Hamburg. Stiftung kauft Anteil des Miteigentümers Wolf Richter, der zuvor mit Rocko Schamoni um die Ausrichtung des Kultclubs gestritten hatte.

Nach einer Reihe von Hiobsbotschaften mit dem Höhepunkt des Großfeuers im Februar gibt es für die Anhänger des Golden Pudel Clubs eine positive Nachricht: Die Zwangsversteigerung der Kultstätte am Fischmarkt kann offenbar verhindert werden. Möglich macht dies der Kauf von Anteilen des Miteigentümers Wolf Richter durch die Mara & Holger Cassens Stiftung, wie der Golden Pudel Club im Verbund mit Park Fiction und dem Pudel Verein für Gegenkultur e.V. (VerFüGe) am Montag mitteilte.

"Mit größter Freude, Herzrasen und Wahnwitz darf der Golden Pudel Club verkünden: Das mit ihm verwachsene Stückchen Erde, mit dem Namen St. Pauli Fischmarkt 27, konnte den hitzigen Klauen einer drohenden Zwangsversteigerung entrissen werden", heißt es in der Mitteilung, die auch auf der Facebook-Seite der Initiativen veröffentlicht wurde. Dort wurde die Kunde von den Unterstützern des Clubs geradezu euphorisch aufgenommen.

Die Entscheidung sei erst an diesem Wochenende gefallen, heißt es gegenüber dem Abendblatt aus dem Golden Pudel Club. Vorausgegangen seien dem Ergebnis "harte Verhandlungen". Die Stiftungsidee habe man jedoch schon seit längerer Zeit verfolgt. "Dass es jetzt geklappt hat, kommt für uns alle überraschend. Wir sind sehr erleichtert und wollen diese tolle Nachricht natürlich mit allen teilen, die uns so unterstützt haben." Nun sei alles in trockenen Tüchern, ein Zurück gebe es nicht mehr.

Versteigerung nach Brand verschoben

Um die Ausrichtung des Golden Pudel hatte es einen lang anhaltenden Streit der Miteigentümer Richter und Rocko Schamoni gegeben. Ersterer hatte zunächst eine einstweilige Verfügung erwirkt, die jegliche Veränderungen und Bauarbeiten an dem Gebäude untersagen sollte. Mitte April wurde die Verfügung durch das Amtsgericht Altona aufgehoben. Schamoni und Richter waren bis zuletzt in einer GbR verbunden, die die Räume im Erdgeschoss an den Golden Pudel Music Club verpachtet.

Der Golden Pudel Club war in der Nacht zum 14. Februar abgebrannt. Zuvor war aufgrund der gerichtlichen Auseinandersetzung der Eigentümer eine Versteigerung des Gebäudes mit einem Verkehrswert von 510.000 Euro angesetzt worden. Der ursprünglich für den 20. April angesetzte Termin war nach dem Brand allerdings aufgehoben worden, weil ein neues Gutachten erstellt werden musste.

Auch Schamonis Anteil soll übergehen

In der Zwischenzeit errichteten die Betreiber und das Park-Fiction-Komitee neben dem abgebrannten Haus einen neuen Mini-Pudelsalon, von dem aus Pläne für den Wiederaufbau des Szenetreffs ausgearbeitet wurden. Demnach solle das Obergeschoss ohne „Schicki-Micki-Gastronomie“ saniert werden. Dort hatte einst Richter sein Café Oberstübchen betrieben - nach Ansicht der Pudel-Anhänger allerdings zu kommerziell.

Genaue Details zum Ankauf des Richter-Anteils durch die gemeinnützige Stiftung sollen bei einer Pressekonferenz am Dienstag bekanntgegeben werden. Der Anteil des Musikers Rocko Schamoni werde irgendwann ebenfalls in die Gemeinnützigkeit übergehen, sagte Schamonis Anwalt Martin Klingner in einer ersten Stellungnahme. Wann das Gebäude am Fischmarkt wieder aufgebaut werden soll, ist indes noch unklar. Derzeit sei man noch in Gesprächen innerhalb des Pudel-Kollektivs, heißt es von Seiten des Clubs.