterschrieben.
Für Philipp Hass, Vermietungschef für Einzelhandel beim Immobiliendienstleister CBRE, ist die Neuausrichtung keine Überraschung: „Seit Jahren ist die Entwicklung zu beobachten, dass inhabergeführte Geschäfte aus den erstklassigen Lagen verschwinden und auf diese Flächen Filialisten eröffnen.“ Branchenexperte Philipp Hass sagt: „Die Ketten sind bereit, die hohen Mieten in den stark frequentierten Eins-a-Lagen zu bezahlen, die sich inhabergeführte Geschäfte häufig nicht mehr leisten können.“ Deshalb siedelten sich diese häufiger in Einkaufspassagen an, dort seien die Mieten deutlich niedriger, die Nachfrage aber trotzdem groß.